Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wofür braucht man Widerstandsdekaden?


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von Peter N. (Gast)


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Guten Morgen,

bei einigen Distributoren gibt es verschiedene Widerstandsdekaden:

https://www.reichelt.de/widerstandsdekade-7-fach-peaktech-3280-p120188.html?&trstct=pol_3&nbc=1

Wozu braucht man sowas bzw. was kann man damit machen?

: Verschoben durch Moderator
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Damit kann man rasch einen exakten Widerstandwert einstellen, wobei das 
natürlich immer auch von der Genauigkeit der verwendeten Widerstände 
abhängt.

Verwenden kann man das bspw. zum Testen von Analog-Digital-Wandlern, 
Temperatursensorsimulation usw.

Wobei ich den Preis bei der angegebenen Genauigkeit als ziemlich hoch 
empfinde. Außer ein paar (schlechten) Schaltern und Widerständen dürfte 
dort nicht viel verbaut sein.

Es gibt solche Dekaden auch in "handlicher", indem man für jede 
Dezimalstelle einen 10-fach-Drehschalter "0-9" hat. Dort kann man dann 
den eingestellten Wert direkt ablesen.

Und natürlich gibt es das auch elektronisch mit LCD und hochpräzise in 
4-Leiter-Ausführung.

: Bearbeitet durch Moderator
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Hier hat gerade ein Forist eine gebrauchte Widerstandsdekade 
einschließlich Putzbedarf abzugeben...

Beitrag "Alte DDR-Widerstandsdekade"

von Zacharias Zehner (Gast)


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Peter N. schrieb:
> Wozu braucht man sowas bzw. was kann man damit machen?

Das ist was fürs (Hardware-[Entwicklungs]-)Labor.
Haste kein Labor, brauchste das nicht.

von olaf (Gast)


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> Wobei ich den Preis bei der angegebenen Genauigkeit als ziemlich hoch
> empfinde. Außer ein paar (schlechten) Schaltern und Widerständen dürfte
> dort nicht viel verbaut sein.

Das hab ich gerade auch so gedacht. Fuer den Preis wuerde ich mehr 
erwarten
als diese Billigstschalter.


> Haste kein Labor, brauchste das nicht.

Noch besser, wenn man sich fragt wofuer man das braucht dann braucht
man es sowieso nicht. :)

Olaf

von Michael B. (laberkopp)


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Peter N. schrieb:
> Wozu braucht man sowas

An statt dass man zum Experimentieren Festwiderstände (im 
Experimentiersteckbrett) austauscht bis es passt oder an einem Poti 
dreht, stellt man damit 'digital' Widerstandswerte ein und kann nachher 
ablesen welchen Widerstandswert man zum einlöten kaufen muss.

Der Vorteil gegenüber der E12 Kiste: man kann auch Werte einstellen, die 
nicht in der Kiste liegen.

Der Nachteil: der Widerstand hängt an längeren Kabeln, das kann 
Störungen in der Schaltung bewirken. Und der Preis

von Christian M. (likeme)


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in der Arbeit mit langen Leitungen und einfachen Tests nehme ich das 
Teil gern. In einer Schaltung auf dem Steckbrett ist die 
"Potigrabelkiste" viel besser. Hast du diese nicht, kauf dir lieber für 
50 Euro Potis ;-)

von Peter R. (Gast)


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vor ewigen Zeiten, während der Praktika beim Studium, hab ich schon die 
Wheatstone- oder Thomson-Brücken mit den Widerstandsdekaden  verflucht, 
wegen ihrer umständlichen Bedienung.

Abgesehen davon haben sie "riesige" Kapazitäten und 
Zuleitungswiderstände.
Sie hatten nur dann einen Sinn, wenn beim Nullabgleich der Brücke ein 
hochempfindliches Anzeigegerät (Galvanometer) im Spiel war.

Solchen "Dekaden"  sollte man tunlichst aus dem Weg gehen.

Heutzutage hat man Messgeräte mit Digitalwandlern mit etwas größerer 
Genauigkeit und Auflösung als 8 bit oder Trimmer, die man nach 
Einstellung misst.

von Bernd G. (Gast)


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Habe ich in 45 Berufsjahren, davon die letzten 35 als HW-Entwickler, nie 
gebraucht

von olaf (Gast)


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> Habe ich in 45 Berufsjahren, davon die letzten 35 als HW-Entwickler, nie
> gebraucht

Noch nie einen induktiven Leitfaehigkeitssensor entwickelt? :)

Also es gibt Anwendungen fuer sowas, auch wenn es nicht jeder 
braucht....

Olaf

von Rainer D. (rainer4x4)


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Statt solcher Dekaden verwende ich dicke 5W 10 Gang Wendelpotis mit 
Dezimalknopf. Gut einsetzbar zum Simulieren von NTCs oder PTCs.

olaf schrieb:
> Noch besser, wenn man sich fragt wofuer man das braucht dann braucht
> man es sowieso nicht. :)

Ach was. "Haben wollen" ist immer wieder ein gerne genommener und sehr 
plausibeler Grund!

von Elektrofan (Gast)


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> Habe ich in 45 Berufsjahren, davon die letzten 35 als HW-Entwickler,
> nie gebraucht

Ich habe zwar weniger Berufsjahre, aber die Dinger wurden dabei
durchaus gebraucht.
Bei kritischen Analog-Schaltungen; der nächste Schritt war dann,
den jeweils so bestimmten Widerstandswert aus dem vorhandenen
Widerstandssortiment darzustellen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Bernd G. schrieb:
> Habe ich in 45 Berufsjahren, davon die letzten 35 als
> HW-Entwickler, nie gebraucht

Ich habe die vor gut 35 Jahren, als ich als Lehrling im Prüffeld 
gearbeitet habe, gebraucht. Wir haben damals diverse A/D Schnittstellen, 
aber auch z.B. Schrittmotorendstufen eingemessen. An den neuralgischen 
Abgleichpunkten waren Lötösen für den erforderlichen 
Kompensationswiderstand. Der wurde mit der Dekade (3 oder 4 Stellen) 
eingestellt und nachher ein passender Festwiderstand eingelötet.

Festwiderstand statt Poti deswegen, weil erstere a) alterungsstabiler, 
b) thermisch beständiger, c) nicht von jedem Deppen verdrehbar und d) 
schlicht billiger waren. Mittlerweile macht man das anders, klar.

von Jobst M. (jobstens-de)


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olaf schrieb:
> Noch nie einen induktiven Leitfaehigkeitssensor entwickelt? :)

Auch für ganz einfache Leitfähigkeitssensoren benötigt man die.
Und da Leitfähigkeit auch stark von der Temperatur abhängig ist, hat man 
hier schon zwei Anwendungsfälle, für die eine Widerstandsdekade 
notwendig ist.
Für mich sind u.a. Widerstandsdekaden mein täglich Brot. Sowohl bei der 
Entwicklung, in der Produktion, als auch bei der Fehlerdiagnose unserer 
Leitfähigkeitssonden.
Dazu besitzen wir hochgenaue Dekaden, die auch vom Computer aus 
gesteuert werden können. Es können u.a. Leitfähigkeiten und Temperaturen 
direkt eingegeben werden und das Gerät errechnet selbständig bei 
gegebener Zellkonstante oder Temperatursensor die Widerstandswerte.
Z.B. kann ich bei einem Temperaturmessgerät (inkl. Kalibrierschein) 
feststellen, ob der dazugehörige Sensor aus seiner Spezifikation 
ausreißt. Ohne den Sensor überhaupt anzufassen oder ihn erst (bzw. 
nochmal) in ein Wärmebad eintauchen zu müssen.

Eigentlich ist der Einsatz einer guten R-Dekade bei der Wartung aller 
resistiver Messgeräte sinnvoll. Also z.B. auch bei Dehnungsmessstreifen, 
Drucksensoren, whatever ...

Um bei der Entwicklung den richtigen Widerstandswert innerhalb einer 
Schaltung zu finden, würde ich Potis vorziehen. Sie sind auch 
intuitiver. Man dreht automatisch in die andere Richtung, wenn man 
merkt, dass man in die 'falsche' Richtung dreht. Anschließend Poti 
ausmessen und durch Widerstand/Widerstände ersetzen.

Dekaden werden interessant, wenn ich live sehen muss, welchen Wert ich 
gerade eingestellt habe.

Gruß
Jobst

von Manfred (Gast)


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Bernd G. schrieb:
> Habe ich in 45 Berufsjahren, davon die letzten 35 als HW-Entwickler, nie
> gebraucht

Wenn man sie mal brauchen will:

Chris D. schrieb:
> Außer ein paar (schlechten) Schaltern und Widerständen dürfte
> dort nicht viel verbaut sein.

Ich habe eine, äußerlich recht edle Dekade, im Schrank stehen und sie 
krankt genau an der Stelle: Mäßige Schalter.

Jahre zurück in der Firma waren die im Regal stets kaputt, weil sie 
irgend ein Idiot überlastet hat.

von Marc X. (marc_x)


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Axel S. schrieb:
> Ich habe die vor gut 35 Jahren, als ich als Lehrling im Prüffeld
> gearbeitet habe, gebraucht. Wir haben damals diverse A/D Schnittstellen,
> aber auch z.B. Schrittmotorendstufen eingemessen. An den neuralgischen
> Abgleichpunkten waren Lötösen für den erforderlichen
> Kompensationswiderstand. Der wurde mit der Dekade (3 oder 4 Stellen)
> eingestellt und nachher ein passender Festwiderstand eingelötet.

Ich habe vor vielen Jahren im Servicebereich eines Geräteherstellers 
gearbeitet, das Gerät hatte einen Wasserabscheider und diese haben wir 
aufgrund von im Kunststoff entstandenen Trübungen ebenfalls abgleichen 
müssen, hierfür haben wir auch eine Widerstandsdekade verwendet und nach 
ermitteln des Wertes einen Festwiderstand eingelötet.

Wenn man sich von älteren Messgeräten die Servicehandbücher durchliest, 
wird man auch feststellen, das hier Widerstandsdekaden zum Abgleich 
benötigt werden. So eine Dekade ist aber auch deutlich günstiger als ein 
echter Widerstandskalibrator.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Jobst M. schrieb:
> Es können u.a. Leitfähigkeiten und Temperaturen
> direkt eingegeben werden und das Gerät errechnet selbständig bei
> gegebener Zellkonstante oder Temperatursensor die Widerstandswerte.

Wollte dazu noch ein Bild zeigen.

Gruß
Jobst

von Crazy Harry (crazy_h)


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Chris D. schrieb:
> Verwenden kann man das bspw. zum Testen von Analog-Digital-Wandlern,
> Temperatursensorsimulation usw.

Dazu nehm ich dann lieber sowas.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Crazy H. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Verwenden kann man das bspw. zum Testen von Analog-Digital-Wandlern,
>> Temperatursensorsimulation usw.
>
> Dazu nehm ich dann lieber sowas.

Wobei man da dann immer mit einem Ohmmeter gegenmessen muss, oder?

Wir haben selbst auch keine Dekade - mir fielen diese Aufgaben nur als 
Gründe für so ein Gerät ein.

Jeder so, wie er möchte :-)

von Crazy Harry (crazy_h)


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Chris D. schrieb:
> Wobei man da dann immer mit einem Ohmmeter gegenmessen muss, oder?

Ja aber dafür haben die 2 umschaltbare Ausgänge. Einer fürs Messgerät, 
der andere für die Schaltung. Und jeder Poti (es sind Mehrgang, keine 
normalen mit Getriebe) kann über einen Schalter gebrückt werden.

von dfIas (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Wobei ich den Preis bei der angegebenen Genauigkeit als ziemlich hoch
> empfinde. Außer ein paar (schlechten) Schaltern und Widerständen dürfte
> dort nicht viel verbaut sein.
Für etwas bessere Qualität kannst du auch gleich mal gut das 20-fache 
ausgeben:
https://www.reichelt.de/p03197524a-p324102.html

von dfIas (Gast)


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Ähnliches gibt es für Hochfrequenzanwendungen in dieser Form:
https://nardamiteq.com/page.php?ID=395

von Lotta  . (mercedes)


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Ich benutz ne Widerstandsdekade zum Beispiel um den Vorwiderstand
für eine LED zu bestimmen.

Dekade wird mit LED und mA-Meter in Reihe geschaltet
und von den größeren Werten zu den kleineren heruntergedreht,
bis der fließende Strom stimmt.
Wenn die Dekade(n) auf nem Pertinaxstreifen aufgebaut sind,
geht's schneller als Rechnen.
Das lohnst sich aber nur, wenn die Dekaden vom Uropa geerbt sind.

mfg

von J. S. (jojos)


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Für geringere Ansprüche gibt es auch einfache bei Bangood. Das Gehäuse 
dafür druckt gerade bei mir.

Beitrag #7331225 wurde von einem Moderator gelöscht.
von olaf (Gast)


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> Für geringere Ansprüche gibt es auch einfache bei Bangood.

Ich finde das eigentlich gar nicht so schlecht.
Vermutlich besser als eine Loesung mit Billigschaltern.

Olaf

Beitrag #7331311 wurde von einem Moderator gelöscht.
von dfIas (Gast)


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J. S. schrieb:
> Für geringere Ansprüche gibt es auch einfache bei Bangood. Das Gehäuse
> dafür druckt gerade bei mir.
Für jede Dekade muss immer genau ein Jumper gesteckt sein? Auf was für 
einen Grundoffset kommt man damit (alle Jumper auf der 0)?

von J. S. (jojos)


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dfIas schrieb:
> Für jede Dekade muss immer genau ein Jumper gesteckt sein?

ja, so ist das.

Habe das Ding jetzt in das Gehäuse gebaut, etwas fummelig weil ich es 
sehr kompakt konstruiert habe. Die nächste Version würde ich etwas 
größer machen, es geht gerade so.

Ich habe ja zusätzliche Kabel/Buchsen angelötet, wenn ich den Pinheader 
dann direkt am Eingang kurzschließe, dann messe ich 65 mOhm. Ohne diesen 
Jumper und alle anderen auf Null messe ich 195 mOhm.
Diesen Wert als Offset raus (rel. Messung) bekomme ich für die 0,1 und 1 
Ohm Reihe:
1
0,107   0,986
2
0,213   1,994
3
0,323   2,982
4
0,429   3,980
5
0,523   4,974
6
0,636   5,973
7
0,742   6,970
8
0,839   7,973
9
0,946   8,956

Das Gehäuse habe ich gerade auf Thingiverse hochgeladen:
https://www.thingiverse.com/thing:5820018
Banggood Link: 
https://www.banggood.com/0_1R-9999999R-Programmable-Resistor-Resistance-Board-Eight-Decade-0_1R-Accuracy-1-pencent-1-or-2-Watt-Module-Board-p-1973157.html

von dfIas (Gast)


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Danke für die Beschreibung!
Allerdings verstehe ich nicht, wofür die 4-Leiter-Technik dient. Damit 
bekommt man doch zwar die Zuleitungswiderstände innerhalb des Kästchens 
herausgerechnet, aber ich setze so eine Mehrfachdekade doch nicht in 
einer 4-Leiter-Umgebung ein? Die brauche ich doch als ganz ordinären 
Zweipol, oder nicht? Ich würde die Fühleranschlüsse extern mit den 
jeweiligen Bananensteckern verbinden. Die haben doch meist so ein 
Querloch dafür.

von J. S. (jojos)


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ich wollte ursprünglich nur 2 mm Buchsen einbauen, das Ding ist sehr 
leicht und an dicken 4 mm Kabeln wäre das ein Spielball geworden. Dann 
habe ich die Buchsen waagerecht statt senkrecht gelegt und so geht es 
auch mit 4 mm Kabeln. Bei Bedarf mache ich mir dann Kabel mit den 
kleineren 2 mm Steckern.

4 Draht habe ich gerade nur ausprobiert weil das Messgerät neu ist, das 
braucht man hier wirklich nicht unbedingt. Ja, ist etwas irreführend.
4 Draht hat die Zuleitung kompensiert, aber die Werte der einzelnen R 
haben sich erwartungsgemäß nicht geändert.

: Bearbeitet durch User
von Crazy Harry (crazy_h)


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Nettes Teil :-) Wenn du Jumper mit Fahnen hinten dran nimmst, wird die 
Bedienung einfacher.

von Norbert (Gast)


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Banggood Link gefolgt…

›Widerstandsplatine Acht Jahrzehnte‹

Köstlich!

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