Forum: HF, Funk und Felder Tekbox TBMDA3 - Feldstärke


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von Bert S. (kautschuck)


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Hi,

Ich habe mir mal ein Tekbox TBMDA3 gekauft um damit eine Antenne zu 
versorgen um inhouse ein paar PCBs auf Störfestigkeit zu testen.

https://static.eleshop.nl/mage/media/downloads/TBMDA3_Manual.pdf

Der Verstärker kann bis zu +37dBm im Bereich von 10MHz bis 1GHz. Nun 
habe ich mal ein analoges PCB mit einem 100V/V Verstärker mit maximaler 
Leistung bestrahlt und sofort stärkere Störungen im Frequenzbereich bei 
340MHz feststellen können (Werte weichen so +-30% ab).

Nun bin ich am überlegen, in welcher Relation diese Antenne mit dem 
Verstärker gegenüber dem Normtest nach IEC 61000-4-3 steht. Dort werden 
z.B von 80MHz bis 1GHz HF-Felder mit bis zu 3V/m abgestrahlt. Der 
Verstärker kann anscheinend bis zu 500V/m.

Als Antenne habe ich so was hier genommen:
https://de.aliexpress.com/item/1005004280827339.html?spm=a2g0o.productlist.main.7.5cf5650aW0Unsu&algo_pvid=dc4f8e29-217f-40d7-abba-a439e48082fc&algo_exp_id=dc4f8e29-217f-40d7-abba-a439e48082fc-3&pdp_npi=3%40dis%21USD%2149.61%2133.24%21%21%21%21%21%40211bf31716850277680865642d07e4%2112000028612846595%21sea%21CH%213437294891&curPageLogUid=x9BfJaz2ERou

Jemand eine Idee, wie vergleichbar so ein Test mit dem Normtest der IEC 
61000-4-3 ist?

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Zum Abschätzen brauchst du den Antennenfaktor.

Den zu messen ist keine unlösbare Aufgabe... Du musst dann nur an eine 
Antenne ein bekanntes Signal (z.b 0dBm) anlegen und auf der anderen 
Seite messen was ankommt.

Dann noch ein bisschen Voodoo im Post Processing (Friis equation) und 
schon hast du den Gain der Antenne. Den kann man dann einfach in den 
Antennenfaktor umrechnen und damit dann die Feldstärke auf 
Prüflingsebene abschätzen.

Besser wäre eine isotrope Feldsonde... hat aber nicht jeder...


Übrigens: über 2W "einfach so" abzustrahlen finde ich schon ziemlich 
Krass... das sollte man zumindest in einem "Bunker" machen in dem 
sowieso kein Handy, TV oder Radio funktioniert.
Ansonsten störst du mutwillig die Umgebung!
Und nein "ich mach's nur kurz" ist da keine Ausrede!

73

von Bert S. (kautschuck)


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Hans W. schrieb:
> Dann noch ein bisschen Voodoo im Post Processing (Friis equation) und
> schon hast du den Gain der Antenne. Den kann man dann einfach in den
> Antennenfaktor umrechnen und damit dann die Feldstärke auf
> Prüflingsebene abschätzen

Nehmen wir mal an, die Antenna hat einen Gain von 0dB (Wir wohl mehr 
sein in der Realität und man sendet mit +37dBm und das DUT ist 0.5m 
entfernt, dann kann man ja ganz vereinfacht annehmen, dass:

E = sqrt((30 x P x G) / (Z x 4 x π x r^2))

Wobei

P = +37dBm Signalquellenleistung
G = 0dB Antenna Gain
Z = 377Ohm Medium Impedanz

Dann würde ein E-Feld von gerade einmal 0.35V/m erfolgen, oder?

Hans W. schrieb:
> Übrigens: über 2W "einfach so" abzustrahlen finde ich schon ziemlich
> Krass... das sollte man zumindest in einem "Bunker" machen in dem
> sowieso kein Handy, TV oder Radio funktioniert.
> Ansonsten störst du mutwillig die Umgebung!
> Und nein "ich mach's nur kurz" ist da keine Ausrede!

Das wird im -4UG gemacht, da haben wir einen kleinen EMV Keller 
eingerichtet in einem Luftschutzbunker

: Bearbeitet durch User
von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Da gibt's zahlreiche online-rechner (z.B. 
https://absolute-emc.com/calculator/convert/anteenaField_power).

Du bist aber sicher um einige Größenordnungen daneben!

73

von Bert S. (kautschuck)


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Hans W. schrieb:
> Du bist aber sicher um einige Größenordnungen daneben!

Danke, ja dann sind das eher um die 20V/m, dann ist das schon ziemlich 
extrem.

von Kurt (heliosh)


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Bert S. schrieb:
> Nun bin ich am überlegen, in welcher Relation diese Antenne mit dem
> Verstärker gegenüber dem Normtest nach IEC 61000-4-3 steht. Dort werden
> z.B von 80MHz bis 1GHz HF-Felder mit bis zu 3V/m abgestrahlt.

Wirklich nur 3 V/m? Die Grenzwerte von Mobilfunk liegen ja schon bei 
40-60 V/m.

Wir hatten vor ~20 Jahren Tests mit über 1 kV/m gemacht, aber ich weiß 
nicht mehr nach welcher Norm das ging, das war für die 
Rüstungsindustrie.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Kurt schrieb:
> Wirklich nur 3 V/m? Die Grenzwerte von Mobilfunk liegen ja schon bei
> 40-60 V/m.
3V/m und wenn es ein wenig Strenger/wichtiger wird 10V/m sind die 
gängigen Feldstärken für diese Tests die in vielen Produktnormen 
gefordert werden.

Und es gibt reichlich Geräte auf dem Markt die schon mit den 3V/m ihre 
Probleme haben. Bei 10V/m muss man sich manchmal schon tatsächlich so 
seine Gedanken bei der Entwicklung machen das es auch über den gesamten 
Frequenzbereich klappt.
(Es geht bei den Anforderungen oft ja nicht darum ob ein Gerät 
beschädigt wird oder der Kran plötzlich seine Ladung durch die Gegend 
wirft.

Da wird stattdessen gefordert das es ohne jegliche Beeinflussung oder 
maximal mit absolut unerheblicher Beeinflussung funktioniert. Wenn bei 
dem Test dann plötzlich das Prüfsignal akustisch schwach im Lautsprecher 
des DUT zu hören ist oder das Bild auf dem Bildschirm etwas Streifig 
wird ist das u.U. bereits durchgefallen. Oft auch abgestuft, also z.b. 
bei 3V/m darf ABSOLUT GAR NICHTS wahrnehmbares passieren, bei 10V/m 
dürfen Auswirkungen merkbar sein, das Produkt muss aber weiter voll für 
den Einsatzzweck taugen- ganz leiser Ton in der Audio oder Bild minimal 
streifig wäre OK, Bild oder ton weg bzw. derart verzerrt/überlagert das 
es nicht mehr zuverlässig verständlich bzw. erkennbar ist bedeutet 
durchgefallen)

> Wir hatten vor ~20 Jahren Tests mit über 1 kV/m gemacht, aber ich weiß
> nicht mehr nach welcher Norm das ging, das war für die
> Rüstungsindustrie.
Gut, ich weiß ja nicht was da genau (z.B. Ausrüstung die ggf unmittelbar 
neben einem starken Aktivradar betrieben wird) für welchen Test mit 
welcher Zielsetzung (z.B. ob nur auf keine Beschädigung) gestestet 
wurde. Daher kann man 1kV/m nicht völlig ausschließen.
Direkt vor der Sendeantenne eines größeren Pulsradars gibt es schon 
enorme Feldstärken...

Aber generell klingen die 1kV/m für mich eher nach einer Größe für einen 
Grenzwert bei statischen oder höchstens niederfrequenten (wie unter 
Hochspannungsleitung) Feldern. Nicht nach etwas was man üblicherweise 
bei 1GHz mit 3m Abstand zur Sendeantenne testet.

Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Kurt schrieb:
> Bert S. schrieb:
>> Nun bin ich am überlegen, in welcher Relation diese Antenne mit dem
>> Verstärker gegenüber dem Normtest nach IEC 61000-4-3 steht. Dort werden
>> z.B von 80MHz bis 1GHz HF-Felder mit bis zu 3V/m abgestrahlt.
>
> Wirklich nur 3 V/m? Die Grenzwerte von Mobilfunk liegen ja schon bei
> 40-60 V/m.
>
> Wir hatten vor ~20 Jahren Tests mit über 1 kV/m gemacht, aber ich weiß
> nicht mehr nach welcher Norm das ging, das war für die
> Rüstungsindustrie.

Üblich sind

3V/m -> Residential
10V/m -> industrial
20V/m -> functial safety

Alles mit 80% AM

Bei Residential geht man von 10m Abstand zu einem Sender aus... Bei 
Industrial sind's 30m.

Stimmt beides nicht mehr-es gibt aber trotzdem nicht wesentlich mehr 
Probleme mit Störungen.

73

von Rainer W. (rawi)


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Bert S. schrieb:
> Nehmen wir mal an, die Antenna hat einen Gain von 0dB (Wir wohl mehr
> sein in der Realität und man sendet mit +37dBm und das DUT ist 0.5m
> entfernt, dann kann man ja ganz vereinfacht annehmen, dass:
>
> E = sqrt((30 x P x G) / (Z x 4 x π x r^2))

Seehr vereinfacht.
Bei 0.5m kommt es schon sehr auf die Frequenz an, ob das bereits als 
Fernfeld betrachtet werden kann.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Hans W. schrieb:
> Üblich sind
>
> 3V/m -> Residential
> 10V/m -> industrial
> 20V/m -> functial safety
>
> Alles mit 80% AM

Die üblichen Prüfpegel/Prüfschärfegrade nach 61000-4-3 sind:
Schärfegrad    Pegel
1              1V/m
2              3V/m
3             10V/m
4             30V/m

Wobei (Stand 61000-4-3:2011-04, die 2021 habe ich nicht hier daheim) 
laut (informativen) Anhang E die Stufe 2 (3V/m) für Umgebungen empfohlen 
wird wo es zwar tragbare Sendeempfänger mit weniger als 1W HF Leistung 
gibt, diese aber in unmittelbarer Nähe der Geräte nicht betrieben werden 
(z.B. durch Arbeitsanweisung geregelt). Dies wird als typische Umgebung 
wie im Bereich von Geschäfts- und Gewerbetrieben vorzufinden 
beschrieben. Gilt als umgebung mit mittleren Elektromagnetischen Feldern

Die Stufe 3 (10V/m) beschreibt eine Umgebung wo z.B. tragbare 
Sendeempfänger mit einer Leistung von 2W und mehr in mindestens 1m 
Entfernung (vom DUT bzw. der Serienprodukte)betrieben werden oder wo ISM 
Geräte im Einsatz sind.
Dies wird als typische Umgebung im Industrieellen Bereich definiert. 
Zählt als Umgebung mit starken elektromagnetischen Feldern.

Die normale Häusliche Umgebung wäre danach Stufe 1 (1V/m)

Wenn man aber jetzt betrachtet das ein Mobiltelefon nichts anderes ist 
als ein "Tragbarer Sendeempfänger" und dieses im GSM Betrieb bis 2Watt 
Leistung hat und kaum ein Nutzer darauf achtet dieses immer schön 
mindestens 1m von seinen Geräten entfernt zu halten (Von der Mikrowelle 
als ISM Gerät das NICHT Funkdicht ist sondern die ettlichen Hundert Watt 
nur soweit innerhalb des GErätes hält das keine Gesundheitsgefahr im 
Umfeld besteht ganz zu schweigen) dann müsste eigentlich alles, auch im 
häuslichen Umfeld, nach Stufe 4 getestet werden.
Stufe 4: Tragbare Sende-/Empfangsgeräte werden in weniger als 1m Abstand 
zum DUT betrieben. Andere starke Störquellen können ggf. vorhanden sein.

Tatsächlich sehen die (spezifischeren) Produktnormen, welche sofern es 
diese für die jeweilige Produktart gibt das Maßgebliche sind, für den 
Häuslichen Bereich 3V/m und immer öfter auch schon 10V/m vor. Je nachdem 
welche Produktart es ist und wenn das Gerät noch in den 
Anwendungsbereich der RED fällt kommt da auch noch einiges dazu.

Zusätzlich zur Amplitudenmodulation ist mittlerweile für ettliche 
Produktarten auch die Pulsmodulation mit 1Hz (Simulation Mobilfunk) 
genormt!

Gruß
Carsten

von Carsten S. (dg3ycs)


Angehängte Dateien:

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Hi,

Hans W. schrieb:
> Übrigens: über 2W "einfach so" abzustrahlen finde ich schon ziemlich
> Krass... das sollte man zumindest in einem "Bunker" machen in dem
> sowieso kein Handy, TV oder Radio funktioniert.
> Ansonsten störst du mutwillig die Umgebung!
> Und nein "ich mach's nur kurz" ist da keine Ausrede!

Vollste Zustimmung!
Vor allem da man ja definitiv über das ganze Frequenzband geht und das 
schon vom Prinzip her auch nicht "mal kurz" ist. Man holt sich die 
Ausstattung ja nicht um einmal einen Sweep zu machen sondern weil man 
mehrfach testen will und ggf. bei besonders kritischen Frequenzen dann 
auch länger zwecks Suche von Abhilfemaßnahmen bestrahlen möchte...

Das ist eine GANZ andere Hausnummer als wenn man (ebenfalls 
verbotenerweise) mit einem Handfunkgerät und Stummelantenne o.ä. auf 
einzelnen Frequenzen wo man weiß das dort nichts (oder zumindest nichts 
kritisches, also in dem Bereich bekannterweise unbenutzte Betriebs- oder 
Rundfunkfrequenzen, gerade unbenutzer AFU Kanal oder LPD/PMR/Freenet 
Frequenzen) mal ein paar Minuten neben dem Gerät sendet...

Für solche Messungen im Labor, wenn man keinen Tresorraum oder Bunker 
hat, gibt es natürlich auch Lösungen Abseits einer extremst teuren und 
Platzraubenden echten Messkammer. Durchaus Bezahlbar! Z.B. eine GTEM 
Zelle oder halt (normale, offene) TEM Zelle und Schirmzelt. Damit ist 
dann selbst bei maximaler Leistung die in die Umgebung gebrachte 
Leistung im Bereich von 0,x mW...

Ich habe bei mir im Labor für die Precompliance z.B. eine günstige TEM 
Zelle und Schirmzelt (ebenfalls Tekbox, dazu den "kleinen" TBMDA1) da 
kann ich nicht einmal zum anderen Ende des Gebäudes gehen ohne das ein 
mit voller Leistung in die TEM Zelle gespeistes Prüfsignal komplett im 
Rauschen meines AFU Handgerätes untergeht...
(Habe den Versuch gemacht...)

Hans W. schrieb:
> Zum Abschätzen brauchst du den Antennenfaktor.

Das ist der eine Weg! Wobei man diesen rechnerischen Weg auf jeden Fall 
auch einmal komplett gehen sollte.

Ich habe für unseres Setup dann noch zusätzlich beim nächsten Ortstermin 
im akkreditierten Prüflabor meinen Spekkie mit TG, den Verstärker und 
ein paar Meter Kabel + Dämpfungsglieder sowie Antenne&Sonde eingepackt 
und im Anschluss an eine richtige Messung in der Kammer haben wir dann 
schnell noch für eine reihe ausgesuchter Frequenzen zum einen unsere 
Sonde bestrahlt (und ich mir aufgeschrieben was mein Spekkie als Wert 
angezeigt aht) und umgekehrt bei denselben Frequenzen dann jeweils ein 
Signal abgestrahlt und dabei dann aufgeschrieben mit welcher Leistung 
ich auf diesen Frequenzen senden muss um eine definierte Störabstrahlung 
zu erzeugen.

Mit diesen Infos ist es ein leichtes das eigene Setup dann zu Überprüfen 
und zu optimieren. WEnn dazu dann noch die Berechnungen und die 
experimentellen Werte halbwegs übereinstimme dann weiß man das man es 
richtig gemacht hat.

Gruß
Carsten

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Carsten S. schrieb:
> Durchaus Bezahlbar! Z.B. eine GTEM Zelle oder halt (normale, offene) TEM
> Zelle und Schirmzelt.

Ich hab eine GTEM. Bei so zelten wäre ich mir beim Dämpfungsfaktor nicht 
soo sicher... 37dBm sind 5W... War Mal wieder so ein deppfehler von 
mir...

Carsten S. schrieb:
> Je nachdem welche Produktart es ist und wenn das Gerät noch in den
> Anwendungsbereich der RED fällt kommt da auch noch einiges dazu.
> Zusätzlich zur Amplitudenmodulation ist mittlerweile für ettliche
> Produktarten auch die Pulsmodulation mit 1Hz (Simulation Mobilfunk)
> genormt!

Die Generics haben 3 oder 10V/m bis 1 GHz und 3V/m darüber. 80%AM ist 
Standard. RED (also EN 301 489) verweist auf CISPR 35. Mir wäre nicht 
bewusst, dass da etwas von den Generics abweichendes drinnen steht 
(zuviele Normen...). Alles andere orientiert sich direkt an den 
Generics.

20V/m ist in 61000-6-7 für funktionelle sichheit vorgesehen (ist 
vorgesehen zusammen mit  61508 angewendet zu werden)

73

von Christian M. (likeme)


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Bert S. schrieb:
> Der
> Verstärker kann anscheinend bis zu 500V/m.

da brauchste schon paar KW!

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