Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verstärker schwingen - ich kriege Zustände


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von Rainer B. (rainer_b639)


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Ich hatte vor einiger Zeit zwei Verstärker gebaut, die prima 
funktionierten. Da einige Teile aus China waren, beschloss ich, diese 
durch vernünftige Typen zu ersetzen. Die Endtransistoren blieben, die 
Typen im Differenzverstärker und im Stromspiegel wurden getauscht 
(ON-Semi) ebenso die Klasse A Treiber (MJE340) wurden durch hochwertige 
Bauteile vom gleichen Hersteller ersetzt.

Jetzt ist es so, dass der Kondensator 150 nf und der 10 Ohm Widerstand 
in Rauch aufgegangen sind, auch das Zobel-Glied wird heiß und die 
Schmelzsicherungen, welche in den Leitungen zu  den Hochtönern sind, 
fliegen auch.

Ich hab dann alle Transistoren wieder zurückgetauscht und dann Stück für 
Stück durch die neueren Typen ersetzt. Als ich bei den MJE340 angekommen 
bin, stellte ich eben dieses schwingen fest.

Wer kann mir helfen, die beiden Dinger wieder ruhig zu kriegen? Sind ja 
noch gut in Schuss, eigenartigerweise funktionieren die beiden Endstufen 
mit den billig-China Typen MJE340 jedoch einwandfrei, mit den 
hochwertigen Motorolas schwingen sie. Müsste es nicht vielmehr umgekehrt 
sein?

Hab den Schaltplan mit gepostet, vielleicht entdeckt jemand von Euch 
etwas.

von Nils S. (wall-e)


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Die neuen mal durchgemessen ?
Eventuell defekt oder Fälschungen ?

von Lu (oszi45)


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Rainer B. schrieb:
> mit den billig-China Typen MJE340 jedoch einwandfrei

Schon Stromverstärkung verglichen? 30 bis 240 lt. DB

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Rainer B. schrieb:
> eigenartigerweise funktionieren die beiden Endstufen mit den
> billig-China Typen MJE340 jedoch einwandfrei, mit den hochwertigen
> Motorolas schwingen sie. Müsste es nicht vielmehr umgekehrt sein?
Wenn die "hochwertigeren Motorolas" wesentlich schneller sind (höhere 
Transitfrequenz), dann kann das schon mal passieren.

Denn der Witz ist, dass im Datenblatt ja nur eine minimale 
Transitfrequenz spezifiziert ist. Wenn du jetzt tatsächlich welche 
bekommen hast, die viel schneller als die "hinten runter gefallenen 
Transistoren vom Chinesen" sind, dann klingelts auch eher...

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Rainer B. schrieb:
> Als ich bei den MJE340 angekommen bin, stellte ich eben dieses schwingen
> fest.

Warum findet sich in JEDEM Verstärker über dem MJE340 ein Kondensator
1
      |
2
  +-C-+
3
  |   |
4
--+--|<
5
      |E
und bei dir nicht ?

von Lu (oszi45)


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Eine Schwingung entsteht immer erst, wenn die Verstärkung zu hoch ist 
oder der Aufbau jetzt ungünstiger ist (Ausgangssignal zu nah am 
Eingang).

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Leider hast die Grösse des wichtigen Kondensators parallel zum 10k, der 
ja die Verstärkung des Dingens einstellt, nicht im Schaltplan notiert. 
Was haben wir denn hier?
Und bei welcher Frequenz schwingt der Verstärker?

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Matthias S. schrieb:
> des wichtigen Kondensators parallel zum 10k, der
> ja die Verstärkung des Dingens einstellt

Nennt sich frequenzabhängige Gegenkopplung. Diesen C könnte man evtl. 
etwas vergrößern. Die Ursache wird aber die höhere Verstärkung seiner 
neuen Transistoren sein.

von Rainer B. (rainer_b639)


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Michael B. schrieb:
> Warum findet sich in JEDEM Verstärker über dem MJE340 ein Kondensator
> |
Ich hab grad einige Schaltplanunterlagen angesehen. Dort findet sich an 
dieser Stelle immer ein kleiner Keramikkondensator, oft auch auf der 
Platinenunterseite am Klasse A Treiber zwischen B und C. Im Schaltplan 
fehlt der auch. Bei allen Verstärkerschaltungen, die ich mir jetzt grad 
angesehen habe, ist am Klasse A Treiber jedoch immer ein C, meistens so 
zwischen 33 und 100 pf.

Ich werf jetzt gleich mal meine Lötstation an und mach mal 47pf rein. Du 
könntest wirklich recht haben.

von Rainer B. (rainer_b639)


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Lothar M. schrieb:
> Wenn die "hochwertigeren Motorolas" wesentlich schneller sind (höhere
> Transitfrequenz) können, dann kann das schon mal passieren.

Transistoren waren eben im Komponententester, Sperrschichtkapazität 
original Moto: 4,6pf und 5,1 pf die Chinesen 39,2pf und 43,4pf - das 
sind gewaltige Unterschiede.

von Rainer B. (rainer_b639)


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Matthias S. schrieb:
> Und bei welcher Frequenz schwingt der Verstärker?

Es handelt sich um keine stabile Frequenz sondern um ein hochfrequentes 
Rauschen. Auf dem Oszi sieht man nur ein Band fast so hoch wie die 
Betriebssöannung.

von Michael B. (laberkopp)


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Rainer B. schrieb:
> Ich werf jetzt gleich mal meine Lötstation an und mach mal 47pf rein

Na ja, ingenieursmässig ist das Trial (and error) Verfahren nicht.

Man analysiert das Ubertragungsverhalten (eines scharfen Rechtecks) per 
Oszilloskop bzw. Spektrumanalyzer und bremst mit dem Kondensator so weit 
ein, dass der Frequenzgang noch stimmt aber jegliches Überschwingen weg 
ist.

von Mark S. (voltwide)


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Es würde mich eher wundern wenn der nicht schwingt. Ich werfe mal die 
Begriffe Frequenzkompensation der Schleifenverstärkung alias loop 
stability in die Debatte.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Rainer B. schrieb:
> die prima
> funktionierten.

Hallo,

da ganz außen parallel zu den 220nF-Kondensatoren an der 
Betriebsspannung gehören noch 10...100µF Elkos parallel. Ohne die ist 
die Betriebsspannung an den Endstufentransistoren nicht stabil genug.

Gemeint ist: nahe, ganz nahe dran.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Christian S. schrieb:
> Gemeint ist: nahe, ganz nahe dran

Bei Elkos "gaanz" wichtig. Für "ganz nah dran" sind die 220nF.

von Lu (oszi45)


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Die Hinweise mit den Cs werden richtig sein. Wenn ich jedoch Rainers 
Zeilen oben richtig verstanden habe, hat er NUR bessere Transistoren 
eingelötet. Damit hat sich die Gesamtverstärkung erhöht, was bei ihm zu 
Schwingungen führte. Selbst eingebaute Fehler sind die schönsten Fehler. 
:-)

: Bearbeitet durch User
von Rainer B. (rainer_b639)


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Habe jetzt 56 pf am MJE340 zwischen B und C eingelötet. Schwingen ist 
weg, der Amp ist saumäßig stabil. Am Rechteckgenerator bis 40kHz ein 
sauberes Ausgangssignal, ohne Frequenzartefakte und Überschwingen. 
Belastunswiderstand 3 Ohm, 4,3 Ohm und 8,2 Ohm - alles sauber. Nur im 
Leerlauf ohne Last sieht man ein paar mV Überschwingungen, wenn man am 
Oszi das Band stark spreizt. Die verschwinden aber auch, wenn am Ausgang 
1nF Folie hängt. Der C in der Gegenkopplung hat übrigens 10 p.

Danke an alle hier!!!! Ihr seid alle klasse und sehr erfahrene 
Elektroniker!

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ach ja... das erinnert mich an meine Jugend... Endstufe mit richtig 
Bumms aus Teilen bauen, die gerade so rumliegen... was kann da schon 
schiefgehen.

Prinzipiell ist sie gut gelaufen, aber irgendwann gab's ein äußerst 
zorniges Brummen des Netztrafos und auf dem damals noch Röhrenfernseher 
in der Zimmerecke war nur noch ein komplett weißes Bild. Schnell 
abgeschaltet, alles ohne Schäden, aber hat ein sehr ungutes Gefühl 
hinterlassen. Leider weiß ich nicht mehr genau was ich dann geändert 
habe, das Problem ist nur ein einziges Mal aufgetreten.

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Ben B. schrieb:

> Prinzipiell ist sie gut gelaufen, aber irgendwann gab's ein äußerst
> zorniges Brummen des Netztrafos und auf dem damals noch Röhrenfernseher
> in der Zimmerecke war nur noch ein komplett weißes Bild.

Ja, so ist das in der Elektronik. Verstärker schwingen immer, 
Oszillatoren hingegen niemals. ;o)

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