Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Alterung von Kondensatoren in Schaltnetzteilen


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von Roland (Gast)


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Hallo Experten,

ich habe neulich eine Schaltnetzteilplatine eines Fernsehers repariert, 
bei welcher das Standby-Netzteil – ein kleines 2W-Netzteil, basierend 
auf dem vollintegrierten (inklusive Schalttransistor) 
Sperrwandlercontroller „LNK362“, welches neben dem Hauptnetzteil 
permanent läuft und eine 3,3V Standby- sowie eine Hilfsspannung für das 
Hauptnetzteil bereitstellt – defekt war. Neben der Netzsicherung und den 
primärseitigen Gleichrichterdioden – wohl als Folgeschaden – war der 
Controller selbst defekt. Die gesamte Netzteilplatine besitzt keine 
aktive Leistungsfaktorkorrektur und die Zwischenkreisspannungen werden 
für die beiden Netzteile jeweils getrennt generiert.

Da der Ausfall des Sperrwandlercontrollers jedoch auch eine Ursache 
haben muss, habe ich zusätzlich sowohl den eingangsseitigen 
Ladekondensator als auch die Ladekondensatoren der beiden 
Ausgangsspannungen getauscht, da ich annahm, dass diese Bauteile nach 
gut zehnjährigem Dauerbetrieb nicht mehr ihrer Spezifikation entsprechen 
würden.
Nach dem Ausbau der Kondensatoren und dem Messen ihrer Kapazität mit 
einem gewöhnlichen Multimeter zeigte sich jedoch zu meiner Überraschung, 
dass die Kapazitäten aller Kondensatoren noch über deren Nennkapazitäten 
liegen. Das Messen der seriellen Innenwiderstände der Kondensatoren ist 
mir mangels LCR-Meter (auch kein Funktionsgenerator für eine manuelle 
Impedanzmessung mittels Phasenverschiebung) leider nicht möglich.

Ich möchte Euch daher gerne fragen, ob Elektrolytkondensatoren in 
Schaltnetzteilen heute tatsächlich zehn Jahre Dauerbetrieb ohne 
offensichtliche Alterung überstehen, oder ob sich andere Parameter wie 
der ESR mit der Zeit verschlechtern und so der Netzteilcontroller 
ausfallen kann?
Ist der defekt des Netzteils möglicherweise nur durch die Alterung des 
Sperrwandlercontrollers (dessen integrierter Hochvolttransistor) selbst 
zu begründen, oder liegt die Ausfallursache überhaupt ganz wo anders?

Ich bedanke mich schon in Voraus für das Lesen und Eure Interpretation.

Beste Grüße,
Roland.

von LDR (Gast)


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Roland schrieb:
> Ist der defekt des Netzteils möglicherweise nur durch die Alterung des
> Sperrwandlercontrollers (dessen integrierter Hochvolttransistor) selbst
> zu begründen,

Ja.

von Gerald B. (gerald_b)


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Roland schrieb:
> Ich möchte Euch daher gerne fragen, ob Elektrolytkondensatoren in
> Schaltnetzteilen heute tatsächlich zehn Jahre Dauerbetrieb ohne
> offensichtliche Alterung überstehen

Das kommt immer darauf an, ob die Elkos durch die KK aufgeheizt werden 
und so thermisch altern, oder der Entwickler seine Hausaufgaben gemacht 
hat. Zum 2. ob der Schaltungsentwickler, oder der BWLer das letzte Wort 
hatten. Es gibt Elkos mit 1000h garantierter Lebensdauer und welche mit 
10.000.
Ich kenne Schaltnetzteile für SPS, die in Schaltschränken von 
Industrieanlagen schon 20 Jahre 24/7 laufen.
Wenn man etwas Geld in die Hand nimmt, dann ist es auch möglich, 
Qualität zu bekommen. Das allerdings nur, wenn du nicht der Einzge bist 
und alle anderen Geiz geil finden ;-)

von melder (Gast)


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In meiner elektronischen Haustürklingel werkelt ein Netzteil von einem 
Nokia-Handy nun schon 18 Jahre. Dauerbetrieb einer weissen LED mit 15mA, 
die ist schon die dritte.

von Stefan F. (Gast)


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Roland schrieb:
> Ich möchte Euch daher gerne fragen, ob Elektrolytkondensatoren in
> Schaltnetzteilen heute tatsächlich zehn Jahre Dauerbetrieb ohne
> offensichtliche Alterung überstehen

Ich habe jede Menge Geräte im Haushalt und im Büro, die sogar sehr viel 
älter sind und deren Schaltnetzteile noch einwandfrei funktionieren. 
Viele davon hängen ständig am Netz.

Beitrag #7336447 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Der primäre Ladeelko wird mit lediglich 100Hz belastet und sollte das 
mehrere Jahrzehnte überstehen, wenn er nicht gerade so eine Pfeife vom 
absoluten Billighersteller ist.
Probleme entstehen eher bei hohen Frequenzen, wie sie beim Schaltwandler 
entstehen und gesiebt werden müssen.

von Wolfgang D. (blitz_f)


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Moin,
durch Alterung kann sich der ESR erhöht haben. War die C-Messung 
korrekt??
Die genannten Typen von Mini-Flyback-Controllern sind extrem empfindlich 
gegen Spikes der Drain-Source-Spannung (die die zul. Spg. überschreitet 
(z.B. 700 V) im Abschaltmoment (das ist die rück-transformierte 
Sekundärspannung plus der Anteil der Streuinduktivität).Manche 
Konstrukteure sehen noch nicht einmal einen Snubber-circuit zur 
Überspannungsbegrenzung vor.
Typisches Fehlerbild: die ICs explodieren regelrecht an einer Seite (wo 
der Fet integriert ist).
Ich habe diesen Fehler öfter gesehen, z.B. in Consumer-Geräten wie 
Waschmaschinen etc. Einklassischer Trafo wäre da harmloser....

Ggf. einen Folien-C parallel zum primär-C legen (....0,47...1 uf)

Gruß,W.

von Roland (Gast)


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Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten und Erfahrungsberichte!

@Gerald B., melder, Stefan F.\
Interessant, dass Schaltnetzteile offensichtlich auch um die 20 Jahre 
lang funktionieren ohne auszufallen. Das Schaltnetzteile zumindest 10 
Jahre funktionieren, dass kenne ich auch aus eigener Erfahrung. 
Allerdings bin ich eher davon ausgegangen, dass die Dimensionierung der 
Kondensatoren dann so gewählt wurde, dass auch ein deutlicher 
Kapazitätsschwund die Funktion des Netzteils nicht beeinträchtigt.

@Gerald B.\
Klar, die Qualität der Kondensatoren spielt für die Lebensdauer eine 
entscheidende Rolle. Ich konnte von den eingesetzten Typen zwar anhand 
des aufgedruckten Logos den Hersteller (Samwha) erkennen, nicht jedoch 
die Serie zuordnen um im Datenblatt die nominelle Lebensdauer zu 
erfahren.
Wie Du sagst, hängt die Lebensdauer maßgeblich von der 
Betriebstemperatur ab. In manchen Datenblättern oder Application Notes 
gibt es ja Tabellen oder Diagramme wo die Lebensdauer bei niedrigen 
Temperaturen um ein vielfaches zur Nominallebensdauer steigt.

@Matthias S.\
Stimmt, nachgeladen wird der Primärkondensator mit der Frequenz der 
gleichgerichteten Netzspannung. Allerdings wird er ja vom Schaltregler 
wiederum mit der hohen Schaltfrequenz entladen.

@Wolfgang D., LDR\
Nun, mein Multimeter mit Kapazitätsmessfunktion hat für den primären 
4,7µF-Hochvoltkondensator um die 5µF angezeigt, da war der Kondensator 
bereits ersetzt, also nicht mehr in der Schaltung.
Der Controller selbst war bei meinem Netzgerät optisch nicht verändert, 
kein fehlendes Bruchstück im Gehäuse und keine schwarzen Flecken um den 
Chip. Elektrisch zeigte sich jedoch ein Widerstand von 300 Ohm zwischen 
Schaltausgang und Bezugsmasse.
Laut Datenblatt benötigt die hier eingesetzte schwächste Variante dieses 
Schaltreglers keine primärseitige Freilaufschaltung um die Sperrspannung 
zu begrenzen. Dennoch wurde in der Netzteilschaltung die im Datenblatt 
für leistungsstärkere Schaltregler dieser Serie nötige Freilaufschaltung 
etwas abgeändert übernommen (Diode, Zenerdiode und Widerstand sind in 
Ordnung, den SMD-Keramikkondensator habe ich nicht gemessen).

Du meinst also, dass sich der ESR von Elektrolytkondensatoren mit dem 
Alter erhöhen kann. Also wäre es vielleicht denkbar, dass sich zwar 
nicht die Kapazität des Kondensators verändert hat, jedoch sein 
Innenwiderstand, wodurch der primärseitige Freilaufstrom in der 
Sperrphase zu kurzzeitigen Überspannungen geführt und schlussendlich den 
Schalttransistor im Controller mit der Zeit beschädigt hat?

Beste Grüße,\
Roland.

von Tim Gabinski (Gast)


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Ich hatte neulich den Fall, dass der Anlaufkondensator in einem 
Schaltnetzteil nach 20 Jahren defekt war. Die Kapazität war immer noch 
korrekt (47u nominal, 46u gemessen), aber der ESR war deutlich zu hoch. 
Deshalb möchte ich mich dem Nichtverzweifelten anschliessen und zu einer 
ESR-Messung raten. Ich habe auch lange mit der Anschaffung eines 
entsprechenden Messgerätes gezögert, da ich das alles nur hobbymässig 
mache, fühle mich aber jetzt bei der Fehlersuche in Schaltnetzteilen 
sicherer.

von Gerald B. (gerald_b)


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Tim Gabinski schrieb:
> Deshalb möchte ich mich dem Nichtverzweifelten anschliessen und zu einer
> ESR-Messung raten. Ich habe auch lange mit der Anschaffung eines
> entsprechenden Messgerätes gezögert

Kannst du was empfehlen?
Ein Schätzeisen würde reichen, solange es nicht nur Hausnummern anzeigt, 
sondern die Größenordnung stimmt.
Zum Überprüfen hätte ich Panasonic Elkos, wo auf dem Liefertütchen die 
ESR Werte in Milliohm draufstehen, die das DB angibt.
Bis jetzt habe ich das Kapazitätsmessgerät aus einer steinalten Elrad 
Zeitung. 4 CMOS Dekadenzähler, Siebensegmentdecoder u. 4x 
7-Segmentanzeigen und ein analoger 324. Zeigt von 1 bis 9999µF an

von LDR (Gast)


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Roland schrieb:
> primärseitige Freilaufstrom

Sowas gibt es nicht.

von LDR (Gast)


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Gerald B. schrieb:
> Kannst du was empfehlen?
> Ein Schätzeisen würde reichen, solange es nicht nur Hausnummern anzeigt,
> sondern die Größenordnung stimmt.

Nimm den allseits bekannten Transistortester, selbst die einfachste 
Version reicht dafür.

https://www.mikrocontroller.net/articles/AVR_Transistortester

von Manfred (Gast)


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Roland schrieb:
> In manchen Datenblättern oder Application Notes
> gibt es ja Tabellen oder Diagramme wo die Lebensdauer bei niedrigen
> Temperaturen um ein vielfaches zur Nominallebensdauer steigt.

Über den dicken Daumen geht man von Verdoppelung je 10°C weniger aus.

Das muß auch so sein: Es gibt Elkos mit 2000h @ 105°C, da muß man schon 
unter 80°C bleiben, um nur ein Jahr zu überstehen.

von Roland (Gast)


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@Tim Gabinski
Danke für Deine Schilderung. Also kann der ESR von 
Elektrolytkondensatoren tatsächlich mit dem Alter steigen, ohne das die 
Kapazität deutlich sinkt.
Ja, interessant wäre es schon, die ausgebauten Kondensatoren zu messen.

@Manfred
Interessante Fausformel, die sich recht leicht merken lässt, danke.

@LDR
Natürlich fließt die im Transformator gespeicherte magnetische Energie 
in der Sperrphase in erster Linie als Strom auf die Sekundärseite, womit 
die induzierte Spannung auf der Primärseite automatisch begrenzt ist. 
Die Koppelung der Wicklungen im Transformator ist aber nicht Ideal, 
wodurch die Spannung an der Primärwicklung auch höher werden kann als 
die Sekundärspannung mal dem Übersetzungsverhältnis. Um den 
Schalttransistor nicht zu überfordern, wird in den Datenblättern dieser 
Sperrwandlercontroller ab einer gewissen Leistung ein primärseitiges 
Freilaufnetzwerk vorgeschrieben, damit eine gefährliche Überspannung als 
Strom in einem (Suppressor-)Dioden-Widerstandsnetzwerk freillaufen kann.

Allerdings fließt dieser Freilaufstrom dann ausschließlich im 
Freilaufnetzwerk und nicht mehr zurück in den Primärkondensator. Eine 
Überspannung aufgrund eines defekten Ladekondensatores ist somit doch 
nicht möglich.

Beste Grüße.

von Tim Gabinski (Gast)


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Gerald B. schrieb:
>> Deshalb möchte ich mich dem Nichtverzweifelten anschliessen und zu einer
>> ESR-Messung raten. Ich habe auch lange mit der Anschaffung eines
>> entsprechenden Messgerätes gezögert
>
> Kannst du was empfehlen?

Ich habe mir das DER-DE 5000 besorgt, das ist ein japanisches Gerät, das 
hier schon oft besprochen wurde. Das kostet zwischen 120,- und 150,-, je 
nach Ausstattung, aber ich denke, das geht auch billiger. Ich wollte 
auch L-Messung bei 100kHz, für ESR-Messung kann man eine günstigere 
Lösung finden - und da kommt sicher gleich jemand mit einer Empfehlung.

Tim

von Volker A. (pfriemler)


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LCR-Meter: Nie wieder ohne.
Ich habe zwei GM328A und einen LCR-T7 in der Werkstatt. Der LCR-T7 ist 
der zweie, ein erster war ein dümmlicher Fake mit abstrusen Werten und 
Falscherkennungen, der zweite misst C's um 10% zu niedrig und den ESR 
unterhalb von wenigen Ohm überhaupt nicht gescheit.

Nachtrag: Ja, verglichen mit richtigen Messgeräten sind das alles 
Schätzeisen, aber für die Größenordungsbestimmung reicht das völlig, und 
was gerade der GM328A noch so nebenbei mitbringt, ist nachgerade 
erstaunlich. Denn es sind nicht nur LCR-Meter, sondern ausgewachsene 
Komponententester bis hin zu Pinbelegung, Vestärkungswerten etc. Was man 
da fürs Geld bekommt, ist echt der Hammer.

Die GM328A sind beide top, messen C und R bspw. sehr genau und erkennen 
auch exotische Bauteile freudig, der erste LCR-T7 hatte sogar schon 
Probleme mit einer Doppel-Shottky-Diode.
Wenn Du Glück hast, erwischst Du einen halbwegs originalen und zahlst 
aktuell keine 30 Euro, meine haben vor zwei Jahren sogar nur um 25 
gekostet. Bei Eleshop gibt es sogar einen mit Gehäuse.
Ich betreibe die mit einem druntergekebten 9-V-Block, hält für den 
Bastler ewig.

Zum Thema selbst: bspw. eq3-Smarthomekomponenten der 
Homematic-classic-Linie "sterben" regelmäßig (und lassen sich durch 
Elkotausch wiederbeleben) nach wenigen Jahren durch hochohmig gewordene 
Puffer nach dem Wandler, während die primärseitigen Puffer praktisch 
unauffällig sind. Im Normalfall sind die Amplituden und Ströme dort 
deutlich geringer als auf der Sekundärseite. Designfehler sorgen dort 
zusätzlich für eine Beheizung der armen Elkos. Ich hatte schon ein 
halbes Dutzend Elkos 10µ nominell mit Restkapazitäten von 7-9 und ESR 
>100 Ohm.
Auch sonst sind es oft die schlicht unterdimensionierten Sekundärpuffer, 
die durch hohe ESR bei kaum abfallender Kapazität auffallen. Ein 12V 2A 
Netzteil liefert mit einem 2-Ohm-1000µ keine 500 mA mehr. ...
Bisher hatte ich überhaupt nur einmal ein Problem mit einem 
primärseitgen Elko. Dafür diverse Probleme mit vollintegrierten 
Schaltwandler-IC (u.a. zwei zerplatzte, einer irgendwie geschädigt und 
ab ~240V aufwärts einfach abschaltend). Offensichtlich reagieren die 
Dinger besonders empfindlich gegen jedwede Überspannung auf der 
Primärseite. Mir wurde auch hier explizit geraten, auf die ESR zu 
achten, weil auch das die kleinen ICs gern überfordert.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Volker A. schrieb:
> Ich habe zwei GM328A

Das ist übrigens ein aufgehübschter AVR Transistortester - aus diesem 
Projekt:
https://www.mikrocontroller.net/articles/AVR_Transistortester

von LDR (Gast)


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Roland schrieb:
> primärseitiges
> Freilaufnetzwerk

Gibt es nicht!

Du verwechselst das mit dem Klemmnetzwerk.

von Gas Gerd (Gast)


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Es ist möglich, dass die Alterung von Elektrolytkondensatoren im 
Schaltnetzteil zu einem Ausfall des Netzteilcontrollers führen kann. 
Dies kann aufgrund einer Verschlechterung des ESR (Equivalent Series 
Resistance) der Kondensatoren geschehen, der sich mit der Zeit ändern 
kann. Es ist jedoch auch möglich, dass der Ausfall des 
Netzteilcontrollers auf andere Faktoren zurückzuführen ist, wie 
beispielsweise eine Alterung des integrierten Hochvolttransistors des 
Sperrwandlercontrollers. Ohne weitere Tests und Messungen ist es 
schwierig zu sagen, welche genau die Ursache für den Ausfall des 
Netzteils ist.

von Peter K. (chips)


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über Qualität der Elkos kann man sich gut hier informieren:
https://www.badcaps.net/forum/
seit der Elko-Seuche bzw. capacitor plague Anfang der 2000er 
(https://de.wikipedia.org/wiki/Capacitor_Plague )
viele gesammelte Erfahrungsberichte

von Roland (Gast)


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@Volker A.
Auch Dir ein Dankeschön für Deine Ausführungen. Weniger als 30€ sind 
tatsächlich nicht viel für ein Messgerät das brauchbare Ergebnisse 
liefert. Das ist durchaus eine Investition wert.
Also scheint es wirklich bei Elkos vorzukommen, dass der Innenwiderstand 
steigt, die Kapazität jedoch annähernd gleich bleibt. Mehr als 100 Ohm 
für einen 10µF-Kondensator ist wahrlich viel, zumal die neu ja einen ESR 
im niedrigen einstelligen Ohmbereich aufweise. Somit ist eine Bewertung 
eines Kondensators aus einem Schaltnetzteil durch eine Kapazitätsmessung 
alleine praktisch untauglich.
Gut zu wissen, dass die Sekundärkondensatoren eher ausfallen als die 
primären Ladekondensatoren. Prophylaktisch habe ich bei der Reparatur 
auch diese mit ausgetauscht.

@LDR
Als Klemmnetzwerk würde ich jetzt eine Schutzschaltung einer Schaltung 
oder eines Bauteils bezeichnen, die eine von außen einwirkende 
Überspannung ableitet, wie beispielsweise Suppressordioden an äußerlich 
zugänglichen Buchsen, interne Schutzdioden von ICs gegen Masse und 
Versorgung, oder ein Varistor am Netzeingang.
Aber gut, das ist wohl eher eine philosophisch anmutende eine 
Nomenklaturdiskussion.

@Gas Gerd
Danke auch Dir für Deinen Beitrag. Ja, das ist im Prinzip die Frage die 
ich mir stelle, ob der Controller selbst gealtert (vielleicht thermisch) 
und ausgefallen ist, oder ob eben ein anderer Mangel den Controller 
geschädigt hat, womit dieser dann ebenfalls ausgefallen ist. Wie Du und 
bereits einige hier geschildert haben, erhöht sich der ESR von 
Kondensatoren mit dem Alter tatsächlich ohne dass sich die Kapazität 
merklich reduziert.
Das sich dies dann auf die Belastbarkeit und die Restwelligkeit des 
Netzteils auswirkt, ist natürlich klar. So ganz erschließt sich mir 
jedoch noch nicht der Grund, warum der Controller dann schlussendlich 
ausfällt.

@Peter K.
Diesen Artikel auf Wikipedia kannte ich bereits, dennoch Danke.

Beste Grüße,
Roland.

von Jörg B. (joergb2)


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Den besten Eindruck von der Qualität einer Schaltung bekommt man 
eigentlich mit einer Thermokamera. Werden Kondensatoren oder Halbleiter 
signifikant warm, so kann man mit vorzeitigem Ausfall rechnen. 
Faustregel für Kondensatoren ist, das die Eigenerwärmung < 10°C  bleiben 
sollte.

von Aufpasser (Gast)


Angehängte Dateien:

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Roland schrieb:
> Hallo Experten,
gibts hier sehr selten.

Roland schrieb:
> ich habe neulich eine Schaltnetzteilplatine eines Fernsehers repariert,
gratuliere!

Diesem siebenbeinigen Käfer im DIP8 Gehäuse wurde es schlicht zu heiß, 
das sieht jeder Depp, der bis acht zählen kann - Designfehler - ergo ein 
Kühlbein falsch gespart. Kleb dem Chinesen kräftig eine - mit einem 
Alublech oder gefalteten Folie auf und gut ist.

Gute Besserung!

von Gerald B. (gerald_b)


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Das Fehlen eines Pin hat schon seinen tieferen Sinn. Anders bekommst du 
die Kriechstrecke auf der Primärseite nicht hin. Zwischen beiden Pins 
liegen 300V an, Transienten noch on Top! Und das kaum strombegrenzt. 
Wenn es dort knallt, gibt es Kleinholz ;-)
Ist im übrigen bei Optotriacs genauso gelöst

: Bearbeitet durch User
von Thomas B. (thombde)


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Gerald B. schrieb:
> Bis jetzt habe ich das Kapazitätsmessgerät aus einer steinalten Elrad
> Zeitung. 4 CMOS Dekadenzähler, Siebensegmentdecoder u. 4x
> 7-Segmentanzeigen und ein analoger 324. Zeigt von 1 bis 9999µF an

Hallo Gerald.

Ich stehe auf LED 7-Segmentanzeigen (kein Scherz)
Und von der CMOS 40ér Reihe ist mein
Bastelschrank voll.

Hast Du zufällig den Schaltplan noch?
Kannst Du mir was kopieren?
(oder einfach hier ins Forum reinstellen,
ist doch schon alt….)

Ansonsten per PN.
Danke!

Gruß aus OWL (NRW)
Thomas

: Bearbeitet durch User
von Alfred B. (alfred_b979)


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Thomas B. schrieb:
> Ich stehe auf LED 7-Segmentanzeigen

Du bist nicht allein. ;)

von Gerald B. (gerald_b)


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Ich habe es kaum glauben wollen, aber ich habe den Beitrag fein 
säuberlich abgeheftet gefunden :-)))
Es ist das Electronic Actuell Magazin 1/94 Seite 29 bis 32
Es sind 4x 4026 (Zähler mit 7-Segmentdecoder) und 1x LM324. Eine 
einseitige Leiterplattenvorlage ist auch dabei. Wäre eine Fleißaufgabe, 
die 1x zu erstellen und dann die Boardfiles einzustellen, damit man die 
bei den üblichen Verdächtigen fertigen lassen kann. Wenn man die 
Anzeigen abgesetzt auf ein 2. Board bringt, dann sollte es auf die 
subventionierten 100x100mm passen.

Mit dem Scannen kann es etwas dauern. Ich brauche meine VM mit Win XP, 
für den Scanner gibt es keine neueren Treiber.
Unter Win 7 hatte ich das eingebaute XP. Auf Platte habe ich auch noch 
das Image einer VM. Muß mal schauen, wie ich das unter Win 10 zum Laufen 
bringe.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Roland schrieb:
> Ich möchte Euch daher gerne fragen, ob Elektrolytkondensatoren in
> Schaltnetzteilen heute tatsächlich zehn Jahre Dauerbetrieb ohne
> offensichtliche Alterung überstehen, oder ob sich andere Parameter wie
> der ESR mit der Zeit verschlechtern und so der Netzteilcontroller
> ausfallen kann?

Allgemein zu Elektrolytkondensatoren:
Von Siemens gab es ein Empfehlung zur Lagerung elektronischer 
Baugruppen/Systeme in denen Elektrolytkondensatoren verbaut waren.
derzufolge sollten die Baugruppen/Systeme ab und zu an Betriebsspannung 
"gelegt" gehören um den Elektrolyt wieder elektrisch zu "richten" 
(polarität). Damit sollte  der Elektrolyt regeneriert bzgl. seine 
isolierende Wirkung werden.

Stichwort: "elektrolytkondensatoren formieren"

Aus roboternetz.de:
https://roboternetz.de/community/threads/69338-Kondensatoren-in-Elektroger%c3%a4ten-formieren#:~:text=Kondensatoren%20altern%2C%20mit%20der%20Zeit%20wird%20die%20Isolierschicht,nur%20an%20die%20normale%2C%20aber%20regelbare%20Spannung%20anschlie%C3%9Fen.

von Skyper (Gast)


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Zum Thema, war jetzt kein Schaltnetzteil, sondern ein klassiches Linear 
Netzteil mit Gleichrichter und Elko auf einer Steuerungs-Platine eines 
Chillers (Wasserkühler) ... war über 9 Jahre im 24/7 Dauerbetrieb.

Der Kondensator 25V/6800µF von Nichicon hatte noch eine Restkapazität 
von unter 3000µF (Bei 100Hz gemessen), das war dann doch zu wenig... 
wenn Die Steuerung das 12V Schütz für die Pumpe und den Kompresser 
angesteuert hat, ist die Spannung eingebrochen und die Steuerung hat 
einen Reset ausgeführt...

von Mark S. (voltwide)


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Aufpasser schrieb:
> Roland schrieb:
>> Hallo Experten,
> gibts hier sehr selten.
>
> Roland schrieb:
>> ich habe neulich eine Schaltnetzteilplatine eines Fernsehers repariert,
> gratuliere!
>
> Diesem siebenbeinigen Käfer im DIP8 Gehäuse wurde es schlicht zu heiß,
> das sieht jeder Depp, der bis acht zählen kann - Designfehler - ergo ein
> Kühlbein falsch gespart. Kleb dem Chinesen kräftig eine - mit einem
> Alublech oder gefalteten Folie auf und gut ist.
>
> Gute Besserung!

You made my day!

von 888 (Gast)


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Cha-woma M. schrieb:

> Allgemein zu Elektrolytkondensatoren:
> Von Siemens gab es ein Empfehlung zur Lagerung elektronischer
> Baugruppen/Systeme in denen Elektrolytkondensatoren verbaut waren.
> derzufolge sollten die Baugruppen/Systeme ab und zu an Betriebsspannung
> "gelegt" gehören um den Elektrolyt wieder elektrisch zu "richten"
> (polarität). Damit sollte  der Elektrolyt regeneriert bzgl. seine
> isolierende Wirkung werden.
>
> Stichwort: "elektrolytkondensatoren formieren"

Das gilt für Elektrolytkondensatoren mit Baujahr bis Ende der '70er. 
Insbesondere für alte Röhrenradios und ähnliche historische Technik.

Moderne Elkos haben oxidierende Elektrolyte. Der Vorteil: die 
Oxidschicht baut sich bei Lagerung nicht ab, Formieren ist unnötig. Der 
Nachteil: wenn die Suppe ausläuft, zerfrisst sie die Leiterplatte.

von Roland (Gast)


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@Jörg B.
Ja, mit einer Wärmebildkamera kann man so einige Überraschungen sehen. 
Einfache Modelle sind heute auch nicht mehr ganz so teuer. Danke für die 
Information zur Eigenerwärmung.

@Aufpasser,  Gerald B.
Wie Gerald B. schon geschrieben hat, denke ich auch, dass der fehlende 
Pin den Isolationsabstand garantieren soll. Dennoch, ja, die Kühlung 
über Kupferflächen auf der Platine ist bei dem Netzteil jetzt nicht 
gerade üppig ausgeführt.

@ Cha-woma M., Soul E.
Das kenne ich auch speziell von alten Geräten, die man nach vielen 
Jahren außer Dienst erst mittels Regeltransformator langsam an die volle 
Netzspannung heranführen sollte.

@Skyper
Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Genau das habe ich bei einem 
Kaffevollautomaten - ebenfalls mit linearem Netzteil - nach gut 10 
Jahren erlebt. Auch da resettierte der Controller aufgrund der 
einbrechenden Spannung.

von Gerald B. (gerald_b)


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Hallo,

ich habe auf mehrfachen Wusch hin, die Seiten vom Elkotester eingescannt 
und hänge den jetzt an. Sollte die Resonanz größer sein, als 2 Leute, 
dann würde es sich anbieten, einen neuen Beitrag dafür zu eröffnen, wo 
man dann auch ein Leiterplattenlayout zu erstellen könnte.

Gruß Gerald

von Thomas B. (thombde)


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Gerald B. schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe auf mehrfachen Wusch hin, die Seiten vom Elkotester eingescannt
> und hänge den jetzt an. Sollte die Resonanz größer sein, als 2 Leute,
> dann würde es sich anbieten, einen neuen Beitrag dafür zu eröffnen, wo
> man dann auch ein Leiterplattenlayout zu erstellen könnte.
>
> Gruß Gerald

Ich habe da kein Problem mit.
Also einfach ein neuen Thread für ein Kapazitätsmessgerät
für große Kapazitäten, warum nicht ?

Ob es jetzt mehr als zwei Leute waren weiß ich leider nicht.

Gruß
Thomas

von Gerald B. (gerald_b)


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Na du warst zumindest bis jetzt der Einzige, der darauf geantwortet hat 
:-)

von Thomas B. (thombde)


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He kommt, einer noch.
Die Schaltung von E-A-M kann man ja noch verschönern.
Vielleicht mit einem 555er für automatische Messung.
Taste gedrückt halte ist ja uncool.

Wundert mich, dass sich Hinz nicht gemeldet hat.
Der hat wohl die Hände über den Kopf zusammengeschlagen ;-)
Aber der Mann ist gut.

Gruß aus NRW
Thomas

von Karl B. (gustav)


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Gerald B. schrieb:
> für den Scanner gibt es keine neueren Treiber
Schau mal:
https://www.hamrick.com/de/

der Canon läuft damit auch unter Win11.

ciao
gustav

von Gerald B. (gerald_b)


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Hab ich versucht. Meiner ist einer der wenigen Scanner, der auch für 
Vuescan den Originaltreiber - den es nicht gibt, braucht.
Ich habe jetzt ein XP in Virtual Box laufen, wo ich sogar permanent den 
Scanner durchrouten kann. Da mein Farblaser per LAN ansprechbar ist, 
kann auch die VM problemlos auf den Drucker zugreifen und so kopieren. 
PDF und Bilddateien kann ich dann auf den Host schieben.
Hat mich zwar einiges an Nerven gekostet, aber jetzt läuft es. Und mein 
12 Kerner mit 32 GB RAM kann ob der Mehrbelastung nur müde lächeln.

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