Forum: Markt Germanium Transistoren


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von Gerald T. (geraldtrost)


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Hallo!

Ich habe gerade gesehen, dann man auf eBay
Germanium Transistoren aus alter deutscher
Produktion und solche aus russischer Produktion
kaufen kann, aber keine neuen.

Die werden vielleicht gar nicht mehr produziert, oder?

Der Vorteil war doch, dass man an der Basisdiode
nicht 0.7 Volt sondern nur 0.3 Volt verliert!

Das wäre doch ideal zum Verstärken und auch zum Schalten.

Ok, der Stomverstärkungsfaktor ist bei den alten russischen
Typen nur 40 bis 50 und der Verkäufer Gordelux wird in
anderen Foren als Betrüger beschimpft weil er bei jeder
Beschwerde behauptet:

"das kann nicht sein, alle anderen Kunden waren zufrieden".

Aber man muss ja nicht die alten russischen Ge-Transistoren
auf eBay kaufen, man kann ja auch Siemens Typen kaufen ...

zwei Fragen:

1.)
Welche Nachteile haben den Germanium Transistor
zum Aussterben verurteilt. Warum wurde die Produktion
nicht verbessert und warum hat der GE-Transistor nicht
die Führungsposition bei den bepolaren eingenommen
wenn er doch weniger Diodenspannung opfert ?

2.)
Wo kann man Geramnium Transistoren
aus neuester Produktion kaufen ?

danke
Gerald

von (prx) A. K. (prx)


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Gerald Trost schrieb:
> Die werden vielleicht gar nicht mehr produziert, oder?

Richtig.

> Der Vorteil war doch, dass man an der Basisdiode
> nicht 0.7 Volt sondern nur 0.3 Volt verliert!

Richtig. Der ursprüngliche Vorteil war freilich ein anderer: die 
Herstellung war anfangs einfacher.

> Welche Nachteile haben den Germanium Transistor

Produktionsweise (Preis), thermischer Einsatzbereich und dementsprechend 
die Belastbarkeit, Reststrom, Lebensdauer, ...

Zu Siliziumoxid zur Isolation, elektrisch wie physisch, gibt es kein 
ebenso einfach nutzbares Analog bei Germanium.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Gerald Trost schrieb:
> Der Vorteil war doch, dass man an der Basisdiode
> nicht 0.7 Volt sondern nur 0.3 Volt verliert!

Niemand braucht das noch seit dem es JFETs (Schaltspannung 0V oder sogar 
negativ) und OpAmps gibt.

> Ok, der Stomverstärkungsfaktor ist bei den alten russischen
> Typen nur 40 bis 50 und der Verkäufer Gordelux wird in
> anderen Foren als Betrüger beschimpft

Ja, schon verwunderlich, daß es selbst 40 Jahre nach Herstellungsstop
der Germaniumtransistoren noch so viele zu kaufen gibt. Die Produktion 
von Germaniumtransistoren hatte hohen Ausschuss, und der wird heute als 
"Gutes Germanium" verkauft.

> Wo kann man Geramnium Transistoren
> aus neuester Produktion kaufen ?

Nur für Spezialanwendungen:
http://www.nxp.com/documents/data_sheet/BFU730LX.pdf

von Max H. (hartl192)


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Gerald Trost schrieb:
> Der Vorteil war doch, dass man an der Basisdiode
> nicht 0.7 Volt sondern nur 0.3 Volt verliert!
>
> Das wäre doch ideal zum Verstärken und auch zum Schalten.
Ob man den Arbeitspunkt 400mV höher einstellt oder 400mV mehr am 
Basiswiderstand verheizt ändert nicht viel.

von ArnoR (Gast)


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Max H. schrieb:
> Ob man den Arbeitspunkt 400mV höher einstellt oder 400mV mehr am
> Basiswiderstand verheizt ändert nicht viel.

Manchmal schon; so hat man die Dinger gern in tragbaren Geräten bei 
kleinen Betriebsspannungen in der komplementären Gegentaktendstufe 
verwendet (auch noch, als es schon vergleichbare Siliziumtransistoren 
gab), weil man dann merklich höhere Ausgangsleistungen erreichte (800mV 
mehr Ausgangssignal bei 3V Betriebsspannung verdoppelt die Leistung).

von oszi40 (Gast)


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>> Wo kann man Geramnium Transistoren

Dann hol Dir 3 alte und messe sie aus. Du wirst "begeistert" sein. 
Reststrom  >100µA und Stromverstärkung von 3 bis 100 je nach Typ.

Unterschied zu Si ist die große Temperaturabhängigkeit und die schnelle 
Alterung sobald sie Luft bekommen.

von Tim (Gast)


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Ge-Transistoren habe das Problem, dass sich mit der Zeit Kristalle im 
Halbleitermaterial bilden. Der Transistor ist dann unbrauchbar.

von Rainer V. (rudi994)


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Vorteile von Silizium gegenüber Germanium und GaAs (Gallium-Arsenid):
Silizium gibt es als Si-Oxid wie Sand am Meer, praktisch unbegrenzt. 
Chem. Si-Verbindungen sind langlebiger (stabiler) und weniger giftig. 
Erzeugung von Oxidschichten und gezielte Dotierung sind einfacher und 
billiger. Si-Oxid ist ein sehr hochwertiger Isolator, der gezielt auf 
dem Substrat aufgebracht werden kann. Herstellung von NPN-Transistoren 
ist bei Silizium einfach, bei Germanium schwierig. Deshalb gab es vor 
Jahrzehnten soviele Schaltungen mit PNP-Ge-Transistoren, weniger mit 
NPN-Typen.

Vorteile Germanium und ferner GaAs:
Teils bessere elektr. Eigenschaften, größere Ladungsträgerbeweglichkeit, 
kleinere Schaltzeiten u.a. Vorteile.

Siehe auch http://www.halbleiter.org/

von loeti2 (Gast)


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Tim schrieb:
> Ge-Transistoren habe das Problem, dass sich mit der Zeit Kristalle im
> Halbleitermaterial bilden

Quelle? Habe hier Ge-Transistoren die sind älter als ich (über 54 Jahre 
alt) und die gehen.

Bitte nicht mit der Whisker-Plage verwechseln, dass sind aber 
Zinn-"Kristalle".

von Peter Hofbauer (Gast)


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Hallo,
Ge-Transistoren sind nur bis +75Grad Sperrschichttemperatur zulässig. 
Das ist der wichtigste Nachteil!
Dazu kommen dann noch der hohe temperaturabhängige Reststrom.
Vorteil war der gegenüber Si-Transistoren sehr geringere Restwiderstand 
zwischen E und C. Weshalb die Ge-Leistungstypen etwas länger produziert 
wurden.
Übrigens: Ich habe noch alte Ge-Typen (GFT41) herumlegen, die für den 
VHF-Bereich waren und einen statischen (DC-) Verstärkungsfaktor haben 
von über 500!
Gruß Peter

von Harald W. (wilhelms)


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Tim schrieb:

> Ge-Transistoren habe das Problem, dass sich mit der Zeit Kristalle im
> Halbleitermaterial bilden.

Interessant. Bislang bin ich davon ausgegangen,
das der ganze Transistor aus einem Kristall besteht.
:-)

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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von Thomas R. (tinman) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Hier stehen die Vor und Nachteile
> http://www.learnabout-electronics.org/bipolar_junction_transistors_02.php

ehm ja, aber nur wenn es um germanium transistoren von vor 40J geht. Der 
von dir gepostete BFU730LX zeigt deutlich das es doch anders gehen kann.

von name (Gast)


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Ist dir aufgefallen, dass es ein HBT aus Siliciumgermanium ist, und kein 
Germanium-Transisitor?

von Thomas R. (tinman) Benutzerseite


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name schrieb:
> Ist dir aufgefallen, dass es ein HBT aus Siliciumgermanium ist, und kein
> Germanium-Transisitor?

natürlich, drum gehts ja auch - dies ist nciht die technik von vor 40J, 
sondern moderne SiGe HBTs, die mittlerweile 798GHz erlaubt.

von Gerald T. (geraldtrost)


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Hallo Leute!

Tausend Dank für die tollen und kompetenten Einblicke!

Eine Aussage hat mich aber doch erstaunt:

>Niemand braucht das noch seit dem es JFETs
>(Schaltspannung 0V oder sogar negativ) und OpAmps gibt.

Bedeutet das, dass wir in 20 Jahren keine bipolaren mehr
kaufen können und das JFet diesen Platz einnehmen wird ?

liebe Grüße
Gerald

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