Forum: Markt Rückruf wg. Fakes/Plagiaten bei Reichelt / Schukat


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von W.P. K. (elektronik24)


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Gerade habe ich beigefügtes Schreiben erhalten. Das Reichelt bei div. 
Bauteilen schonmal zweifelhafte Qualität verkauft, war ja nichts neues 
für mich - das habe ich schon oft genug erlebt. Das aber so viele 
Bauteile als Plagiate von Schukat geliefert wurden, schockiert mich 
allerdings. Natürlich kann auch einem Distributor auch mal was 
untergejubelt werden, aber so viele verschiedene Bausteine, von 
unterschiedlichen Herstellern? Ich ging eigentlich davon aus, dass ein 
vernünftiger Distributor seine Ware direkt vom Hersteller bezieht. 
Schukat ist eigentlich ein Distributor, dem ich bislang vertraut habe. 
Das bleibt sicher nicht folgenlos.

: Bearbeitet durch User
von Christian M. (likeme)


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interessant, vor allem weil sich Reichelt sogar noch darum kümmert und 
das nicht unter den Teppich kehrt.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Christian M. schrieb:
> interessant, vor allem weil sich Reichelt sogar noch darum kümmert und
> das nicht unter den Teppich kehrt.

Noch interessanter, da Reichelt sich eigentlich den Ruf erarbeite hat 
gerne ungefragt Ersatztypen zu liefern die irgendwie so ähnlich sind wie 
das Bauteil im Katalog. Jeder Kauf eine Wundertüte.

Dieser Rückruf klingt danach, dass mehr passiert ist als dass sich ein 
kleiner Privatkunde über Ersatztypen beschwert hat.

von Soul E. (Gast)


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Die Ursache dieser Fehlbelieferung mag noch zu klären sein. In jedem 
Fall finde ich es ausgesprochen anständig, dass Reichelt unverzüglich 
seine Kunden informiert hat. Das hätte ich von den aktuellen Eigentümern 
nicht unbedingt erwartet. Damit bekommt der Laden doch wieder ein paar 
Pluspunkte!

von Walter T. (nicolas)


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Die MAX232 von TI sind nicht dabei.

von Bernd G. (Gast)


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Sieh an, Schukat also auch.
Ist aber egal, ich kaufe dort schon seit Jahren nichts mehr.
+1 für Reichelt

von W.P. K. (elektronik24)


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Hannes J. schrieb:
> Dieser Rückruf klingt danach, dass mehr passiert ist als dass sich ein
> kleiner Privatkunde über Ersatztypen beschwert hat.
Ja, das glaube ich auch. Vor allem der Passus: "haben Sie die Bauteile 
bereits verarbeitet, bitten wir Sie diese sofort außer Betrieb zu 
setzen". Glücklicherweise geht es bei mir nur um einen Prototypen. Aber 
was, wenn ich bereits mehrere hundert Module produziert und ausgeliefert 
hätte ... und mein Kunde diese Module seinerseits verbaut und 
ausgeliefert hätte. Der Schaden kann in die hunderttausende gehen. Wer 
zahlt so etwas?

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Walter T. schrieb:
> Die MAX232 von TI sind nicht dabei.

Hast du aber glück gehabt :-)
Oder doch nicht?
War da nicht so ein Thread?
Beitrag "MAX232 CPE PDIP Fake"
Waren die etwa von "R"?

von Walter T. (nicolas)


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Patrick L. schrieb:
> War da nicht so ein Thread?

Nein, ich habe meinen eigenen Thread. Etwas älter und rustikaler.
Beitrag "MAX232 wird heiß"

von Ralf K. (ralf-aus-ka)


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Da gab's noch mehr schlecht nachgemachte Chips aus der MAX x232-Welt:
https://blog.heypete.com/2016/09/11/investigating-fake-max3232-ttl-to-rs-232-chips/

Gruß, Ralf

von Soul E. (Gast)


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Ralf K. schrieb:
> Da gab's noch mehr schlecht nachgemachte Chips aus der MAX x232-Welt:

Aber vom Chinesen. Bei europäischen Händlern konnte man, von solchen 
Unfällen mal abgesehen, einigermaßen sicher sein Originale zu erhalten.

Reichelt hat bei vielen Produkten keine Herstellerbindung. Du bekommst 
halt einen 555 von einem beliebigen Hersteller und nicht exakt den 
LM555CN/NOPB von TI. Aber üblicherweise ist drin was draufsteht.


Unfälle gibt es immer mal. Wir hatten vor Jahren von einem deutschen 
Quarzhersteller regelmäßig Bauteile für die Serienfertigung bezogen. 
Direkt vom Hersteller, ohne Distributor dazwischen. Trotzdem waren da 
zwei Lose Fälschungen dabei. D.h. die wurden von ihrem eigenen 
Produktionswerk beschissen.

von Oliver S. (oliverso)


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W.P. K. schrieb:
> Vor allem der Passus: "haben Sie die Bauteile
> bereits verarbeitet, bitten wir Sie diese sofort außer Betrieb zu
> setzen". Glücklicherweise geht es bei mir nur um einen Prototypen. Aber
> was, wenn ich bereits mehrere hundert Module produziert und ausgeliefert
> hätte ...

Steht doch auch da:
"Bitte nutzen Sie für Rücksendungen unseren kostenlosen Retourenschein"

Oliver
P.S. Die Ironietags kann man sich dazu denken...

von Soul E. (Gast)


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Irgendwo in den AGB wird stehen, dass die Haftung bei fehlerhafter Ware 
auf den Wert derselben begrenzt ist. Das ist fast immer so, auch bei 
Distribution und Direktvertrieb. Eben deshalb hat jede Firma eine 
Lieferantenqualität und führt Audits durch. Vertraue, aber prüfe.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Soul E.,

Soul E. schrieb:
> Unfälle gibt es immer mal. Wir hatten vor Jahren von einem deutschen
> Quarzhersteller regelmäßig Bauteile für die Serienfertigung bezogen.
> Direkt vom Hersteller, ohne Distributor dazwischen. Trotzdem waren da
> zwei Lose Fälschungen dabei. D.h. die wurden von ihrem eigenen
> Produktionswerk beschissen.

ich hatte vor einiger Zeit Handbremsbeläge vom deutschen 
Markenhersteller (Textar) bei einem deutschen Ebay-Großhändler bestellt.

Die passten nicht!
Eine Rückfrage beim Hersteller ergab, dass die gefälscht waren - ein 
kleiner Fehler im Druck des Logo-Aufklebers, das Hologramm war aber 
korrekt!

Ich bat den Grossisten um Rücknahme, der zustimmte und mir prompt 
mitteilte, er habe die Teile bei Textar direkt gekauft und könnte auch 
die Sendung nachweisen!

Offensichtlich gibt es Parallelen zu Deiner Erfahrung...

von Maik .. (basteling)


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Dass mindestens ein mir bis dahin seriös erscheinender Breitspektrums - 
Katalogdistributor teils bei Brookern beschafft - hatte ich mal vor 10 
Jahren bei einer  Herstellerdistributor - Abendveranstaltung nach viel 
Bespaßung und Alkohol erfahren. Das hatte da wem die Zunge gelockert. 
Intern kamen die dann schonmal auf meine persönlich 
Nichtlieferantenliste.
Interessant  - dass das dann auch irgendwann mal hochgeht - da hat das 
Bauchgefühl mal wieder recht gehabt....

--

Erbärmlich finde ich den langen Zeitraum von mehr als einem halben Jahr 
zwischen Erstauslieferung der ge-/ver-fälschten Teile und der Meldung an 
die Kunden.

--

Über Reichelts Liefertermin-Verschiebetaktik hatte ich mich ja schon 
genug geärgert. Das hier ist der fehlende Sargnagel, dass ich dort nie 
mehr bestellen werde. Mal schauen ob ich noch nen Printkatalog von denen 
hier habe. Der kommt dann gleich beim aus dem Büro gehen ins Altpapier.

Beitrag #6759619 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6759627 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Peter M. (r2d3)


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Hallo Maik,

Maik .. schrieb:
> Dass mindestens ein mir bis dahin seriös erscheinender Breitspektrums -
> Katalogdistributor teils bei Brookern beschafft - hatte ich mal vor 10
> Jahren bei einer  Herstellerdistributor - Abendveranstaltung nach viel
> Bespaßung und Alkohol erfahren. Das hatte da wem die Zunge gelockert.

Gibt es den Begriff "Katalogdistributor"?

Ich als Nicht-Fachmann kenne nur Distributoren und Elektronik-Händler.
Digikey und Mouser sind z.B. Distributoren, weil Sie z.B. bei den mich 
interessierenden Chipherstellern als Distributor gelistet sind.

Der Distributor verkauft dort wo er beim Hersteller als Distributor 
gelistet ist nur Ware vom Hersteller - nach meinem Verständnis.

Reichelt und Conrad sind nur Händler. Ich kenne keinen Hersteller, der 
Reichelt und Conrad als Distributoren listet.

Ich habe den Eintrag, dass Reichelt Nachbauteile, z.B. ICs zwar nicht 
explizit kennzeichnet, aber diese Information durch Verlinkung des 
Datenblatts des Herstellers kennzeichnet, also z.B: BD239C mit 
Verlinkung auf Inchange als Hersteller:

https://www.reichelt.de/bipolartransistor-npn-100v-2a-30w-to-220-bd-239c-p5126.html?&nbc=1

von Christian E. (cerker)


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Inzwischen scheint Reichelt das öfter zu kennzeichnen (im verlinkten 
Artikel steht unter Hersteller "Inchange").

Häufiger gibt es auch einen "generischen" Artikel, da bekommt man halt 
was gerade billig irgendwo abgefallen ist (kann auch Marke sein, man 
weiß aber halt nicht welche) .. und etwas teurere, dafür als z.B. ST 
oder TI spezifizierte Artikel.

Bisher hab ich da auch den versprochenen Artikel bekommen, die 
generischen waren entweder Inchange/CDIL ... oder auch mal viele Jahre 
alte Restposten (wo ich bei HF-Transistoren nichts gegen hatte, das 
waren echte Motorola/Fairchild die für Hobbyzwecke, wo RoHS und perfekte 
Automatenlötung nicht so wichtig sind, einwandfrei funktionierten).

Gruß,
Christian

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Christian E. schrieb:
> Inzwischen scheint Reichelt das öfter zu kennzeichnen (im
> verlinkten
> Artikel steht unter Hersteller "Inchange").


Ich frag mich nur, aus aktuellem Anlass, wie schaft es jemand der wohl 
kaum 100'000 Stück aufs mal beim Hersteller direkt bestellt, es zu einem 
Stückpreis für unter der Hälfte zu verkaufen, was der preis bei 100'000 
Stk ist und dann auch noch was verdient dabei?

Rätsel über Rätsel Hmmmm....

von Uwe B. (Firma: TU Darmstadt) (uwebonnes)


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Peter M. schrieb:
> Gibt es den Begriff "Katalogdistributor"?

Fuer mich sind das Distributoren, die im Web oder im Katalog einen Preis 
stehen haben und nicht "Call"

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Peter M. schrieb:
> Gibt es den Begriff "Katalogdistributor"?

Das ist ein durchaus gängiger Slang-Begriff bei beruflich damit 
befassten Elektronikanwendern (Entwickler/Einkäufer) und einigen 
Hobbyisten.
Auch wenn in Zeiten der Webauftritte und Online-Shops und 
Übernahmen/Zusammenschlüsse die Grenzen immer mehr verschwimmen

> Ich als Nicht-Fachmann kenne nur Distributoren und Elektronik-Händler.
> Digikey und Mouser sind z.B. Distributoren, weil Sie z.B. bei den mich
> interessierenden Chipherstellern als Distributor gelistet sind.
JA - Richtig. Gleichzeitig bieten die aber ein breites Sortiment an 
Bauteilen als auch in Kleinststückzahlen "von der Stange" zum Kauf an. 
Bis vor kurzem wurden die Kunden dazu mit echt dicken schweren Katalogen 
mit sehr vielen dünnen Seiten bedacht.
Daher sind Digikey und Mouser das Paradebeispiel von dem was man unter 
einem Katalogdistributor versteht. RS und Farnell machen das Quartett 
dann komplett.
Hier muss man natürlich auch immer genauer schauen. Nur weil solcher 
Katalogdistri für einen großen Teil seiner Produktpalette (bzw. der von 
ihm gehandelten Hersteller) tatsächlich offizieller Distributor ist muss 
das nicht für die ganze Produktpalette/alle von ihm verkauften 
Hersteller so sein. Und für die Produkte für die er kein Distributor ist 
gilt auch nur dasselbe wie bei jedem anderen beliebigen 
Elektronik-Wiederverkäufer. Da kann es durchaus sein das diese Produkte 
frei am Markt eingekauft werden.
(Bei Produkten für die sich jemand offiziell als Distributor ausgibt 
erwarte ich hingegen, dass so lange nicht explizit darauf hingewiesen 
wird das es anders ist, alle gelieferten Teile über die offizielle 
Lieferkette des Herstellers ins Lager gekommen sind. Und ich würde mal 
vermuten das es auch Teil des Vertrages des Distris mit dem Hersteller 
ist das er nur Ware dieses Herstellers weiterverkaufen darf die vom 
Hersteller selbst geliefert wurden)

Im Gegensatz dazu gibt es dann die Distributoren die keinen (oder 
zumindest bis vor kurzem) Webshop und/oder Katalog hatten. Wo man 
einfach nur wusste das die im Gebiet Z für Hersteller Y der Distributor 
sind. Da hat man dann Angerufen, sich ein Angebot für x-VE des Bausteins 
machen lassen und dann zu den Bedingungen des konkreten Angebotes 
bestellt oder nicht.
Die haben aber zumeist auch wirklich nur die Hersteller im Programm für 
die Sie auch offizieller Distributor sind.

Beispiele hier:
Semitron (z.B. für Microchip/AD)

Solid State Supplies Ltd
(Habe da zuletzt Allegro Stepper treiber (ehemaliges Sanken Produkt) 
gekauft, stehen aber jetzt nicht mehr bei Allegro in der Distri Suche.
Aber in der aktuellen Lagerbestandsliste wird deren Bestand noch 
abgefragt. Farnell hat interessanterweise diese Teile wohl zumindest 
TEILWEISE über die bezogen wie ich mal in einer Email sehen konnte wo 
ein Teil des Farnell internen Verlaufs noch mit dabei war. Eben wegen 
dieser Bausteine SLA7026 )

Atlantik Elektronik (z.B. für Holtek)

Aber die Liste wird kleiner, einige sind von den größeren geschluckt 
(wie EBV das jetzt zu AVnet gehört) oder haben selbst immer 
umfangreichere Webshops (futureelectronics oder auch Rutronik)
Die beiden von mir genannten Beispiele Atlantik elektronik und SSSL 
haben ja auch schon einen Webshop...


Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von René F. (Gast)


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Patrick L. schrieb:
> Ich frag mich nur, aus aktuellem Anlass, wie schaft es jemand der wohl
> kaum 100'000 Stück aufs mal beim Hersteller direkt bestellt, es zu einem
> Stückpreis für unter der Hälfte zu verkaufen, was der preis bei 100'000
> Stk ist und dann auch noch was verdient dabei?
>
> Rätsel über Rätsel Hmmmm....

Würde mich nicht wundern, haben mal einen relativ speziellen und teuren 
(>40€) Chip direkt bei NXP bezogen, der hat in geringen Stückzahlen (ich 
bilde mir ein es waren 196 Stück) nur 1/3 der 1000er Staffelung von den 
Distributoren gekostet, wenn Reichelt genügend Umsatz bei seinem 
Lieferanten macht, kommt dieser auch bei Produkten mit nur geringer 
Abnahme preislich garantiert entgegen.

Unser EMS’ler hat uns beispielsweise erzählt, eine 7“ Rolle 0603 
Keramikkondensatoren bezieht er für ca. 2€ und das ist auch nur ne 50 
Mann Bude.

Ich würde zwar auch keine Bauteile für die Produktion bei Reichelt 
beziehen, ich denke aber trotzdem, das Reichelt einen guten Umsatz mit 
elektronischen Bauelementen macht.

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Hannes J. schrieb:
> Christian M. schrieb:
>> interessant, vor allem weil sich Reichelt sogar noch darum kümmert und
>> das nicht unter den Teppich kehrt.
>
> Noch interessanter, da Reichelt sich eigentlich den Ruf erarbeite hat
> gerne ungefragt Ersatztypen zu liefern die irgendwie so ähnlich sind wie
> das Bauteil im Katalog. Jeder Kauf eine Wundertüte.
>
> Dieser Rückruf klingt danach, dass mehr passiert ist als dass sich ein
> kleiner Privatkunde über Ersatztypen beschwert hat.

Meine Vermutung: Jemand hat beim Hersteller nachgefragt ob das Teil 
original ist, dieser hat sich dann an Reichelt gewandt um seine Rechte 
zu wahren. Reichelt hat gar keine andere Möglichkeit als einen Rückruf 
zu starten, sonst sind sie selber noch dran.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Maik .. schrieb:
> Dass mindestens ein mir bis dahin seriös erscheinender Breitspektrums -
> Katalogdistributor teils bei Brookern beschafft - hatte ich mal vor 10
> Jahren bei einer  Herstellerdistributor - Abendveranstaltung nach viel
> Bespaßung und Alkohol erfahren. Das hatte da wem die Zunge gelockert.
> Intern kamen die dann schonmal auf meine persönlich
> Nichtlieferantenliste.
> Interessant  - dass das dann auch irgendwann mal hochgeht - da hat das
> Bauchgefühl mal wieder recht gehabt....

Die Frage dabei ist aber doch ob das "Beschaffen bei Brookern" nur für 
die Hersteller galt mit denen keine Distributionsverträge existieren 
oder ob tatsächlich auch Ware für die diese angeblich Distributor sind 
ebenfalls so beschafft wird.
Letzteres wäre natürlich ein starkes Stück. Ersteres ist unschön, da 
müssen wir aber einfach davon ausgehen das dies öfter vorkommt. Und auch 
wenn man, woher auch immer, sicher weiß das ein Händler das bisher nicht 
gemacht gibt das keine Garantie dafür das es morgen/nach einem wechsel 
des Einkäufers/des Managements/oder des Eigentümers noch immer so sein 
wird.

Ist immer eine Abwägungssache. Kommt es wirklich darauf an, dann muss 
man um sicher zu sein die Ware entweder direkt beim Hersteller oder 
ausschließlich bei einem vom Hersteller ausdrücklich genannten 
Distributor beziehen.
Und selbst das bietet keinen 100,00% Schutz, denn:

Soul E. schrieb:
> Unfälle gibt es immer mal. Wir hatten vor Jahren von einem deutschen
> Quarzhersteller regelmäßig Bauteile für die Serienfertigung bezogen.
> Direkt vom Hersteller, ohne Distributor dazwischen. Trotzdem waren da
> zwei Lose Fälschungen dabei. D.h. die wurden von ihrem eigenen
> Produktionswerk beschissen.

Ja, so etwas kann passieren... Wobei dieses Szenario für mich am ehesten 
danach klingt als wenn der tatsächliche Produzent entweder aus 
Kapazitätsgründen (oder schlimmer:) um Kosten zu sparen einfach Ware 
zugekauft hat/bzw. Fremdproduzieren liess statt wie bisher selbst zu 
produzieren. Und das ist Schiefgegangen. Aber du wirst da besser 
informiert sein.

Und selbst wenn die Beteiligten Firmen in der Kette alle grundsätzlich 
vertrauenswürdig sind und sauber arbeiten wollen, so ist das noch immer 
keine 100% Garantie dafür das keinesfalls Minderwertige Ware/Fakes den 
Weg in die Lieferkette finde. Es reicht ja schon ein krimineller 
Mitarbeiter sofern er die Mittel dazu hat. Das kann auch ein 
Lagermitarbeiter oder LKW Fahrer sein. Die Produktion von Counterfeit-IC 
ist mittlerweile ein eigener Wirtschaftszweig. Das geht von 
Stümperhaftesten Fälschungen von billigst IC (wo man glauben könnte 
jemand hätte die Bausteinbeschriftung Freihand graviert), über 
wiederaufbereitete aber als neu verkaufte Bauteile bis hin zu 
Professionell nachgebauten hochwertigen IC welche die origignal - Specs 
sogar in den meisten Teilen einhalten. Das ist viel organisierte 
Kriminalität und da steckt massiv Kapital drin.
Und wenn da ein Vertreter einer entsprechenden Fälscherorganisation dann 
einem Lagerarbeiter der umgerechnet ein paar Euro im Monat verdient ein 
paar Pakete mit (nicht auf dem ersten Blick erkennbaren) Fälschungen 
zusammen mit einem Bündel Dollar in die Hand drückt damit er die gegen 
Originalware austauscht, dann wird das fpr den einen oder anderen ein 
verlockendes Angebot sein. Zumal der Austausch ja nicht sofort auffällt 
und im Idealfall (für den Arbeiter) niemals herauskommt wie die 
Fälschungen ins System gekommen sind. -> Überschaubares Risiko, viel 
geringer als bei einfachem Diebstahl.
Und die Fälscherorganisation hat am Ende dann ein paar hundert Trays mit 
µC/AD Wandlern o.ä. von denen jeder einzelne einen zweistelligen 
Dollarbetrag wert ist und die jeden Test auf Echtheit bestehen.

Das ist ja auch der Grund warum ich damals, obwohl selbst nicht 
betroffen und bei der Beschaffung von Bauteilen für Serienproduktion 
sowieso vorzugsweise auf Distributoren setzend, als FTDI die Masche mit 
dem nachträglichen Ausknipsen von Nachbauten per Treiberupdate 
geschrieben habe das dies ein Warnschuss für alle Entwickler sein sollte 
eine Fa. die solcherlei Dinge unternimmt wann immer auch nur irgendwie 
möglich aus seinen Designs rauszulassen.
Beitrag "Re: FTDI zerstört Fake Chips durch Windows-Update"

Gruß
Carsten

von Carsten S. (dg3ycs)


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Soul E. schrieb:
> Die Ursache dieser Fehlbelieferung mag noch zu klären sein. In jedem
> Fall finde ich es ausgesprochen anständig, dass Reichelt unverzüglich
> seine Kunden informiert hat. Das hätte ich von den aktuellen Eigentümern
> nicht unbedingt erwartet. Damit bekommt der Laden doch wieder ein paar
> Pluspunkte!

Wobei die Frage ist ob das jetzt überhaupt von Reichelt ausging oder ob 
die jetzt einfach nur im Zugzwang waren.
Es kann ja durchaus auch sein das dieses Problem von/über Schukat 
bemerkt wurde und Schukat seinerseits dann Reichelt als Kunden 
informiert hat!

In einem solchen Fall könnte es dann schon recht interessant werden wenn 
man das einfach unter dem Tisch fallen lässt und es kommt dadurch zu 
größeren Schäden die bei rechtzeitiger Information der Käufer vermutlich 
nicht passiert währen. Worst Case dürfte da dann ein Personenschaden 
sein (z.B. durch Brand)

Hat vielleicht jemand hier im fraglichen Zeitraum einen oder mehrere der 
aufgeführten IC über Schukat bezogen und kann sagen ob er vielleicht 
früher schon einen Rückruf erhalten hat oder auch nicht?

Wenn die Initiative von Reichelt selbst ausging, dann ist das natürlich 
lobenswert. Fehler können passieren, erst recht wenn dritte mit 
krimineller Energie dahinterstecken. Aber es kommt dann darauf an wie 
damit umgegangen wird.
Daher wäre es schon interessant da mehr zu erfahren ;-)
Aber darauf besteht wohl nur wenig Hoffnung.

Gruß
Carsten

von Bernd G. (Gast)


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> und das ist auch nur ne 50 Mann Bude.

Sei mal nicht so überheblich. Ich habe vor zwei Wochen eine 
30-Mann-Bude, um bei deiner Ausdrucksweise zu bleiben, besucht und war 
tief beeindruckt, was der Chef und seine MA dort auf die Beine gestellt 
haben.
Ich glaube nicht, dass du soetwas auf die Schnelle nachmachen kannst.
50 Mitarbeiter, die jeden Monat pünktlich ihr Gehalt sehen wollen, wären 
für mich eine nicht lösbare Herausforderung.

von Tim D. (Gast)


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Echt übel. Ich habe da schon länger nur selten was bestellt und nichts 
mehr seit ich vor 2 Jahren nicht funktionierende 74HC14 erhalten habe. 
Habe ewig den Fehler gesucht, bis ich einen funktionsfähigen Baustein 
von einer alten Platine lötete. Nach einigen Versuchen kam ich zu der 
Überzeugung, dass die Teile nicht kaputt sind, sondern wohl ein anderen 
Logikbaustein drinsteckt als drauf steht. Ich hab die Dinger noch hier 
liegen. Reichelt bringt's für mich eh nicht mehr. Kleinstmengen für mein 
Hobby bekomme bekomme ich oft schnell und günstig bei Ebay und als ich 
noch beruflich damit arbeitete habe ich größere Mengen schon immer 
anderweitig bestellt.

von René F. (Gast)


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Bernd G. schrieb:
>> und das ist auch nur ne 50 Mann Bude.
>
> Sei mal nicht so überheblich. Ich habe vor zwei Wochen eine
> 30-Mann-Bude, um bei deiner Ausdrucksweise zu bleiben, besucht und war
> tief beeindruckt, was der Chef und seine MA dort auf die Beine gestellt
> haben.
> Ich glaube nicht, dass du soetwas auf die Schnelle nachmachen kannst.
> 50 Mitarbeiter, die jeden Monat pünktlich ihr Gehalt sehen wollen, wären
> für mich eine nicht lösbare Herausforderung.

Das war keineswegs überheblich, arbeite selbst in einer Firma dieser 
Größe, die Aussage sollte verdeutlichen, das es kein EMS Dienstleister 
wie Foxconn ist, der Milliarden Baugruppen im Jahr fertigt, sondern ein 
KMU und trotzdem solche Konditionen im Einkauf bekommt.

Ich habe auch nie behauptet, das Unternehmen dieser Größe nicht ernst zu 
nehmen sind und ich es besser könnte und ein Milliarden-Imperium 
aufbauen könnte.

von Bernd G. (Gast)


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> Ich habe auch nie behauptet, das Unternehmen dieser Größe nicht ernst zu
> nehmen sind und ich es besser könnte

Dann ist ja alles in Butter. Die Bezeichnung "Bude" hat für mich etwas 
abwertendes. Vllt liegt es ja an mir.

von Peter M. (r2d3)


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Hallo Carsten S.,

Carsten S. schrieb:
> Peter M. schrieb:
>> Gibt es den Begriff "Katalogdistributor"?

danke für die Erklärung!
Jetzt hab' ich gelernt, was ein "Katalogdistributor" ist.

Das RS und Farnell Distributionsfunktionen wahrnehmen, wusste ich noch 
nicht.

Für alle anderen:
Die DSE-FAQ bietet leckeren, spannenden Schmökerstoff zum Thema 
Fälschungen.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Komisch, daß da gar keine 7805 dabei sind.
Von denen hat eine bekannte Firma welche bekommen,
wo die Kühlfahnen nur unwesentlich dicker waren als Alufolie.
War soweit ich das sehen konnte auch 'ne Lieferung vom großen R.

von René F. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Komisch, daß da gar keine 7805 dabei sind.
> Von denen hat eine bekannte Firma welche bekommen,
> wo die Kühlfahnen nur unwesentlich dicker waren als Alufolie.
> War soweit ich das sehen konnte auch 'ne Lieferung vom großen R.

Bedeutet aber nicht, das diese gefälscht sind, da wurde nur die 
„falsche“ Variante eingekauft

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ok, interessant. Wer baut so eine Scheiße, man hat ja beim "alten" TO220 
oft schon Probleme, die Bauteile mit genug Anpressdruck an den Kühler zu 
bekommen. Im Endeffekt wirds dann wieder teurer weil ich für die 
Flacheisen da einen besseren Kühlkörper brauche, am besten mit einer 
Klemme (so daß man die unnütze Schraublasche erst gar nicht braucht) und 
Kupfer-Unterlegplatte zur Wärmeableitung.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


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Ben B. schrieb:
> Wer baut so eine Scheiße,

Ohh die waren Oft auf PCB's direkt aufgelötet da sie rund 20% weniger 
kosten.

Wenn sie nicht grenz-wertig betrieben werden reichte das oft :-)

von René F. (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Ok, interessant. Wer baut so eine Scheiße, man hat ja beim "alten" TO220
> oft schon Probleme, die Bauteile mit genug Anpressdruck an den Kühler zu
> bekommen. Im Endeffekt wirds dann wieder teurer weil ich für die
> Flacheisen da einen besseren Kühlkörper brauche, am besten mit einer
> Klemme (so daß man die unnütze Schraublasche erst gar nicht braucht) und
> Kupfer-Unterlegplatte zur Wärmeableitung.

Naja die dual gauge Variante wird für Kühlkörpermontage wohl besser 
sein, wenn das Bauteil aber sowieso nur mit der Leiterplatte verschraubt 
wird, zur mechanischen Stabilität und das Teil weit weg von den absolute 
maximum ratings betrieben wird, reicht auch ein dünnes Blechle, es gibt 
ja auch die teurere vollisolierte Variante (TO220F), die hat auch einen 
höheren Wärmewiderstand, man muss halt abwägen, was das Richtige für den 
Anwendungsfall ist

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