Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Löthonig/Kolophonium


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von Janosch (Gast)


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Ich habe eben etwas bei Wikipedia geschmökert und bin über folgendes 
gestolpert:

"Es kann als dünne Schicht auf der Lötstelle verbleiben, da es im 
Gegensatz zu Lötwasser oder Lötfett keine Korrosion verursacht – es 
schützt diese vor Sauerstoffeinfluss und späterer elektrolytischer 
Korrosion."
https://de.wikipedia.org/wiki/Kolophonium#Elektronik/L%C3%B6ten

"Beim Löten mit Löthonig ist wie bei allen anderen Lötflussmitteln auf 
Kolophonium-Basis, aufgrund des niedrigen pH-Werts im erwärmten Zustand 
und des damit verbundene Korrosionsriksio am metallischen Teilen, stets 
auf eine gründliche Reinigung nach verrichteter Lötarbeit zu achten. 
Wird die Reinigung nicht ordnungsgemäß durchgeführt, ist langfristig mit 
Korrosionsschäden an Kontakten, Leiterbahnen oder zerfressenen 
Lötstellen zu rechnen."

"Nach Angaben des Herstellers ist Löthonig "No-Clean", d. h. die 
Rückstände müssen nicht von den gelöteten Teilen entfernt werden, da sie 
chemisch neutral sind"
https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6thonig

Was stimmt denn nun?

von L. H. (holzkopf)


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Janosch schrieb:
> Was stimmt denn nun?

Das hier (aus WIKI):
Die im Kolophonium enthaltenen organischen Säuren wirken bei hohen 
Temperaturen reduzierend und beseitigen dünne Oxidschichten der 
metallischen Fügepartner. Weiterhin führt es zu einer glatten Oberfläche 
des erstarrenden Lotes, da es auch hier durch seine Anwesenheit eine 
Oxidation der Schmelze verhindert. Es kann als dünne Schicht auf der 
Lötstelle verbleiben, da es im Gegensatz zu Lötwasser oder Lötfett keine 
Korrosion verursacht – es schützt diese vor Sauerstoffeinfluss und 
späterer elektrolytischer Korrosion. Oft wird es jedoch aus ästhetischen 
Gründen abgewaschen und durch einen Schutzlack ersetzt.

Kolophonium kannst Du in kleinen Dosen kaufen.
Am besten schabst Du es mit einem Messer auf ein Blatt Papier ab.
Damit Du es in einen (dicht) verschließbaren Behälter in dem 
Brennspiritus als Lösungsmittel (für das K.) drin ist, abfüllen kannst.

Du brauchst dabei nicht recht viel K. abzufüllen.
Mit einem kleinen Pinsel kannst Du es dann auf zu lötende Stellen 
auftragen.
Den Pinsel brauchst Du nicht auszuwaschen.
Beim Trocknen verhärtet er sich zwar, wird aber wieder aufgeweicht, wenn 
Du ihn zur erneuten Verwendung in den Behälter steckst.

Löthonig kenne ich nicht - mir taugt K., in Spiritus gelöst, für alle 
Weichlötungen bestens. ;)

von Günter Lenz (Gast)


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Löthonig und Kolophonium in Spiritus gelöst
ist doch ein und dasselbe.

von W.S. (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Löthonig und Kolophonium in Spiritus gelöst
> ist doch ein und dasselbe.

Das mag sein, aber es ist grundsätzlich unbestimmt, was wer unter dem 
Begriff "Löthonig" verstehen mag. Könnte ja auch sein, daß es ne Lösung 
mit Salicylsäure ist. Der Begriff "Kolophonium in Spiritus" ist hingegen 
eindeutig.

W.S.

von Harald W. (wilhelms)


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Günter Lenz schrieb:

> Löthonig und Kolophonium in Spiritus gelöst
> ist doch ein und dasselbe.

Ich habe mal versucht, Kolophonium in Spiritus aufzulösen.
Es hat nicht funktioniert. Der Alkohol sah zwar gelblich
aus, aber war viel zu dünn und das Kolophoniumpulver blieb
auch nach Wochen als Bodensatz zurück.

von W.S. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Ich habe mal versucht, Kolophonium in Spiritus aufzulösen.
> Es hat nicht funktioniert.

Das ist sehr verwunderlich. Normalerweise funktioniert das ausgezeichnet 
und schnell.

War es gar kein Kolophonium?
War es gar kein Spiritus, sondern eher ein 30% iger Schnaps?

W.S.

von Harald W. (wilhelms)


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W.S. schrieb:

> War es gar kein Spiritus, sondern eher ein 30% iger Schnaps?

Es war kein Spiritus, sondern unvergällter, hochprozentiger
Reinigungsalkohol (Ethylen).

von Alex G. (dragongamer)


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Also meines Wissens nach verwerndet oft Isopropanol um Kolophonium 
aufzulösen bzw. für den Löthonig.

von Jack V. (jackv)


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Harald W. schrieb:
> Ethylen

… war’s ganz sicher nicht.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Harald W. schrieb:
> Ethylen

Ethylen ist bei Zimmertemperatur gasförmig, da dauert es ewig, bis sich
das Kolophonium aufgelöst hat. Ethanol wäre besser geeignet ;-)

von Harald W. (wilhelms)


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Alex G. schrieb:

> Also meines Wissens nach verwerndet oft Isopropanol um Kolophonium
> aufzulösen bzw. für den Löthonig.

Gut, das habe ich noch nicht probiert. Unabhängig davon habe ich
mich schon oft gefragt, welche Stoffe sich wohl besser in Iso-
propanol lösen und welche in Ethylen.

von Jack V. (jackv)


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Harald W. schrieb:
> Unabhängig davon habe ich
> mich schon oft gefragt, welche Stoffe sich wohl besser in Iso-
> propanol lösen und welche in Ethylen.

Ziemlich alle, jedenfalls bei Normaltemperatur und -druck.

von Hp M. (nachtmix)


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Janosch schrieb:
> "Nach Angaben des Herstellers ist Löthonig "No-Clean", d. h. die
> Rückstände müssen nicht von den gelöteten Teilen entfernt werden, da sie
> chemisch neutral sind"
> https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6thonig
>
> Was stimmt denn nun?

Es kommt eben darauf an.
Für feinste Elektronik, also z.B. Meßgeräte oder extrem langlebige 
Bauteile, wird man das Flußmittel entfernen.
Für normale Anwendungen und Reparaturen braucht man "no Clean" 
Flußmittel nicht zu entfernen.



Harald W. schrieb:
> Es war kein Spiritus, sondern unvergällter, hochprozentiger
> Reinigungsalkohol (Ethylen)

Das "Ethylen" überseh' ich mal, aber medizinischer Alkohol hat oft nur 
ca. 70%. Damit ist er ausreichend bakterizid und gewebeschonender.


Günter Lenz schrieb:
> Löthonig und Kolophonium in Spiritus gelöst
> ist doch ein und dasselbe.

Dasselbe?
Das riecht selbst in kaltem Zustand nicht einmal gleich.

W.S. schrieb:
> es ist grundsätzlich unbestimmt, was wer unter dem
> Begriff "Löthonig" verstehen mag. Könnte ja auch sein, daß es ne Lösung
> mit Salicylsäure ist.

Eben.
Die genaue Zusammensetzung dieses "Honigs" ist m.W. nicht 
veröffentlicht.

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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Mein Lötzinnlieferant führt z.B. sog. Lötsirup als Eigenmarke, weil der 
Name Löthonig wohl markenrechtlich geschützt ist; der überwiegende 
Bestand ist auch nur Kolophonium.

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Tannenharz tuts genauso, stinkt aber etwas mehr, dafür gratis im Wald.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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> W.S. schrieb:
>> es ist grundsätzlich unbestimmt, was wer unter dem
>> Begriff "Löthonig" verstehen mag. Könnte ja auch sein, daß es ne Lösung
>> mit Salicylsäure ist.

Es ist eine eingetragene Marke und es gibt daher nur den Löthonig.

> Eben.
> Die genaue Zusammensetzung dieses "Honigs" ist m.W. nicht
> veröffentlicht.

Das Sicherheitsdatenblatt sagt Kolophonium (50%-100%), Ethanol (10%-25%) 
und nicht aufgeführte ungefährliche Beimengungen. Ich vermute unter den 
Beimengungen wird Wasser sein, weil wahrscheinlich kein reines Ethanol 
verwendet wird.

Dann ist eventuell noch was drin damit das Zeug seine Viskosität erhält. 
Der Hersteller "Dany Bienenwohl" kommt aus dem Bereich der Tierarznei. 
Der wird schon wissen wie man irgendwas pastenförmig anrührt und in 
Tuben presst. Er wird aber wahrscheinlich nicht viel über Löten wissen, 
daher bleibt fraglich ob das wirklich no-clean ist.

Andererseits kenne ich nur Bastler die dieses vermeintliche Wundermittel 
verwenden. Da ist es meist völlig egal ob man Reste von Flussmittel auf 
Kolophonium-Basis drauf lässt oder nicht.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Hp M. schrieb:

> Harald W. schrieb:
>> Es war kein Spiritus, sondern unvergällter, hochprozentiger
>> Reinigungsalkohol (Ethylen)

> Das "Ethylen" überseh' ich mal, aber medizinischer Alkohol hat oft nur
> ca. 70%. Damit ist er ausreichend bakterizid und gewebeschonender.

Ich meinte natürlich Ethalon. Da wir den für Reinigungszwecke verwendet
haben, war dort sicherlich nicht 30% Wasser drin, denn dann hätte es
nach dem Reinigen Rückstände gegeben.

> Die genaue Zusammensetzung dieses "Honigs" ist m.W. nicht
> veröffentlicht.

Die Bienen haben auch noch nirgends veröffentlicht, was in ihrem
Honig alles so drin ist. :-)

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Ich habe mal versucht, Kolophonium in Spiritus aufzulösen.
> Es hat nicht funktioniert. Der Alkohol sah zwar gelblich
> aus, aber war viel zu dünn und das Kolophoniumpulver blieb
> auch nach Wochen als Bodensatz zurück.

Bei mir steht die "Schuhcremedose" Kolophonium neben der Lötstation.

Eine noch blanke Leiterplatte behandle ich, indem ich einen dünnen 
Pinsel in Spiritus tauche und anschließend über das Kolo pinsele, so wie 
man bei Wasserfarbenkasten die Farben aufnimmt. Anschließend pinsele ich 
damit über die Leiterbahnen. Bei vielen Lötungen hab ich halt den Deckel 
der Spiritusflasche als Spiritusschale neben der Kolodose.

Die Kolodose hilft auch, wenn die Lötspitze wieder einmal kein Zinn 
annnehmen will: kurz mit dem Kolben ins Kolo gestupft und der Kolben 
wird wieder blank.
Auch wenn beim Löten einer Pin-Reihe das Flussmittel im Lot nicht 
ausreicht, kurz ins Kolo stupfen, damit überträgt man eine kleine 
Portion Kolo von der Dose auf die Lötstelle. Verbranntes Kolo an der 
Lötspitze wisch ich mit Papiertaschentuch oder einem Blatt 
Klopapier(ungebraucht)ab.

Drähte von ganz alten Bauelementen drücke ich kurz mit der Kolbenspitze 
ins Kolo. Danach, wieder im Freien,fließt das Zinn meist gut an den 
Draht heran.

von Manfred (Gast)


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Peter R. schrieb:
> Bei mir steht die "Schuhcremedose" Kolophonium neben der Lötstation.

Löthonig habe ich nie gehabt, ich kenne nur den Namen.
Kolophonium steht bei mir nicht neben dem Lötkolben.

Ganz selten, bei Reparturferkeleien, muß ich mal Flußmittel zusetzen, 
das 20ml Fläschchen wird mich noch überleben.

Was mache ich falsch, dass ich seit Jahrzehnten mit dem auskomme, was im 
Lötdraht drin ist?

---

In der Mechanikwerkstatt habe ich Lötfett, die rostige Dose ist über 40 
Jahre alt und hilft, wenn mal Eisenblech gelötet werden muß. Da habe ich 
auch noch 40/60-Lot und Flußmittel, um Zinkblech zu verarbeiten.

In der Elektronik hat der Kram nichts zu suchen, Metallkonstruktionen 
werden natürlich sorgfältig gewaschen.

von René F. (Gast)


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Manfred schrieb:
> Was mache ich falsch, dass ich seit Jahrzehnten mit dem auskomme, was im
> Lötdraht drin ist?

Du lötest weder bleifrei noch SMD?

von Walter K. (walter_k488)


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nehmt auf jeden Fall reines Isopropanol und keinen Spiritus - früher war 
Spiritus hauptsächlich reines Methanol - heute ist da jeder denkbare 
Dreck drin, der im Kohlenwasserstoffbereich so abfällt.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Walter K. schrieb:
> nehmt auf jeden Fall reines Isopropanol und keinen Spiritus
Funktioniert gut. Reiner Isopropanol ist leichter erhältlich als reines 
Ethanol.

>- früher war
> Spiritus hauptsächlich reines Methanol - heute ist da jeder denkbare
> Dreck drin, der im Kohlenwasserstoffbereich so abfällt.

Quatsch. Spiritus war schon immer und ist Ethanol. Wenn man das halt von 
irgendwelchen Laien kauft, die nicht wissen was in ihren Pötten da alles 
drin ist, erwischt man halt auch mal was anderes.

Harald W. schrieb:
> Ich meinte natürlich Ethalon.

Das tut ja langsam weh:
E T H A N O L

Hannes J. schrieb:
> Ich vermute unter den
> Beimengungen wird Wasser sein, weil wahrscheinlich kein reines Ethanol
> verwendet wird.

Wasser ganz  bestimmt nicht. Da löst sich das Kolophonium nämlich 
schlecht. Es sind Vergällungsmittel (u.a. Methylethylketon), damit man 
sich den Sprit nicht hinter die Binde gießt (und keine Alkoholsteuer 
zahlt)

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Peter R. schrieb:
> Klopapier(ungebraucht)

YMMD  :-)

von Icke ®. (49636b65)


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Praxis schlägt Theorie. Ich besitze noch zahlreiche selbstgebaute 
Platinen aus den 80ern/90ern, die ich seinerzeit mit in Spiritus 
gelöstem Kolophonium eingestrichen hatte. Keine davon zeigt 
Korrosionserscheinungen, obwohl ich die nicht gereinigt hatte.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Icke ®. schrieb:
> Praxis schlägt Theorie.

Nie, wenn dann wurde die Theorie falsch angewendet.
Aber auch in der Theorie ist Kolophonium bei RT nicht korrosiv. ;-)
Passt also!

: Bearbeitet durch User
von Walter K. (walter_k488)


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Mein Gott! Habt ihr im Westen allen kein Chemieunterricht gehabt -
oder darin nur grünen Schwachsinn gelernt?

Ethanol ( C2H6O ) -> Saufen
Spiritus -> alles Mögliche incl. Methanol ( CH3OH )... Nicht Saufen!

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Walter K. schrieb:
> Mein Gott! Habt ihr im Westen allen kein Chemieunterricht gehabt

Du scheinbar auch nicht!

Walter K. schrieb:
> Spiritus -> alles Mögliche incl. Methanol ( CH3OH )... Nicht Saufen!

Spiritus = Ethanol. Nicht saufen stimmt, weil Spiritus vergällter 
Ethanol ist.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Andreas B. schrieb:

> Spiritus = Ethanol. Nicht saufen stimmt, weil Spiritus vergällter
> Ethanol ist.

...und diese Vergällungsmittel hinterlassen Rückstände, wenn man
Spiritus zum Reinigen empfindlicher Oberflächen benutzt.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Harald W. schrieb:
> ...und diese Vergällungsmittel hinterlassen Rückstände, wenn man
> Spiritus zum Reinigen empfindlicher Oberflächen benutzt.

Das einzige was als Rückstand in Frage käme, wäre Denatoniumbenzoat (ca. 
1% im vergällten Spiritus).

von Spiritist (Gast)


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Walter K. schrieb:
> Mein Gott! Habt ihr im Westen allen kein Chemieunterricht gehabt -
> oder darin nur grünen Schwachsinn gelernt?
>
> Ethanol ( C2H6O ) -> Saufen
> Spiritus -> alles Mögliche incl. Methanol ( CH3OH )... Nicht Saufen!

Richtig.
Spiritus ist die Bezeichnung für Holzgeist -und das ist Methanol.
https://www.cumschmidt.de/sm_methanol.htm

von Andreas B. (bitverdreher)


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Andreas B. schrieb:
> wäre Denatoniumbenzoat (ca.
> 1% im vergällten Spiritus).

Sorry, sind ca. 10mg/l.

Spiritist schrieb:
> Richtig.
> Spiritus ist die Bezeichnung für Holzgeist -und das ist Methanol.
> https://www.cumschmidt.de/sm_methanol.htm

Nein!

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Andreas.

Andreas B. schrieb:

> Hannes J. schrieb:
>> Ich vermute unter den
>> Beimengungen wird Wasser sein, weil wahrscheinlich kein reines Ethanol
>> verwendet wird.
>
> Wasser ganz  bestimmt nicht. Da löst sich das Kolophonium nämlich
> schlecht. Es sind Vergällungsmittel (u.a. Methylethylketon), damit man
> sich den Sprit nicht hinter die Binde gießt (und keine Alkoholsteuer
> zahlt)

Vergällungen sind eine Sache, aber "Brenn"-Spiritus ist teilweise 
erheblich mit Wasser und Essigsäure verunreinigt. Mit der Essigsäure 
könntest Du zum Löten noch recht gut leben, aber wenn Dir beim Löten das 
Wasser blubbert und die Lötstelle kühlt und die Kolophoniumdeckschicht 
aufbricht und wegschleudert wird das Löten kompliziert.

Ausserdem wird das Vergällen nicht alleine wegen der Steuer gemacht, 
sondern weil Methanol deutlich giftiger als Ethanol ist.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Nano (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Ethalon

Gute Besserung, nimm einfach Deine Pillen und gut ist!

von Andreas B. (bitverdreher)


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Bernd W. schrieb:
> Vergällungen sind eine Sache, aber "Brenn"-Spiritus ist teilweise
> erheblich mit Wasser und Essigsäure verunreinigt.

Das stimmt, weil er eben nicht sonderlich gereinigt (destilliert) wird. 
Es lohnt sich eben nicht, weil Spiritus in der handelsüblichen Form nur 
zum Reinigen und verfeuern verwendet wird.
Reinigen lohnt sich schon deshalb nicht weil er aus steuerlichen Gründen 
eben doch wieder verunreinigt werden muß.
Daher habe ich auch schon geschrieben, daß Isopropanol einfacher in 
Reinform zu erhalten ist.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo zusammen,

da hat die Schwarmintelligenz ja wieder Wissen losgetreten und
zusammengetragen. Auf der einen Seite wundert man sich, auf der
anderen schüttelt man den Kopf.
Bevor die Hauerei und Stecherei los geht, möchte ich mich outen.
Nicht nur, dass ich Radiobastler seit 1963 und Funkamateur (1970) bin.
Ich bin auch Apotheker und habe von solchen 'Drogen' wie dem Kolophonium
auch Ahnung.

Zur Warnung: dieser Thread nimmt auch z.T. historische Dimensionen an.
Achtung: die Beiträge sind etwas wild zusammen kopiert

> Günter Lenz:
> Löthonig und Kolophonium in Spiritus gelöst
> ist doch ein und dasselbe.

In meinen Augen Ja, die Fa. 'Löthonig' wird dir etwas ganz anderes
erzählen; vielleicht wurde das Harz aus ...? gewonnen, bei Vollmond..?
Dieses gelbe Tübchen begleitete mich in meinen ersten Jahren.
Super Zeug, kein Mecker; aber man kannte auch nichts anderes.
Damals, mangels neuem Lötzinn die Auslötkleckse vom Resopaltisch mit
Löthonig wieder gebraucht.

> Harald W.

> Ich habe mal versucht, Kolophonium in Spiritus aufzulösen.
> Es hat nicht funktioniert. Der Alkohol sah zwar gelblich
> aus, aber war viel zu dünn und das Kolophoniumpulver blieb
> auch nach Wochen als Bodensatz zurück.

Kenne ich aus eigener Erfahrung. Habe damals (> 30J.) von einem
Kollegen eine Tüte Pulver geschenkt bekommen. Ich habe mich gefragt, was
dieser Dreck am Boden? soll. Später habe ich dann erfahren, dass es eine
Handelsware gibt, die 20% Talkum enthält. Den Sinn dieser Handelsware
bzgl. Talkum habe ich nie herausfinden können.

> Harald W.
> Es war kein Spiritus, sondern unvergällter, hochprozentiger
> Reinigungsalkohol (Ethylen)

> ..welche Stoffe sich wohl besser in Isopropanol lösen und
> welche in Ethylen

> Ich meinte natürlich Ethalon. Da wir den für Reinigungszwecke verwendet
> haben, war dort sicherlich nicht 30% Wasser drin, denn dann hätte es
> nach dem Reinigen Rückstände gegeben


Hallo Harald, ich schätze deine Beiträge, aber (Ä)Ethanol ist kein
(Ä)Ethylen und (Ä)Ethalon kennt selbst Google nicht.
Das ist wohl ein Buchstabenverwechsler (Ä)Ethanol!

> Das "Ethylen" überseh' ich mal, aber medizinischer Alkohol hat oft nur
> ca. 70%. Damit ist er ausreichend bakterizid und gewebeschonender.

Über den 'eigentlichen' Gehalt von - auch medizinischem - Alkohol
lässt sich unendlich streiten.

> Ich meinte natürlich Ethalon. Da wir den für Reinigungszwecke verwendet
> haben, war dort sicherlich nicht 30% Wasser drin, denn dann hätte es
> nach dem Reinigen Rückstände gegeben

Mit 30% Wasser.., das ist doch dann grobgerechnet auch der 70%ige zum 
Desinfizieren. Stimmt in etwa, der 70er wird u.a. zum Desinfizieren 
gebraucht. Nun zu dem allseits bekannten Brennspiritus. Es ist 
(Ä)Ethanol mit Zusätzen, die das Trinken verhindern. Stinkt!, aber nicht 
alle Fabrikate stinken gleich schlecht (gut). Es kommt auf das
Vergällungsmittel an. Beim Kauf schnuppern! Manche sind erträglich,
andere kaum.
> Das riecht selbst in kaltem Zustand nicht einmal gleich.
So ist es.

> Rote T
> Tannenharz tuts genauso, stinkt aber etwas mehr, dafür gratis im Wald.

Bitte keine Empirik! Du verlässt die wissenschaftlichen Pfade;
hier gehts um ernste Dinge. ;-)
Für das Colophonium gibt es im 'Deutschen Arzneibuch Nr.6' von
1926 eine Monographie. Darin ist genau beschrieben, wie und wo dieses
Zeugs herzukommen hat. Doch nicht von so einer dahergelaufenen Tanne;
einfach aus dem Wald? So geht das nicht, selbst an Weihnachten! Das ist
nicht 'approved'! Wo gibts denn sowas? 'Dieser Dreck ist doch keine
Arzneibuchware'. :-)

> Hannes J
> Es ist eine eingetragene Marke und es gibt daher nur den Löthonig

Ich denke mal: 'That's it'
Hadern und heulen hilft nicht.
Das Zeug tut's ja auch super.

Es soll ja nicht nur rumgesabbelt werden.
Meine Vorgehensweise mit dieser Plörre.

Zum Lösungsmittel:
Brennspiritus (mag er stinken wie auch immer) ist preiswerter als
I-Prop. Wer meint, reinen Alkohol (Spiritus 90%) aus der Apotheke
kaufen zu müssen.., nur zu; es bringt Vater Staat ein paar Groschen
mehr Branntweinsteuer.
Ehe ich teuren I-Prop kaufe, nehm ich doch lieber dieses Stinkezeug
in den grünen Flaschen aus dem Baumarkt.

> nehmt auf jeden Fall reines Isopropanol und keinen Spiritus - früher war
> Spiritus hauptsächlich reines Methanol - heute ist da jeder denkbare
> Dreck drin, der im Kohlenwasserstoffbereich so abfällt.

Das ist Quatsch; Brennspiritus war nie reines Methanol, und vergällt hat 
man ihn
damit auch nicht. Das war viel zu gefährlich für die 'Unbelehrbaren'.
Den 'Blindmacher' braucht man einfach nicht. Es gingen ja in letzter 
Zeit
genügend Meldungen durch die Medien. Um Methanol in Äthanol schnuppern 
zu
können, muss man schon eine feine Nase haben. Da sollen sich die Jungs 
Mühe
gegeben haben, reines Methanol herzustellen, wo doch das 
Branntweinmonopol
in der EU Millionen von Litern reinen Äthanols an Überschuss produziert.
Den 'Dreck' zum Vergällen gibt es überall fast kostenlos. Nur zur
Info: das Branntweinmonopol macht Miese.

Zum Kolophonium:
Im Net gibt es genügend Angebote mit Brocken von 100gr bis 1Kg.
Man achte auf Brocken! Sie zu zertrümmern ist kein Problem.
Kein! Pulver, wie oben erwähnt.
100gr bis 250gr reichen ein Amateurleben!

Zum Gefäss:
Die Grösse ist natürlich subjektiv. Wer viel macht, braucht eine
grössere Flasche.
Falls nicht ähnliches vorhandensein sollte, hole man sich in der 
Apotheke
seines Vertrauens eine 20ml oder 30ml Flasche, dazu einen
Giessring, keinen Tropfer!
Ein paar Brocken Kolophonium einfüllen, den Alkohol dazu.
Stehenlassen! Ab und zu mal den Finger (NICHT DEN VERSCHLUSS!) drauf, 
und
mal kurz umschütteln.
Die Menge ist empirisch, ziemlich dünner Honig trifft die Sache
eigetlich ganz gut.

BLOSS NICHT DEN VERSCHLUSS FEST AUFDREHEN. NIE, NIE, NIE!

Nur so gerade eben. Der Rand verklebt durch das Harz, und man bekommt
es nie mehr auf.
Bei Bedarf Harz und/oder Alkohol nach füllen.

Zur Anwendung:
Ein bisschen von dem Honig mit einem Wattebausch o.ä. auf die Platine 
auftragen.
Das soll möglichst in einem Zug gehen; nacharbeiten sieht nicht gut aus.
Antrocknen lassen, fertig. Am Anfang klebt es noch ein bisschen, das 
legt sich
aber. Wenn man es ordentlich gemacht hat, sehen Platinen auch noch nach 
Jahren
wie frisch aus dem Ätzbad aus.

Frohe Weihnachten
73
Wilhelm

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Wilhelm S. schrieb:
> Ein paar Brocken Kolophonium einfüllen, den Alkohol dazu.
> Stehenlassen! Ab und zu mal den Finger (NICHT DEN VERSCHLUSS!) drauf,
> und
> mal kurz umschütteln.
> Die Menge ist empirisch, ziemlich dünner Honig trifft die Sache
> eigetlich ganz gut.

Man kann auch die in diversen Patenten gut dokumentierten 
Gewichtsverhältnisse nehmen. Zum Beispiel aus IBMs spezieller 
Spezialmischung:
https://patents.google.com/patent/US3730782A/en
>> The flux basically comprises 30-40% water white rosin, 60-70% organic
>> solvents and 0.01-1.0% of a cationic fluorocarbon surfactant. In a
>> preferred embodiment, about 2-3% glycerine is also present.
...
>> In broadest terms, the non-activated flux of the present invention
>> comprises:
>>
>> (1) liquid form:
>>    20-65% rosin
>>    0.01%-1% cationic fluorocarbon surfactant(s)
>>    balance organic solvent(s)
>> (2) paste form:
>>    99-99.99% rosin
>>    0.01%-1% cationic fluorocarbon surfactant(s)
>> (3) protective coating form:
>>    10-20% rosin
>>    0.01%-1% cationic fluorocarbon surfactant(s)
>>    balance organic solvent(s)
>> (4) preferred liquid form (polymerization inhibited) Formula (1) plus
>> 2-3% glycerine.
>>
>> A more preferred flux of the present invention is a liquid flux
>> and consists of:
>>
>> 30-40% water white rosin;
>> 60-70% of a C1 to C3 primary alcohol organic solvent;
>> 0.01-l.0% of a cationic fluorocarbon surfactant; and
>> 2-3% of glycerin (optional for operability; highly preferred for
>> electronic soldering).
>>
>> All percentages, unless otherwise indicated, are by weight.
>>
>> A specific and most preferred composition of the soldering flux of the
>> present invention comprises the following materials:
>>
>>                                         Percent
>> Isopropyl alcohol --------------------- 60-70%
>> Water white rosin --------------------- 30-40%
>> Glycerin (optional) ------------------- 2-3%
>> Cationic fluorocarbon surfactant ------ 0.0l-1.0%

Das Glyzerin ist optional. Auf eine PFAS-Komponente sollte man als 
Amateur sowieso verzichten (soll die Oberflächenspannung des 
Flussmittels verringern und es so "flussmitteliger" machen).

So, und jetzt ist es Zeit im Familienkreis eine gute Menge Ethanol zu 
konsumieren.

von Harald W. (wilhelms)


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Nano schrieb:

> Harald W. schrieb:
>> Ethalon
>
> Gute Besserung, nimm einfach Deine Pillen und gut ist!

Das war wohl ein Freudscher Versprecher, weil ich beruflich
sowohl Etalons als auch Ethanol benutzt habe (Nanos auch, als
Bruchteile vom Meter).

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