Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Optokoppler - Verhalten im Fehler-Fall


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von Peter M. (pm4812)


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Ich benutze einen LTV 847 kompatiblen Optokoppler um aus einem 24 Volt 
Eingangs-Signal ein 3,3 Volt Signal zu machen, das ich dann direkt auf 
einen GPIO eines STM32 gebe.

Die Schaltvorgänge sind laaaaaaangsam, vermutlich wird sich das Signal 
genau 1 x am Tag beim Einschalten der Maschine ändern, von aus auf ein. 
Wenn die Maschine eine Störung signalisiert, dann geht das Signal auf 
Low. Die Info dient aber nur zum besseren Verständnis.

Jetzt will der Kunde von mir wissen, ob so ein Eingang auch ein 
"falsches HIGH" Signal liefern kann. Und da mache ich dicke Backen. Für 
mich war bisher gesetzt, dass ein Optokoppler entweder das Signal 
durch-"schaltet", wenn er ordnungsgemäß funktioniert, oder aber 
dauerhaft "aus" ist (nicht mehr leitend, egal, was am Eingang anliegt), 
wenn er defekt ist.

Meine Vorstellung war bisher: ok, da schlägt der Blitz ins Gebäude ein, 
es kommt eine große Überspannung, der Vorwiderstand reicht nicht, die 
LED im OK brennt durch. Eine durchgebrannte LED "leuchtet" nicht mehr, 
also schaltet die Photo-Diode auch nicht mehr durch => einmal kaputt, 
immer AUS.

Weiß da jemand was genaueres, wie sich so ein OK verhält, wenn der 
beschädigt wird? Ist vorstellbar, dass er so beschädigt wird, dass er 
die 3V3 dauerhaft durchschaltet? Wenn das vorstellbar ist (ja, ich kann 
mir auch viel vorstellen ...) mit welcher Chance tritt so ein Ereignis 
ein? eine Chance von 1:1 wär schlecht. Wenn die Chance kleiner als 1:1 
Mio ist dass der OK beschädigt wird und durch die Beschädigung dauerhaft 
leitet, dann wäre das tragbar.

Tante Google liefert mir da leider nicht viele Informationen. Die 
meisten Links verweisen auf dieses Forum hier, aber die bringen mich 
auch nicht weiter.

Vielen Dank!

: Verschoben durch Moderator
von Weingut P (Gast)


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Ich denk da würd ich ne Versuchsreihe fahren und dokumentieren

von State Electrician (Gast)


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Peter M. schrieb:
> Tante Google liefert mir da leider nicht viele Informationen. Die
> meisten Links verweisen auf dieses Forum hier, aber die bringen mich
> auch nicht weiter.

Dann wirste wohl selbst einige optocoppler kaputt machen müssen, um die 
typischen Ausfallerscheinungen zu ermitteln.

https://ieeexplore.ieee.org/document/7583348

https://forum.allaboutcircuits.com/threads/optocoupler-what-are-the-possible-affects-when-they-fail.184037/

https://www.ti.com/lit/wp/slyy081a/slyy081a.pdf

von olaf (Gast)


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> Weiß da jemand was genaueres, wie sich so ein OK verhält, wenn der
> beschädigt wird? Ist vorstellbar, dass er so beschädigt wird, dass er
> die 3V3 dauerhaft durchschaltet?

Ueblichweise altert ein Optokoppler so das die LED weniger Licht abgibt 
oder das transparente Trennmaterial eintruebt. Es kommt also weniger 
Licht am Transistor an und der schaltet nicht mehr.

Das heisst aber nicht das du den eine Sonderfall haben kannst wo er 
einen Dauerkurzschluss macht. Vielleicht lockert sich bei dir der 
Bonddraht wegen zuviel Vibrationen oder es gab einen Fehler bei der 
Dotierung.

> Wenn das vorstellbar ist (ja, ich kann mir auch viel vorstellen ...)
> mit welcher Chance tritt so ein Ereignis ein? eine Chance von 1:1 wär
> schlecht.

Es gibt da schon Untersuchungen zu. Ist aber vermutlich NDA oder sowas. 
Ausserdem hatte ich immer den Eindruck das einiges an Kaffesatzlesen 
drin ist. Wenn so ein Fehler fuer dich nicht akzeptabel ist dann musst 
du was dagegen tun, gehe also zu SIL und denke kompliziert und mit viel 
Papier. :)

> Die meisten Links verweisen auf dieses Forum hier, aber die bringen
> mich auch nicht weiter.

Wenn dir jetzt sagen der Fehler 1:42000000, zitiert du uns dann beim 
Kunden? :-D
Wenn einer diese Frage beantworten kann dann ist das der Hersteller 
deines speziellen Optokopplers. Das verhalten koennte ja schliesslich 
auch bei unterschiedlichen Optokopplern anders sein. Also frag doch 
einfach deinen FAE. Die Verkaeufer von Optokopplers sind solche Fragen 
gewoehnt....

Olaf

von Peter M. (pm4812)


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okidoki, ich hab's befürchtet. Aber danke für eure Antworten ...

von Peter M. (pm4812)


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> Wenn dir jetzt sagen der Fehler 1:42000000, zitiert du uns dann beim
> Kunden? :-D

Jupp. Ich sag dem Projektleiter einfach: "der Olaf vom Microcontroller 
Forum hat gesagt 1:42 Melonen!" und dann sagt der PL sicher "ok, steht 
im Internet, muss also stimmen!" - case closed ;-D

von der_eine (Gast)


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Servus,

mal davon ab, daß es hier statt eines teuren Optokopplers auch ein 
Pegelwandler mit Transistor (oder sogar per Widerstands-Spannungsteiler) 
ausreichen würde, kann ich ein bisschen was zu Optokopplern sagen.

(gewöhnliche, zugelassene) Optokoppler bieten einen Schutz, daß zwischen 
LED-Eingang und Transistor-Eingang eine sichere Isolation herrscht, 
solange diese innerhalb der Spezifikation (z.B. Spannung über die 
Isolation, Temperatur, Verschmutzungsgrad, maximaler LED-Strom etc.) 
verwendet werden. Dies ist in der hier gezeigten Schaltung jedoch 
hinfällig, weil die Isolation ist ja sowieso aufgehoben. Wenn der 
"Blitz" einschlägt dürfte die geprüfte Isolationsspannung sowieso 
überschritten werden, und sich das Bauteil in ein undefiniertes Stück 
Kohle verwandeln, dann ist ein definiertes Verhalten ist nicht mehr zu 
erwarten.

Wenn man aber statt über die Isolation die beiden Seiten des 
Optokopplers nachdenkt kann es schon zu Einzelfehlern kommen, welche die 
Funktion stören:
z.B. kann es im Empfängertransistor zu Leckströmen kommen, welche eine 
leuchtende LED "vorgaukeln". Zudem sind die optischen Empfängerflächen 
recht empfindlich gegen Überspannung über die max. spezifizierte 
Spannung hinaus.

Zudem ist die Alterung nicht zu unterschätzen. Die LED wird über die 
Lebenszeit schwächer ("dunkler"), die optische Strecke (meist eine 
Silikonpampe) trübe etc.

Fazit: Bei einem Optokoppler kann man sich auf die galvanische Trennung 
verlassen, auf die Funktion jedoch weniger. Jedoch führen die meisten 
Fehler zu "Ausgang schaltet nicht", jedoch ist auch ein 
durchgeschalteter Ausgang als Fehler denkbar.
Über die Wahrscheinlichkeit kann ich nichts sagen.

Gruß

von State Elektrician (Gast)


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Warum nicht mal den FAE vom Optocoupler/Distri anrufen ... ?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter M. schrieb:
> das Signal durch-"schaltet", wenn er ordnungsgemäß funktioniert, oder
> aber dauerhaft "aus" ist (nicht mehr leitend, egal, was am Eingang
> anliegt), wenn er defekt ist.
Ich kenne Halbleiter gerne als niederohmig, wenn sie durchlegiert sind.

Aber Sicherheit gibt's nur durch Redundanz.

Das Problem hier ist systematisch:
weil beide Zustände (hoch- und niederohmig) fehlerhafterweise auftreten 
können, müsstest du als Fehlerfall eigentlich den Zustsnd definieren, wo 
einer der beiden dauerhaft auftritt.

In der Sicherheitstechnik nennt man das dann "dynamisieren": ein 
statischer Pegel ist ein Fehler.

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Ich kenne das auch nur so, daß ein defekter Optokoppler am Ausgang 
dauerhaft hochohmig bleibt.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Peter D. schrieb:
> Ich kenne das auch nur so, daß ein defekter Optokoppler am Ausgang
> dauerhaft hochohmig bleibt.

Stimmt für gealterte OCs, bei denen die LED nicht mehr genug Leistung 
bringt. Denkbar ist ein ESD-Fehler am Phototransistor der zum 
Durchlegieren führt.

Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Das kann man nur überprüfen, 
indem man entweder in regelmäßigen Abständen einen Prüfimpuls 
aufmoduliert (über die LED) und nachprüft, ob der Transistor noch 
schaltet, oder, wie von Lothar richtig beschrieben, die Signalstrecke 
dynamisiert. Der Sichere Zustand wird dabei dynamisch umgeschaltet, nach 
dem Phototransistor z.B. über einen Kondensator ausgekoppelt. Wenn das 
dynamische Signal nicht mehr ankommt, ist entweder der unsichere Zustand 
erreicht oder der Koppler kaputt.

Alles eine Frage der Risikobewertung.

von 888 (Gast)


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Peter M. schrieb:

> Weiß da jemand was genaueres, wie sich so ein OK verhält, wenn der
> beschädigt wird?

Die IEC-TR62380 meint, 50% Unterbrechung (LED leuchtet nicht, 
Drahtbruch), 10% Kurzschluß (Transistor durchlegiert), 40% Drift (LED 
leuchtet dunkler, Transistor hat Leckstrom).

von Michael B. (laberkopp)


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Peter M. schrieb:
> Weiß da jemand was genaueres, wie sich so ein OK verhält, wenn der
> beschädigt wird?

Natürlich kann alles auf jede erdenkbare Art beschädigt werden 
(aufgesprengt, C und E Pins ragen in die Luft und berühren sich). Aber 
dass Optokoppler entweder gar nicht oder nur noch sehr schlecht 
durchschalten wird zu 99% der Fälle passen, wenn nicht 99.9.

Bei dir sehe ich keinen Schutz vor Verpolung der LED.

Und da GND der 24V mit GND des 'Gpio' verbunden sind, ist der 
Optokoppler überflüssig, ausser einer weiteren Fehlerquelle bringt er 
nichts.
,

von HildeK (Gast)


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Soul E. schrieb:
> Die IEC-TR62380 meint, 50% Unterbrechung (LED leuchtet nicht,
> Drahtbruch), 10% Kurzschluß (Transistor durchlegiert), 40% Drift (LED
> leuchtet dunkler, Transistor hat Leckstrom).

Genau. Alles ist möglich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Und die 
weiß der Hersteller und sollte für das BE eine FIT-Rate angeben.
Also: fragen!

Beitrag #7325862 wurde vom Autor gelöscht.
von Peter M. (pm4812)


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Michael B. schrieb:

> Und da GND der 24V mit GND des 'Gpio' verbunden sind, ist der
> Optokoppler überflüssig, ausser einer weiteren Fehlerquelle bringt er
> nichts.

So wie du das auffasst, hast du recht. Die galvanische Trennung ist hier 
futsch aber auch nicht nötig. Ich will aber auch den Ausgang mit etwas 
Strom belasten. Und das schaffe ich auf dem Weg recht einfach, mit 
günstigen Bauteilen.

Aber der Hinweis ist richtig und berechtigt, ich denke nochmal drüber 
nach, ob das so wirklich sinnvoll ist. Danke.

von Dieter (Gast)


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Musst Du vielleicht ASIL D erfüllen mit über zehntausend Jahren?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter M. schrieb:
> Und das schaffe ich auf dem Weg recht einfach, mit günstigen Bauteilen.
Das nennt sich aber "Schönsaufen", denn eigentlich reicht dafür ein 
Widerstand. Viel einfacher und günstiger geht es kaum.

von Peter M. (pm4812)


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Lothar M. schrieb:
> Peter M. schrieb:
>> Und das schaffe ich auf dem Weg recht einfach, mit günstigen Bauteilen.
> Das nennt sich aber "Schönsaufen", denn eigentlich reicht dafür ein
> Widerstand. Viel einfacher und günstiger geht es kaum.

ja, du und Michael B habt recht. Ich hab das viel zu kompliziert 
designet. Ich schmeiss die OKs raus. Sind unnötig und sind im Zweifel 
nur zusätzliche Fehlerquellen.

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