Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Brückengleichrichter Diode ersetzen


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von Simi (Gast)


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Hi

Bei einem Brückengleichrichter aus 4 x 3 (parallelen) Dioden hat eine 
einen Kurzschluss entwickelt.

Ich habe Ersatzdioden vom selben Typ bestellt (1N5402).

Jetzt messe ich in Durchlassrichtung aber einen unterschiedlichen 
Spannungsabfall.
Die Dioden im defekten Gerät haben rund 430 mV, die neuen 530 mV. 
(Diodentestfunktion am Multimeter)

Reicht es die eine Diode zu ersetzen, oder sollten alle raus?

Die Eingangspannung ist 15VAC.

von Thomas U. (charley10)


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Simi schrieb:
> Hi
>
> Bei einem Brückengleichrichter aus 4 x 3 (parallelen) Dioden hat eine
> einen Kurzschluss entwickelt.
>
> Ich habe Ersatzdioden vom selben Typ bestellt (1N5402).
>
> Jetzt messe ich in Durchlassrichtung aber einen unterschiedlichen
> Spannungsabfall.
> Die Dioden im defekten Gerät haben rund 430 mV, die neuen 530 mV.
> (Diodentestfunktion am Multimeter)
>
> Reicht es die eine Diode zu ersetzen, oder sollten alle raus?
>
> Die Eingangspannung ist 15VAC.

Die Flussspannungen unterliegen bei Nutzung einer Degadation, die im 
Extremfall 0V erreicht... ;-))

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Dioden funktionieren parallel geschaltet nur, wenn sie die gleiche 
Flussspannung haben und (damit das so bleibt) auch die gleiche 
Temperatur. Tausche also alle drei aus.

Weil: Wenn du eine Diode mit höherer Flussspannung einbaust, verteilt 
sich der Strom ungleichmäßig. Durch die anderen beiden Dioden fließt 
mehr Strom, sie werden dadurch wärmer. Deswegen sinkt deren 
Flussspannung weiter ab, der Strom verteilt sich noch ungleichmäßiger. 
Du riskierst, dass nach einer Betriebszeit fast der ganze Strom nur 
durch die zwei alten Dioden fließt, und fast nichts durch die neue.

Eigentlich soll man das nicht so machen, sondern größere Dioden 
verwenden so das eine den ganzen Strom aushält.

: Bearbeitet durch User
von Simi (Gast)


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Ok, vielen Dank.

von Peter R. (pnu)


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Steve schrieb:
> Weil: Wenn du eine Diode mit höherer Flussspannung einbaust, verteilt
> sich der Strom ungleichmäßig. Durch die anderen beiden Dioden fließt
> mehr Strom, sie werden dadurch wärmer. Deswegen sinkt deren
> Flussspannung weiter ab, der Strom verteilt sich noch ungleichmäßiger.
> Du riskierst, dass nach einer Betriebszeit fast der ganze Strom nur
> durch die zwei alten Dioden fließt, und fast nichts durch die neue.

In der Brückenschaltung sind die Dioden nicht parallel sondern einzeln.

Nur wenn die Durchlassspannung sehr verschieden ist könnte es passieren, 
dass z.B. in der positiven Halbwelle der Kondensator höher auf geladen 
wird als in der andren. Das würde man daran erkennen, dass auf dem 
scope-Bild die Welligkeit der Ausgangsspannung unsymmetrisch ist.

Es kann aber kaum zu dem oben beschriebenen thermal runaway kommen, 
Gleichrichterschaltungen sind nie so auf Kante dimensioniert. Der Effekt 
thermal runaway entsteht eigentlich nur bei direkt parallel geschalteten 
Transistoren oder Dioden, bei guter thermischer Kopplung ist das dann 
auch nicht zu befürchten.

Also, pingelige Menschen sollten die Dioden  (am Pluspol oder am 
Minuspol) paarweise ersetzen, damit sie besser schlafen können.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Peter R. schrieb:
> In der Brückenschaltung sind die Dioden nicht parallel sondern einzeln.

Simi schrieb:
> Bei einem Brückengleichrichter aus 4 x 3 (parallelen) Dioden

von Peter R. (pnu)


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Simi schrieb:
> Bei einem Brückengleichrichter aus 4 x 3 (parallelen) Dioden hat eine
> einen Kurzschluss entwickelt.
Oh,ja, das hab ich übersehen.
Da muss dann schon das ganze Tripel ausgetauscht werden, wenns ganz eng 
zugeht, sogar das zweite Tripel.

Die Ungleichheit könnte zu einer DC-Komponente in der Trafowicklung 
führen.

: Bearbeitet durch User
von Simi (Gast)


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Ok, läuft wieder!

Nicht nur dass sie 3 Dioden parallel verbaut haben.
Es sind 3x 3A Dioden in einem 10A Netzgerät ...

von Peter R. (pnu)


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Simi schrieb:
> Nicht nur dass sie 3 Dioden parallel verbaut haben.
> Es sind 3x 3A Dioden in einem 10A Netzgerät ...

Und das, noch schlimmer, bei einer Gleichrichterschaltung. Da ist der 
Effektivwert des Stroms an den Dioden deutlich höher als die 10A. Da 
sollten die Dioden je nach Ladekondensator ca. das 1,5 bis zweifache 
vertragen.

von H. H. (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Effektivwert des Stroms

Die Dioden interessieren sich mehr für den Mittelwert.

von Rüdiger B. (rbruns)


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von H. H. (Gast)


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Rüdiger B. schrieb:
> Oder gleich was anständiges:
> 
https://www.pollin.de/p/fagor-brueckengleichrichter-diotec-kbpc5006fp-600-v-50-a-150215

Völlig überdimensioniert, und ein Kühlkörper ist auch noch nötig!


https://www.pollin.de/p/gleichrichter-600-v-35-a-150145

Kostet ein zehntel.

von Volker S. (sjv)


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H. H. schrieb:
> Völlig überdimensioniert, und ein Kühlkörper ist auch noch nötig!
>
> https://www.pollin.de/p/gleichrichter-600-v-35-a-150145
>
> Kostet ein zehntel.
Die 400V Ausführung kostet wiederum das 5fache:
https://www.pollin.de/p/taiwan-semiconductor-gleichrichter-gbpc3504-35-a-400-v-150329
komische Preisgestaltung!

von Steve van de Grens (roehrmond)


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>> Nicht nur dass sie 3 Dioden parallel verbaut haben.
>> Es sind 3x 3A Dioden in einem 10A Netzgerät ...

Peter R. schrieb:
> Und das, noch schlimmer, bei einer Gleichrichterschaltung. Da ist der
> Effektivwert des Stroms an den Dioden deutlich höher als die 10A. Da
> sollten die Dioden je nach Ladekondensator ca. das 1,5 bis zweifache
> vertragen.

Allerdings ist jede Diode ist nur für eine Halbwelle zuständig. Der 
Strom fließt nur zu 50% der Zeit.

von Simi (Gast)


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Ah, stimmt.
Also eigentlich müsste das kein Problem sein für 10A Dauerstrom?
Ich verstehe nicht, warum die Diode kaputt gegangen ist.
Aber nun läuft's wieder.

von H. H. (Gast)


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Simi schrieb:
> Ich verstehe nicht, warum die Diode kaputt gegangen ist.

Weil die Parallelschaltung ohne thermische Kopplung ein blöde Idee ist.

von Michael M. (michaelm)


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Steve schrieb:
> Der Strom fließt nur zu 50% der Zeit.

In der Startphase ja. Im kontinuierlichen Betrieb wesentlich kürzer.

von Simi (Gast)


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H. H. schrieb:
>
> thermische Kopplung

Ich nehme an die thermische Abhängigkeit der Kennlinie ist der Grund 
warum das wichtig ist.

Ich habe direkt nach dem Einlöten die Dioden nochmals durchgemessen und 
mich gewundert warum die Flussspannung driftet.

Nunja, beim nächsten mal werde ich grössere Einzeldioden einlöten, oder 
einen der erwähnten Brückengleichrichter.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Simi schrieb:
> Ich nehme an die thermische Abhängigkeit der Kennlinie ist der Grund
> warum das wichtig ist.

Ja genau. Wie bei LEDs.

von Michael M. (michaelm)


Angehängte Dateien:

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Noch einmal:

Steve schrieb:
> Allerdings ist jede Diode ist nur für eine Halbwelle zuständig. Der
> Strom fließt nur zu 50% der Zeit.

Jaja, s.o: Auszug aus dem Buch "Internetzteil" v. J. Rehrmann

: Bearbeitet durch User
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