Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Abhängigkeit des Ohmschen Widerstands von der Frequenz


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von Christopher (chris90)



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Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Ohmsche Widerstand abhängig ist 
von der Freqenz und hab daraufhin mal einen Versuch gestartet. Ich habe 
einen einfachen 3,3kOhm Metallschichtwiderstand an einen 
Funktionsgenerator gehängt und mittels Multimeter die Spannung und die 
Stromstärke gemessen.
Bis 10kHz bin ich in relativ kleinen Schritten gegangen.
Dabei ließ sich beobachten, dass sowohl die Stromstärke als auch die 
Spannung bis 1000Hz sank. Ab da stieg die Spannung zunächst wieder an 
und fiel dann wieder ab, sodass sich eine Parabelform ergab. Die 
Stromstärke hingegen bleib zunächst erstmal stabil und sank erst später 
wieder ab.
Für den errechneten Widerstand bedeutete dies zunächst ein stetiges 
Ansteigen bis er dann anscheinend relativ stabil blieb.

Grafisch dargestellt in den drei Diagrammen, die mit "klein" Beschriftet 
sind.

Dann ging ich mit 10.000 Hz Schritten bis 60kHz weiter und stellte fest, 
dass zunächst die Spannung bei 20kHz noch stabil blieb, allerdings der 
Strom deutlich kleiner wurde. Bei 30kHz wurde dann auch die Spannung 
kleiner. Der bis 10kHz noch relativ gleichgebliebene Widerstand stieg 
dann bis 60kHz stark an.

Grafisch dargestellt in den drei Diagrammen, die mit "groß" Beschriftet 
sind.

Nun sind meine Fragen:

1.) Warum sinkt von 10kHz auf 20kHz und weiter die gemessene Spannung so 
stark ab?

2.) Ist die Widerstandserhöhung ab 10kHz auf den Skineffekt 
zurückzuführen?

3.) Wie kann ich die Änderungen der Werte bis 10kHz interpretieren?

: Bearbeitet durch User
von Rüdiger B. (rbruns)


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Wie Frequenzabhängig ist das Messergebnis deines Multimeters?
Also auch am Generatorausgang messen!

von H. H. (Gast)


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Christopher schrieb:
> Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Ohmsche Widerstand abhängig ist
> von der Freqenz

Das ist er nicht, per seiner Definition.

Die parasitären Eigenschaften realer Widerstände kann man in 
entsprechenden Datenblättern nachlesen.

von Thomas R. (thomasr)


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Per Definition ist der "ohmsche Widerstand" nicht frequenzabhängig, wohl 
aber ein realer Widerstand weil er IMMER eine Zusammenschaltung von 
Widerstand, Kondensator und Induktivität ist. Damit ist seine Impedanz 
frequenzabhängig (wie eine Frequenzweiche).

Da spielen eine Menge Faktoren mit und daher gibt es spezielle Bauformen 
von Widerständen bei denen dieser frequenzabhängige Teil möglichst klein 
gehalten wird.

Dazu sind Bücher geschrieben worden und die Datenblätter der Widerstände 
zeigen auch diese Abhängigkeiten damit der Entwickler das für seine 
Anwendung berücksichtigen kann.

von Jens G. (jensig)


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Christopher schrieb:

> Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Ohmsche Widerstand abhängig ist
von der Freqenz ...

Mit Sicherheit nicht. Das, was davon abhängig ist, das sind die 
kapazitiven und induktiven Parasiten, die ein realer R haben kann.

> Dabei ließ sich beobachten, dass sowohl die Stromstärke als auch die
> Spannung bis 1000Hz sank. Ab da stieg die Spannung zunächst wieder an
> und fiel dann wieder ab, sodass sich eine Parabelform ergab. Die
> Stromstärke hingegen bleib zunächst erstmal stabil und sank erst später
> wieder ab.

Du hast die Frequenzabhängigkeit des Multimeters gemessen, nicht die des 
R. Bei den paar kHz wird der sich eins lachen ...

: Bearbeitet durch User
von Christopher (chris90)


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Alles klar, ich hab gerade einen Fehler gefunden.

Im Datenblatt des Multimeters habe ich mich verlesen, statt einer 
Bandbreite von 20kHz für die ACV-Messung hatte ich 200kHz gelesen. Gut, 
dass erklärt die Kurven ab 20kHz.


Das mit der Frequenzabhängigkeit hatte ich unter anderem hier gelesen:
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/1006221.htm

von Ben S. (bensch123)


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Deine Messungen sind für die Tonne, da deine Messeinrichtung mitnichten 
labortechnischen Standards entspricht (gehe ich ganz stark von aus).

Aber ja, auch ein normaler Widerstand hat kapazitive und induktive 
Parameter, das ist aber hinlänglich bekannt, spielt jedoch in der Praxis 
kaum eine Rolle. Außer evtl. im GHz Bereich.

: Bearbeitet durch User
von Christopher (chris90)


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Ben S. schrieb:
> Deine Messungen sind für die Tonne, da deine Messeinrichtung mitnichten
> labortechnischen Standards entspricht (gehe ich ganz stark von aus).


Wie sind die labortechnischen Standards?

von Jens G. (jensig)


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Christopher schrieb:
> Ben S. schrieb:
>> Deine Messungen sind für die Tonne, da deine Messeinrichtung mitnichten
>> labortechnischen Standards entspricht (gehe ich ganz stark von aus).
>
> Wie sind die labortechnischen Standards?

Ungefähr so wie hier:

https://external-preview.redd.it/qr4XbEQIRb3nCf2LApKYs99DFaFoC1PqYn1Em6DCdxA.jpg?auto=webp&s=c78d2ef3bde72c7d801f0cc4dde805af37ff4ad0

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Christopher schrieb:
> Dabei ließ sich beobachten, dass sowohl die Stromstärke als auch die
> Spannung bis 1000Hz sank.

Dann stimmt was mit Deinem Meßgerät nicht.
Ein Funktionsgenerator kann typisch bis 50Ω herab speisen. Bei 3300Ω muß 
die Spannung daher glatt wie ein Babypopo bleiben.
Und ob der Strom unter 1MHz schon merkbar variiert, glaube ich auch 
nicht.

Lies mal im Manual Deines Meßgerätes nacht, für welchen Frequenzbereich 
es ausgelegt ist und welcher Fehler dabei auftreten darf.

von Michael B. (laberkopp)


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Christopher schrieb:
> 3.) Wie kann ich die Änderungen der Werte bis 10kHz interpretieren

Kack-Messgeräte (und Generatoren).

Der Widerstand begrenzt den Strom immer gleich, auf jeden Fall bis weit 
in die Megahertz.

von Thomas R. (thomasr)


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Michael B. schrieb:
> Christopher schrieb:
>> 3.) Wie kann ich die Änderungen der Werte bis 10kHz interpretieren
>
> Kack-Messgeräte (und Generatoren).
>
> Der Widerstand begrenzt den Strom immer gleich, auf jeden Fall bis weit
> in die Megahertz.

Da bin ich mir nicht so sicher. Z.B. für Frequenzweichen werden 
spezielle MOX Widerstände angeboten weil die Drahtdinger ganz sicher 
einen hohen Anteil Induktivität besitzen, der schon im hörbaren 
Frequenzbereich einen Einfluß hat.

Der TO schrub zwar von einem einfachen Metallschichtwiderstand aber wenn 
er schon so einen simplen Meßgerätepark nutzt, wer weiß was das wirklich 
für ein R war?

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


Angehängte Dateien:

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Thomas R. schrieb:
> Da bin ich mir nicht so sicher. Z.B. für Frequenzweichen werden
> spezielle MOX Widerstände angeboten weil die Drahtdinger ganz sicher
> einen hohen Anteil Induktivität besitzen, der schon im hörbaren
> Frequenzbereich einen Einfluß hat.

Es werden auch Mundoof-Kondensatoren und Engelshaar-Lautsprecherkabel 
verkauft.

Auch die schnöden drahtgewickelten Zementwiderstände haben 0 Einfluss im 
Audiobereich.

: Bearbeitet durch User
von Klaus H. (hildek)


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Michael B. schrieb:
> (und Generatoren)

Eben. Auch der Generator kann einen frequenzabhängigen Pegel abliefern.
Und das Messgerät hat eine Eingangskapazität. Der Messaufbau ist 
vermutlich zu einfach, um dem ohmschen Widerstand eine 
Frequenzabhängigkeit nachzuweisen.
Und ist sichergestellt, dass es der Widerstand nicht gewendelt ist?

von Jens G. (jensig)


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Klaus H. schrieb:
> Und ist sichergestellt, dass es der Widerstand nicht gewendelt ist?

Ist doch unwesentlich bei ein paar kHz ...

von Rainer W. (rawi)


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Christopher schrieb:
> Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Ohmsche Widerstand abhängig ist
> von der Freqenz und hab daraufhin mal einen Versuch gestartet.

Dann sind es kein Ohmscher Widerstand.
Ohmsche Widerstände sind unabhängig von Spannung, Frequenz und Strom.

Leider gibt es die nur in der Theorie

von Uwe B. (uwe_beis)


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Christopher schrieb:
> Das mit der Frequenzabhängigkeit hatte ich unter anderem hier gelesen:
> https://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/1006221.htm

Da steht:
> Frequenzabhängigkeit
>
> Bei Frequenzen zwischen 0 und 1000 Hz haben Wirkwiderstände einen
> gleichbleibenden Wert. Über 1000 Hz steigt der Widerstand an. Es
> kommt der sogenannte Skin-Effekt zum Tragen.

Dieser Skin-Effekt ist frequenzabhängig. Die Eindringtiefe ist im 
Bereich der Audio-Signale noch sehr hoch, im MHz-Bereich kann man ihn an 
Kupferkabeln von wenigen Metern Länge nachweisen, aber in einem kleinen 
Kohle- oder Metallschicht Widerstand, bei der ohnehin nur eine Schicht 
leitet, ist da überhaupt nichts zu sehen. ich schätze, dass erst im GHz- 
Bereich die Eindringtiefe in den Bereich der Schichtdicke kommt, und da 
spielen ganz andere Faktoren (L und C) eine entscheidende Rolle.

Das mit "ab 1000 Hz" mag vielleicht für armdicke Leitungen gelten. Und 
die haben Widerstände von ein paar nOhm pro Meter (schätze ich). Bei 100 
km Länge  wird dann der Skineffekt auch bei 1000 Hz relevant (schätze 
ich, das könnte man mal ausrechnen). Aber deren Induktivität bei 100 km 
- und die Kapazität...

Theoretisch ist richtig, was da steht.

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Christopher schrieb:

> Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Ohmsche Widerstand abhängig ist
> von der Freqenz

Nein, ist er per Definition nicht. Ein realer Widerstand hingegen hat 
eine Impedanz. Das ist eine Kombination aus seinem ohmschen Widerstand 
und halt der frequenzabhängigen Komponenten, also der parasitären 
Kapazität und der parasitären Induktivität.

Und wer nicht mal sowas begreift, sollte mit einem E-Technik-Studium 
nicht unter 5 Jahren belohnt werden. Dies ist ein Gutschein. Einlösbar 
bei jeder Uni. Naja, wenn man wenigsten ein Fachabitur vorweisen kann...

von Uwe B. (uwe_beis)


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Ob S. schrieb:
>> Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Ohmsche Widerstand abhängig ist
>> von der Frequenz
>
> Nein, ist er per Definition nicht.
Das sehe ich anders. Die durch den Skin-Effekt verursachte Reduktion des 
leitenden Bereichs bewirkt eine echte Zunahme des reellen (also nicht 
komplexen) Wertes der Impedanz. (Die Aussage der Quelle bezieht sich 
ausschließlich auf den Skin-Effekt.)

von H. H. (Gast)


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Uwe B. schrieb:
> Das mit "ab 1000 Hz" mag vielleicht für armdicke Leitungen gelten.

Nö, der Stromverdrängungseffekt ist schon bei den 50Hz im Netz relevant. 
Eindringtiefe ist da nur noch 9,4mm.

von Christopher (chris90)



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Peter D. schrieb:
> Christopher schrieb:
>> Dabei ließ sich beobachten, dass sowohl die Stromstärke als auch die
>> Spannung bis 1000Hz sank.
>
> Dann stimmt was mit Deinem Meßgerät nicht.
> Ein Funktionsgenerator kann typisch bis 50Ω herab speisen. Bei 3300Ω muß
> die Spannung daher glatt wie ein Babypopo bleiben.
> Und ob der Strom unter 1MHz schon merkbar variiert, glaube ich auch
> nicht.
>
> Lies mal im Manual Deines Meßgerätes nacht, für welchen Frequenzbereich
> es ausgelegt ist und welcher Fehler dabei auftreten darf.


Die Spezifikationen des Multimeters habe ich mal als Bild angehängt.



Michael B. schrieb:
> Kack-Messgeräte (und Generatoren).

Ok, danke.



Thomas R. schrieb:

> Der TO schrub zwar von einem einfachen Metallschichtwiderstand aber wenn
> er schon so einen simplen Meßgerätepark nutzt, wer weiß was das wirklich
> für ein R war?

Ich hab mal ein Bild angehängt. An sich aber ein ganz gewöhnlicher 
Metallschichtwiderstand.



Ob S. schrieb:
> Und wer nicht mal sowas begreift, sollte mit einem E-Technik-Studium
> nicht unter 5 Jahren belohnt werden. Dies ist ein Gutschein. Einlösbar
> bei jeder Uni. Naja, wenn man wenigsten ein Fachabitur vorweisen kann...

Ok, danke. Ich hab weder Abitur, noch Studium.

von Ben S. (bensch123)


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von Christopher (chris90)


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Ben S. schrieb:
> Jens G. schrieb:
>> Ungefähr so wie hier:
>>
>>
> 
https://external-preview.redd.it/qr4XbEQIRb3nCf2LApKYs99DFaFoC1PqYn1Em6DCdxA.jpg?auto=webp&s=c78d2ef3bde72c7d801f0cc4dde805af37ff4ad0
>
> Genauso stelle ich mir den Messaufbau vor ;)

Ok, das beantwortet jedoch nocht nicht, wie die labortechnischen 
Standards denn sind?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Uwe B. schrieb:
> Ob S. schrieb:
>>> Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Ohmsche Widerstand abhängig ist
>>> von der Frequenz
>>
>> Nein, ist er per Definition nicht.
> Das sehe ich anders. Die durch den Skin-Effekt verursachte Reduktion des
> leitenden Bereichs bewirkt eine echte Zunahme des reellen (also nicht
> komplexen) Wertes der Impedanz.

Man sollte in diesem Zusammenhang statt vom ohmschen Widerstand besser
vom Wirkwiderstand sprechen. Dieser ist wegen des Skin-Effekts
tatsächlich frequenzabhängig und kann für eine gegebene Frequenz bspw.
dadurch bestimmt werden, dass man die Spannung U, den Strom I und die
Phasenverschiebung φ zwischen den beiden misst. Der Wirkwiderstand
berechnet sich daraus zu R = (U / I) · cos φ.

Die Messungen können bspw. mit einem Oszilloskop erfolgen, dessen
Grenzfrequenz deutlich über der Messfrequenz liegt. Wird der Strom über
einen Shunt gemessen, muss dieser entweder bis zur betrachteten Frequenz
hinreichend ohmsch sein, oder man muss man seine frequenzabhängigen
Eigenschaften genau kennen, um diese in die Berechnung mit einbeziehen
zu können.

Deswegen ist das Unterfangen des TE, die Frequenzabhängigkeit des
Wirkwiderstands eines gewöhnlichen Widerstandsbauelements zu bestimmen,
nicht ganz trivial.

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Christopher schrieb:

> Ok, danke. Ich hab weder Abitur, noch Studium.

Auf diesem Stand war wirklich absolut jeder mal.

Das ist aber kein unveränderliches Schicksal, man kann das selber in die 
Hand nehmen und ändern (wenn es die eigenen Eltern und das verfügbare 
staatliche Bildungssystem nicht taten).

Man muss es nur wirklich wollen.

von Uwe B. (uwe_beis)


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H. H. schrieb:
> Uwe B. schrieb:
>> Das mit "ab 1000 Hz" mag vielleicht für armdicke Leitungen gelten.
>
> Nö, der Stromverdrängungseffekt ist schon bei den 50Hz im Netz relevant.
> Eindringtiefe ist da nur noch 9,4mm.
Danke für tatsächliche Werte aus der Praxis. Hatte ich anders geschätzt. 
Fazit: Es lohnt sich wenig, Überlandleitungen wesentlich dicker als ca. 
20 mm zu machen. Es sei denn, man macht sie innen hohl.

Ich hatte mit den frequenzabhängigen Verlusten auf Videoleitungen, auf 
denen Signale bis einige MHz übertragen werden sollten, zu tun. Aufgrund 
der durch den Skin-Effekt verursachten ohmschen Verlust mussten bei 
(Koax-)Kabellängen von wenigen km die hohen Frequenzen um einige 10 dB 
verstärkt werden, bis 100 kHz war im Vergleich zu DC noch 
vernachlässigbar wenig zusätzliche Verstärkung notwendig.

Yalu X. schrieb:
> Man sollte in diesem Zusammenhang statt vom ohmschen Widerstand besser
> vom Wirkwiderstand sprechen. Dieser ist wegen des Skin-Effekts
> tatsächlich frequenzabhängig und kann für eine gegebene Frequenz bspw.
> dadurch bestimmt werden, dass man die Spannung U, den Strom I und die
> Phasenverschiebung φ zwischen den beiden misst. Der Wirkwiderstand
> berechnet sich daraus zu R = (U / I) · cos φ.
Ist das wirklich so? Ist das ein imaginärer Anteil? Es wird nichts 
gespeichert, wie bei L und C. Eine Phasenverschiebung φ ergibt sich 
alleine schon aus der Induktivität des Leiters. Hast du die gemeint? 
Sinkt I bei längerer Leitung schneller als cos φ?

Jetzt kommen mir auch Zweifel: Bei den Video Entzerrer-Verstärkern, von 
denen ich oben sprach, wurde mit einfachen RC-Netzwerken die Verstärkung 
bei hohen Frequenzen bewerkstelligt. Bei den ausgegebenen Signalen gab 
es keine erkennbar frequenzabhängigen Gruppenlaufzeiten, obwohl die 
Entzerrer-Verstärker selber natürlich erhebliche frequenzabhängige 
Gruppenlaufzeiten haben. Also muss es die im Kabel in inverser Form auch 
geben - und damit ein komplexes Verhalten durch den Skin-Effekt.

Ob S. schrieb:
> Christopher schrieb:
>
>> Ok, danke. Ich hab weder Abitur, noch Studium.
>
> Auf diesem Stand war wirklich absolut jeder mal.
Und ich begrüße sehr, wenn sich jemand aus reinem Interesse, egal auf 
welchem Niveau, mit der Technik befasst.

Nachtrag:
Jetzt lese ich in https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenlaufzeit
"Eine konstante Gruppenlaufzeit ist z. B. bei Übertragungsstrecken 
erwünscht, damit der Phasenverlauf eines zu übertragenden Nutzsignales 
bei der Übertragung möglichst erhalten bleibt. Die Übertragungsfunktion 
eines Koaxialkabels besitzt beispielsweise in guter Näherung einen 
linearen Phasengang und damit eine konstante Gruppenlaufzeit."
Also ist damit nur ein ideales (oder kurzes) Koaxialkabel ohne 
Skin-Effekt gemeint?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Uwe B. schrieb:
> Fazit: Es lohnt sich wenig, Überlandleitungen wesentlich dicker als ca.
> 20 mm zu machen. Es sei denn, man macht sie innen hohl.

Man macht innen ein Stahlseil rein, das ist für die Zugfestigkeit von 
enormem Vorteil.

von Ralf X. (ralf0815)


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Uwe B. schrieb:
> Fazit: Es lohnt sich wenig, Überlandleitungen wesentlich dicker als ca.
> 20 mm zu machen. Es sei denn, man macht sie innen hohl.

Einerseits der von H.H. angeführte Stahlkern für Freileitungen, zum 
anderen gibt es auch dickere Freileitungen, wo über der ersten Alulage 
eine Isolierung liegt, auf der eine zweite Alulage kommt.
Bei dicken Cu-Kabeln für 50Hz sind die einzelnen Adern per Lack 
gegeneinander ausreichend isoliert.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Ralf X. schrieb:
> Bei dicken Cu-Kabeln für 50Hz sind die einzelnen Adern per Lack
> gegeneinander ausreichend isoliert.
Das ist das, was ich vor langer, langer Zeit als mit Seide außen 
isolierter HF-Litze kennen gelernt habe. Damals war mit nicht klar, was 
daran besonders war.

Jetzt habe ich hier auch Kupferlacklitze, z. B. für Leistugsübertrager: 
https://www.block.eu/de_DE/produktvariante/cli-20015/

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Uwe B. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> Man sollte in diesem Zusammenhang statt vom ohmschen Widerstand besser
>> vom Wirkwiderstand sprechen. Dieser ist wegen des Skin-Effekts
>> tatsächlich frequenzabhängig und kann für eine gegebene Frequenz bspw.
>> dadurch bestimmt werden, dass man die Spannung U, den Strom I und die
>> Phasenverschiebung φ zwischen den beiden misst. Der Wirkwiderstand
>> berechnet sich daraus zu R = (U / I) · cos φ.
> Ist das wirklich so? Ist das ein imaginärer Anteil?

Was genau meinst du mit "das"?

Es gibt bei einem Widerstandsbauelement parasitäre Induktivitäten (bspw.
durch die Wendelstruktur von THT-Widerständen, aber auch durch die
Leiterlänge) und Kapazitäten, die beide um Imaginärteil der Impedanz
beitragen.

Dann gibt es den Skin-Effekt, der auf Grund der reduzierten wirksamen
Querschnittsfläche des Widerstandsmaterials zum Realteil der Impedanz
beiträgt.

Wenn der TE den ohmschen Widerstand messen will, gehe ich davon aus,
dass er sich für den Wirkwiderstand, also den Realteil der Impedanz
interessiert. Durch die Multiplikation des Scheinwiderstands |U|·|I| mit
cos φ bleiben die parasitären Induktivitäten und Kapazitäten außen vor,
aber der Skin-Effekt geht in das Ergebnis mit ein, so dass dieses
frequenzabhängig ist.

von Harald W. (wilhelms)


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Christopher schrieb:

> Das mit der Frequenzabhängigkeit hatte ich unter anderem hier gelesen:
> https://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/1006221.htm

Ich nehme an, Du beziehst Dich auf folgendes Zitat:
"Bei Frequenzen zwischen 0 und 1000 Hz haben Wirkwiderstände einen
gleichbleibenden Wert. Über 1000 Hz steigt der Widerstand an.
Es kommt der sogenannte Skin-Effekt zum Tragen."
Dort steht aber nicht "Ohmscher Widerstand" sondern nur noch
"Widerstand". Es sind eben nicht alle Widerstände auch
"Ohmsche Widerstände".

von Christopher (chris90)


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Harald W. schrieb:
> Christopher schrieb:
>
>> Das mit der Frequenzabhängigkeit hatte ich unter anderem hier gelesen:
>> https://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/1006221.htm
>
> Ich nehme an, Du beziehst Dich auf folgendes Zitat:
> "Bei Frequenzen zwischen 0 und 1000 Hz haben Wirkwiderstände einen
> gleichbleibenden Wert. Über 1000 Hz steigt der Widerstand an.
> Es kommt der sogenannte Skin-Effekt zum Tragen."
> Dort steht aber nicht "Ohmscher Widerstand" sondern nur noch
> "Widerstand". Es sind eben nicht alle Widerstände auch
> "Ohmsche Widerstände".

Gleich der erste Satz in dem Artikel ist wörtlich "Ein Wirkwiderstand 
ist ein ohmscher Widerstand an Wechselspannung."

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Christopher schrieb:
> Gleich der erste Satz in dem Artikel ist wörtlich "Ein Wirkwiderstand
> ist ein ohmscher Widerstand an Wechselspannung."

Der ganze Artikel ist halt zweifelhaft, weil sprachlich zu unpräzise. 
IMHO ist auch Wirkwiderstand falsch, weil das die ohmsche (reelle) 
Komponente einer Impedanz im Wechselstrom-Betrieb meint. Und die Angabe 
einer festen Grenze bei 1000Hz ist natürlich erst recht Kokolores.

Besser wäre:

"Der Widerstand (elektrische Größe) eines Widerstands (technisches 
Bauteil) ist i.A. frequenzabhängig. Die Gründe sind parasitäre Effekte 
wie bspw. Induktivität der Anschlüsse oder der Skineffekt (Aufzählung 
nicht vollständig). Die Einfluß dieser parasitäten Effekte, insbesondere 
der Frequenzbereich in dem sie vernachlässigbar sind, ist im 
wesentlichen von der Bauform des Widerstands abhängig."

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