Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Messverstärker für Kraftmessbrücke


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von Daniel B. (dan78)


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In einem Labor meines Arbeitgebers befindet sich ein Kraftmess-Stuhl.

Ein Hebel wird mit den Unterschenkeln nach oben gedrückt. Dabei wird 
über einen Inkrementalgeber der Weg, den der Hebel zurückgelegt hat, 
bzw. dessen Position (vermutlich Absolutwertgeber) und die auf den Hebel 
wirkende Kraft gemessen.

Die Sensoren/Geber sind an jeweils eine Schnittstelle angeschlossen, die 
in einem Rechner eingebaut sind.

Da der Rechner speziell für diese Konstruktion eingesetzt wird und eine 
ebenso spezielle Software enthält, soll daran nichts verändert werden.
Gleichzeitig wird nun gewünscht, die beiden von den Sensoren gelieferten 
Messwerte einer separaten Analaog-Digital-Wandler-Unit (Fertiggerät) 
zuzuführen.
Die D/A-Unit besitzt für jeden der acht Kanäle jeweils eine BNC-Buchse.

Da ich von Wege- und Kraftmessung bisher keine praktische Erfahrung habe 
und zum letzten Mal vor 10 Jahren bei meiner Technikerausbildung damit 
zu tun hatte, fehlt mir leider die Erfahrung auf diesem Gebiet.

Meine bisherige Lösung sieht so aus:
In die Zuleitungen der beiden Sensoren habe ich jeweils ein Adapterkabel 
eingeschliffen, an dem parallel eine D-Sub-Stiftleiste angeschlossen 
ist.
Die Adern werden an den Buchsen im Alu-Gehäuse direkt wieder auf die zur 
Schnittstelle führende Leitung weitergeleitet.
So lassen sich die Signale auf der Leitung innerhalb des Alu-Gehäuses 
parallel abgreifen.
Der Positionssensor liefert eine zur Position proportionale 
Ausgangsspannung von 0-10V und wird mit 24V betrieben. Das lässt sich 
mit der DA-Schnittstelle prima auswerten.

Aber die Kraftmessung war für mich zunächst ein Rätsel. Nach einigem 
Recherchieren bin ich nun wenigstens so schlau, dass ich immerhin weiß, 
dass es sich um einen Wägesensor handelt. Dieser ist S-Förmig aufgebaut 
und enthält eine Messbrückenschaltung mit DMS. Auf dem Aufkleber findet 
man die Angabe 2mV/V. Was das bedeutet ist mir inzwischen auch klar.
Die vier Pins des Sensors sind mit +5V, Masse und 2x rund 2,3V belegt, 
so wie es für die Brückenschaltung eben üblich ist.


Zum Problem:
Soviel ich richtig verstanden habe, ist die Spannungsdifferenz zwischen 
den beiden im Ruhezustand 2,3V führenden Klemmen, die Brückenspannung 
und damit mehr oder weniger proportional mit der Kraft, die auf den 
Sensor wirkt.
Die D/A-Schnittstelle an die nun das Kraft-Signal angeschlossen werden 
soll, ist nicht empfindlich genug um die 0-10mV auf dem Schirm als Kurve 
deutlich darzustellen.
Es wird also ein Verstärker benötigt.

Ich dachte, ich könnte einen Differenzierer mittels OP aufbauen und 
damit das Problem lösen, aber ich komme mit der Schaltung einfach nicht 
zurecht.

Ich suche nun eine Schaltung, mit der ich diesen Verstärker aufbauen 
kann. Leider bin ich bei der Suche im Netz nicht so richtig fündig 
geworden. Mit jeder weiteren Schaltung, die ich fand ist meine 
Verunsicherung nur größer geworden...

Vielleicht kann mir jemand von Euch mit einer Schaltung und/oder einem 
Praxisbeispiel weiterhelfen.
An OPs hätte ich noch bergeweise uralte 741er und drei MC1458P.

Für Eure Aufmerksamkeit und Hilfe möchte ich mich an dieser Stelle schon 
einmal bedanken...

Gruß,
Daniel

von Thomas F. (igel)


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Daniel B. schrieb:
> Soviel ich richtig verstanden habe, ist die Spannungsdifferenz zwischen
> den beiden im Ruhezustand 2,3V führenden Klemmen, die Brückenspannung
> und damit mehr oder weniger proportional mit der Kraft,


> Ich dachte, ich könnte einen Differenzierer mittels OP aufbauen...

Nimm lieber einen Intrumentenverstärker (Instrumentation Amplifier). 
Gibts von mehreren Herstellern. Bekannter Namen: INA126

von VOA (Gast)


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Daniel B. schrieb:
> Da ich von Wege- und Kraftmessung bisher keine praktische Erfahrung habe
> und zum letzten Mal vor 10 Jahren bei meiner Technikerausbildung damit
...
> Aber die Kraftmessung war für mich zunächst ein Rätsel.
...
> An OPs hätte ich noch bergeweise uralte 741er und drei MC1458P.

Oh. Unter diesen Umständen bietet sich vielleicht ein Fertigprodukt an? 
Die Verstärkung so kleiner Messspannungen ist einerseits eine durchaus 
anspruchsvolle Aufgabe, andererseits gibt es unzählige Hersteller die 
das hervorragend im Griff haben, da Standardaufgabe in der Industrie.

http://www.inelta.de/produkte/signalkonditionierer/

http://haehne.de/messelektronik/messverstaerker/

https://www.atrie.de/msr-technik-elektronik-entwicklung/online-katalog-msr-elektronik/messverstaerker-signalwandler

http://honigmann.com/k8/g64/Messverst%C3%A4rker-DMS.html

von Lurchi (Gast)


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So eine DMS Brücke parallel zu einer anderen Elektronik auszuwerten ist 
problematisch. Wenn möglich sollte man das bereits verstärkte Signal, 
als z.B. +-5 V abgreifen. Sofern die Anregung mit DC und stabil ist, 
geht es noch.

Wie viele Kabel gehen zum Sensor ? Je nach Ausführung sind vor allem 4 
oder 6 übliche.

Als Verstärker ist ein Instrumentenverstärker (eher als fertiger chip 
statt im Eigenbau mit OPs) passender. Die alten 741 / 1458 reichen nicht 
wirklich aus, bzw. man sollte es sich nicht mehr antun.

von Daniel B. (dan78)


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Hallo Thomas,

Danke für den Tip.
Ich habe nach einigem Brainstorming u.a. beim "Elektronik-Kompendium", 
eine Grundschaltung für einen Instrumentenverstärker gefunden, die ich 
eigentlich nachbauen wollte. Als OP habe ich einen OPA404 gewählt, da 
ich von diesen noch einige aus Schlachtungen hier habe.
Bei der Durchsicht des Datenblattes ist mir auf den letzten Seiten 
(Seite 10) die Schaltungsapplikation für einen Instrumentenverstärker 
aufgefallen.
http://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/56770/BURR-BROWN/OPA404.html

Ich habe mittels einer schnell zusammengestrickten Excel-kalkulation 
nach der Formel "Differential Voltage Gain  = 1+ (2RF/RG)", die 
Widerstände für einen Verstärkungsfaktor 500 errechnet.
Nach einigem Hin- und Herschieben der Zahlen bin ich auf folgende 
Widerstände gekommen: RF = 49,92 kOhm (47k + 2,2k + 220) und RG = 2*100 
Ohm
Wenn ich keinen Fehler gemacht habe, dann müsste so eine Verstärkung von 
ca. 500,2 herauskommen.

Wichtig ist eigentlich ja nur, dass der Messwert derart verstärkt wird, 
dass eine deutlicher Signalanstieg am DA-Wandler ankommt. Soo präzise 
muss das nicht sein, da die Kanäle des DA-Wandlers falls erforderlich 
geeicht werden können. Wichtig ist, dass die Verstärkung einigermaßen 
linear ist.

Die Schaltung baue ich gerade ordentlich mit einem Drahtigel-Verhau auf 
Lochraster auf, da ich das IC, was Du vorgeschlagen hast sowieso erst 
noch bestellen (lassen) muss. Sollte die Schaltung funktionieren wäre 
das prima. Wenn nicht verwende ich halt das IC INA126

von gk (Gast)


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VOA schrieb:
> Unter diesen Umständen bietet sich vielleicht ein Fertigprodukt an?

Das klingt zwar verlockend, ist aber nicht unbedingt zielführend, denn 
man kann zwar die Brückenausgangsspannung u.U. paralell abgreifen, aber 
man kann nicht die Brückenversorgung paralell schalten.

Instrumentebverstärker war schon das richtige Stichwort. Der müßte für 
10mV (5V * 2mV/ V)Brückensignal und 10 V Ausgang eine Verstärkung (Gain) 
von 1000 haben.

gk

von VOA (Gast)


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gk schrieb:
> ist aber nicht unbedingt zielführend,

Ich glaube schon daß es das ist.

gk schrieb:
> denn
> man kann zwar die Brückenausgangsspannung u.U. paralell abgreifen, aber
> man kann nicht die Brückenversorgung paralell schalten.

Das muß man ja auch nicht. Die entsprechenden Anschlüsse des 
Meßverstärkers bleiben frei, bei potentialtrennenden Verstärkern ist 
zusätzlich eine "Masseverbindung" möglich, aber nicht erforderlich.

Wer sich zutraut einen Meßverstärker selbst zu bauen, sollte eigentlich 
mit dem sinnvollen anschließen eines Fertiggeräts nicht überfordert 
sein...?

von gk (Gast)


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VOA schrieb:
> Ich glaube schon daß es das ist.

Immerhin bin ich mit meiner Meinung nicht allein:

Lurchi schrieb:
> So eine DMS Brücke parallel zu einer anderen Elektronik auszuwerten ist
> problematisch.

Egal, ob mit INA oder mit Fertigmodul muss man schon wissen was man tut.

Es kann zum Beispiel sein, dass das Fertigmodul mit einer höhren 
Brückenspeisespannung arbeitet, z.B. 1. Link. Dann braucht der dort 
verbaute INA nur eine geringere Verstärkung.

Ausserdem könnte der Eingangsgleichtaktbereich nicht ausreichen. u.a.

Da man nicht unbedingt alle Spezifikationen von Fertigmodulen kennt, ist 
es ggf. doch einfacher eine eigene Schaltung zu verwenden. In dem 
vorliegenden Fall reicht ein INA, der mit der 5V Brückenspeisung klar 
kommt, mit Ref auf Masse. Etwas trickreich wird noch die Einstellung des 
Nullpunktes.

gk

von VOA (Gast)


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gk schrieb:
> Es kann zum Beispiel sein,
...
> Ausserdem könnte der
...
> Da man nicht unbedingt alle Spezifikationen kennt
...
> ist es ggf. doch einfacher

Jaja, langwierige Streitereien sind meine Sache nicht, zum großen 
Leidwesen aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen LAGs.:-)
TO wird schon irgend etwas passendes zusammenknoten...

von Tany (Gast)


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Lurchi schrieb:
> So eine DMS Brücke parallel zu einer anderen Elektronik auszuwerten ist
> problematisch

Unter welchen Umständen kann's problematisch sein?
Heutige Instrumenten Verstärker haben sehr hohe Eingangsimpedanz, 
belastet die Brücke so gut wie nix.

Mancher ADC mit intern gain bis zu 128 kann sogar direkt diese Spannung 
messen.

von gk (Gast)


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Tany schrieb:
> Heutige Instrumenten Verstärker haben sehr hohe Eingangsimpedanz,
> belastet die Brücke so gut wie nix.


Das ist auch nicht das Problem. Zwei relevante Aspekte siehe oben.

Manche fertige Komponenten machen die Nullpunktkompensation paralell zur 
Brücke, das funktioniert nicht mehr, wenn die Speisespannung (ausser 
Masse) nicht mehr anliegt. Das gibt dann einen einseitigen 
Widerstandspfad gegen Masse, der die Brücke konstant verstimmt.

Einen Abgleich des Nullpunktes braucht man, z.b um den Ofsett des 
Kraftaufnehmers zu kompensieren. Richtig, das kann man notfalls auch in 
Software machen.

Wenn der Sensor allerdings positive und negative Kräfte misst, dann ist 
auch sein Ausgang positiv und negativ ( z.B. +-2mV/V). Berstärkt gibt 
das dann z.B. +-10V. Und die passen nicht unbedingt an einen 
Mikrokontrollereingang von z.b 0..3(5)V. Durch Anpassen der Verstärkung 
und addieren eines Offsets läßt sich das aber lösen.

Ganz fatal wird es, wenn einer der Verstärker oder Beide mit 
Trägerfrequenz arbeiten, das geht dann voll in die Hose.

gk

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