Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Polymer-ElKos durch "normale" ersetzten (in altem Videorecorder)


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von Christian W. (orikson)


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Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei einen alten Sony SLV-T2000 Videorecorder zu 
reparieren. Dazu möchte ich einige ElKos austauschen. Großteils sind 
"normale" ElKos verbaut, an einigen wenigen Stellen aber wohl auch 
Polymer-ElKos (mit metallischem Gehäuse) in THT und SMD.

Den Einsatz der SMD Typen kann ich mir damit erklären, da an dieser 
Stelle in der Platine vmtl kein Platz für die Löcher der THT-Typen war. 
Die THT Typen an manchen Stellen kann ich mir aber nicht erklären.
Polymere-ElKos besitzen eine geringere Temperaturabhängigkeit, längere 
Lebensdauer und können größere Rippelströme ab. Das wäre eigentlich für 
manche Typen eine Erklärung, aber manche auch wieder nicht.

Diese polymeren ElKos sind leider selbst bei Digikey oder Mouser teils 
sehr schlecht zu finden, weshalb ich überlege diese durch normale aber 
hochwertige ElKos zu ersetzten. Ich möchte damit aber natürlich auf 
keinen Fall die Funktion oder Bildqualität vom Gerät verschlechtern. 
Oder kann ich mir den Tausch der polymeren THT-ElKos generell sparen, da 
deren Lebensdauer so lange ist.

Hier zwei konkrete Beispiele. Einmal um der Beschaltung von IC802 
(MM1256XF-BE ?) und einmal IC203 (AN3988NFBP AFM Audio processor). 
Leider habe ich zu keinem der Bauteile ein Datenblatt, daher kann ich 
nur vermuten.
Bei ersterem findet sich ein 47 uF ElKo am D5V-Netz. Ich vermute das 
sind 5 V für den Digitalteil. Hier macht der Polymer-ElKo Sinn, da 
dieser sehr große Rippelströme abkann und einen sehr kleinen ESR hat. 
Ideal also für die pulsartige Spannungsaufnahme von digitalen 
Schaltungsteilen.
Bei der Beschaltung von IC203 dachte ich zu erst an einen 
Filterkondensator, da das Blockschaltbild vom IC nach LPF aussieht, 
dessen Grenzfrequenz abhängig von der angeschlossenen Kapazität 
umgeschaltet werden kann. Allerdings macht das dann wieder weniger Sinn, 
wenn nur einer dieser Filterkondensatoren ein "guter" Polymer-ElKo ist, 
die anderen aber "normale" ElKos.

Über etwas Aufklärung würde ich mich sehr freuen ;)

: Verschoben durch Moderator
von MaWin (Gast)


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Christian W. schrieb:
> Diese polymeren ElKos sind leider selbst bei Digikey oder Mouser teils
> sehr schlecht zu finden, weshalb ich überlege diese durch normale aber
> hochwertige ElKos zu ersetzten.

Wozu? Die gehen praktisch nicht kaputt.
Wozu also gegen etwas schlechteres tauschen?

von H. H. (Gast)


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Das werden keine allzu besonderen Elkos sein. Zeig doch mal Fotos.

von Harald A. (embedded)


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Nehme bestenfalls hochwertige moderne low-ESR und fertig, das sollte gut 
funktionieren. Die Entscheidung für einen bestimmten Elkotyp konnte 1000 
verschiedene Gründe gehabt haben, nicht unbedingt funktionale.

: Bearbeitet durch User
von Christian W. (orikson)


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H. H. schrieb:
> Das werden keine allzu besonderen Elkos sein. Zeig doch mal Fotos.
Naja, wie will man das beurteilen ;) Optisch sehen die natürlich 
unspektalulär raus, siehe Bild. Ein Datenblatt dazu wird man auch 
schlecht finden. Anhand der Schaltung könnte man noch auf die 
Besonderheit der Kondensatoren schließen, aber dazu fehlen mir weitere 
Infos der verbauten ICs...

MaWin schrieb:
> Wozu? Die gehen praktisch nicht kaputt.
> Wozu also gegen etwas schlechteres tauschen?
Das wäre auch meine bevorzugte Lösung gewesen. Würde aber eben nur wie 
gesagt gerne verstehen warum an diesen Stellen eben diese Polymer-ElKos 
verbaut sind.

Harald A. schrieb:
> Die Entscheidung für einen bestimmten Elkotyp konnte 1000
> verschiedene Gründe gehabt haben, nicht unbedingt funktionale.
Viele fallen mir da aber auch nicht ein. Von der gleichen Kapazität mit 
gleicher Spannung und größe sind auch andere "normale" ElKos verbaut, 
also das sparen verschiedener Bauteile oder Bauteilgröße kanns auch 
nicht sein

von MaWin (Gast)


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Das Bild ist mir leider zu scharf.
So kann ich nicht helfen.
Da erkenne ich zu gut, welche Kondensatoren das sind.

von H. H. (Gast)


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Christian W. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Das werden keine allzu besonderen Elkos sein. Zeig doch mal Fotos.
> Naja, wie will man das beurteilen ;) Optisch sehen die natürlich
> unspektalulär raus, siehe Bild. Ein Datenblatt dazu wird man auch
> schlecht finden.

Es mag ja sein, dass du das nicht kannst, aber mit einem ordentlichen 
Foto des Markings können das andere schon.

Polymerelkos sind das schonmal sicher nicht.

von Christian W. (orikson)


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Neuer Versuch, besser wirds mit dem Handy leider nicht. Sonst muss ich 
morgen mal die große Cam auspacken.

Der Aufdruck ist wohl
"Viereck" 9T
R33 oder R47 (=> 0.33 oder 0.47 uF)
50V (=> 50 Volt)

von H. H. (Gast)


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Christian W. schrieb:
> Neuer Versuch, besser wirds mit dem Handy leider nicht. Sonst muss
> ich
> morgen mal die große Cam auspacken.
>
> Der Aufdruck ist wohl
> "Viereck" 9T
> R33 oder R47 (=> 0.33 oder 0.47 uF)
> 50V (=> 50 Volt)

Das ist eine alte Serie von Nichicon, nichts besonderes.

von Peter D. (peda)


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Das sind alles ganz normale Alu-Elkos, mit und ohne schwarze Folie.
Ich sehe da auch keine SMD-Elkos, nur THT.

Polymer-Alu-Elkos sind eine recht neue Entwicklung, die findet man nicht 
in Museumsgeräten.

von Olaf (Gast)


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> Polymer-Alu-Elkos sind eine recht neue Entwicklung, die findet man nicht
> in Museumsgeräten.

In meiner Erinnerung waren die ersten die Sanyo Oscon vor 20Jahren.
Kann jemand aelteres aufbieten?

Olaf

von Christian W. (orikson)


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Peter D. schrieb:
> Das sind alles ganz normale Alu-Elkos, mit und ohne schwarze Folie.
Dann macht mich jedoch die Angabe in der Bauteilliste etwas stutzig. 
Dort steht bei den "nackigen" ElKos "ELECT (SOLID)". Wegen dem Solid 
hätte ich  Feststoffelkos also Polymere vermutet

von Peter D. (peda)


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Speziell den C813 halte ich für völlig unkritisch, da ja noch ein 
Keramik C812 dazu parallel liegt.
Sehr kleine Werte, wie den C222 könnte man heutzutage durch Keramik 
ersetzen (einfach als SMD auf die Lötseite setzen). Die 50V sind dabei 
unnötig, mehr als die VCC des ICs kann ja nicht auftreten.

von Bauform B. (bauformb)


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Olaf schrieb:
>> Polymer-Alu-Elkos sind eine recht neue Entwicklung, die findet
>> man nicht in Museumsgeräten.
> In meiner Erinnerung waren die ersten die Sanyo Oscon vor 20Jahren.
> Kann jemand aelteres aufbieten?

Oscon :)
https://en.wikipedia.org/wiki/Polymer_capacitor
1
The first Al-e-caps to use the charge transfer salt TTF-TCNQ as
2
a solid organic electrolyte was the OS-CON series offered in 1983
3
from Sanyo. (...)
4
By 1995, the Sanyo OS-CON became the preferred decoupling capacitor
5
for Pentium processor-based IBM personal computers.
Ja, das war eine kleine Revolution. Die Leute von Linear haben den 
geliebt und in jeder Application Note verwendet. Und erst Anfang 2008 
konnte ich den ersten einbauen, 220uF,10V für über 3 Euro aus der 
Apotheke.

von H. H. (Gast)


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Christian W. schrieb:
> Dann macht mich jedoch die Angabe in der Bauteilliste etwas stutzig.
> Dort steht bei den "nackigen" ElKos "ELECT (SOLID)". Wegen dem Solid
> hätte ich  Feststoffelkos also Polymere vermutet

Dann passt die Liste eben nicht zu deinem Recorder.

von Bauform B. (bauformb)


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Polymer würde ich nicht ausschließen, aber echte Oscon sind es sicher 
nicht. Die waren ganz auffällig lila.

von H. H. (Gast)


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Olaf schrieb:
> In meiner Erinnerung waren die ersten die Sanyo Oscon vor 20Jahren.
> Kann jemand aelteres aufbieten?

Vor 20 Jahren haben dann auch andere sowas angeboten, Sanyo war doch 
erheblich früher dran.

Nichicon hat vor etwa 20 Jahren damit angefangen (Serie NA), aber das 
Marking war ganz anders, und bis 50V ging da nichts.

von michael_ (Gast)


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Warum sollen die Kondensatoren getauscht werden?

von Olaf (Gast)


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> Warum sollen die Kondensatoren getauscht werden?

Ist gerade so eine Mode. Wenn man nicht viel Ahnung hat dann
macht man das. Gibt es vermutlich 300 Youtubevideo drueber
also kann es nur richtig sein.

Olaf

von Ralf Knauser (Gast)


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Christian W. schrieb:
> an einigen wenigen Stellen aber wohl auch
> Polymer-ElKos (mit metallischem Gehäuse) in THT und SMD.

Zu der Zeit wo Videorecorder produziert wurden, gab es da schon Polymer 
Elkos?
Das bezweifle ich doch sehr.
Wo Polymer Elkos als erstes in der Massenproduktion eingesetz wurden, 
das waren PC Mainboards. Also lange nach der Videorekorder Zeit.
Damals gab es diese Polymer Elkos meist nur bis 16 Volt.

Deshalb habe ich große Zweifel,dass das Polymer sind.

von Peter D. (peda)


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Ich denke nicht, daß in Videorecordern riesige Ströme flossen, wie in 
PCs.
Soweit ich mich erinnere, hatten Videorecorder nichtmal Lüfter.
Spezialkondensatoren sollten daher keine nötig sein.

von Christian W. (orikson)


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H. H. schrieb:
> Dann passt die Liste eben nicht zu deinem Recorder.
In der Liste aus dem offiziellen Service Manual gibt es durchaus den ein 
oder anderen Fehler. Die Bezeichnung ELECT (SOLID) passt aber ganz gut, 
alle Kondensatoren, die so bezeichnet sind, sehen so aus wie die 
gezeigten (blankes Alu)

Ralf Knauser schrieb:
> Zu der Zeit wo Videorecorder produziert wurden, gab es da schon Polymer
> Elkos?
> Das bezweifle ich doch sehr.
Leider keine differenzierte Aussage. Videorecorder werden immer noch 
gebaut. Also JA, zu der Zeit IN WELCHER Videorecorder produziert werden, 
gibt es Polymer ElKos ;) Der Videorecorder um den es geht ist übrigens 
von 1997, also gar nicht so alt

Olaf schrieb:
>> Warum sollen die Kondensatoren getauscht werden?
>
> Ist gerade so eine Mode. Wenn man nicht viel Ahnung hat dann
> macht man das
Habe nie gesagt, dass ich diese Kondensatoren zwingend tauschen möchte. 
Es war die Frage ob man diese in Betracht ziehen sollte (Polymer-ElKos 
halten ja noch viel länger als "normale" ElKos) und warum an manchen 
Stellen eben diese Kondensatoren verbaut werden.

Falls es doch einfach nur normale ElKos sind, wurde die äußere Optik als 
Eyecatcher genutzt? Oder die Folie gespart (Kosten)? Oder man nutzt den 
gleichen Körper wie die SMD-ElKo Kollegen (Kostensparen bei der 
Herstellung)?

von H. H. (Gast)


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Christian W. schrieb:
> Falls es doch einfach nur normale ElKos sind, wurde die äußere Optik als
> Eyecatcher genutzt?

Nein.

> Oder die Folie gespart (Kosten)? Oder man nutzt den
> gleichen Körper wie die SMD-ElKo Kollegen (Kostensparen bei der
> Herstellung)?

Ja. Ein Stempel ist billiger als Schrumpfschlauch. War aber eine 
Schnapsidee.

von Peter D. (peda)


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Wie gesagt, aus der Schaltung ist nicht ersichtlich, daß an die beiden 
markierten Kondensatoren besondere Anforderungen bestehen.

Allgemein entwickeln sich Kondensatoren ständig weiter. Ich setze 
zunehmend Keramics ein und vermeide Tantal, Folie. Moderne Schaltregler 
benutzen auch nur noch Keramics.

Überrascht war ich, daß SMD-Tantals recht hohe Leckströme haben, z.B. 
6µA bei 100µF:
https://www.mouser.de/ProductDetail/KYOCERA-AVX/F930J107MAA?qs=a5AWWN0nKwYK75mlwZMETQ%3D%3D

von Bauform B. (bauformb)


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Peter D. schrieb:
> Überrascht war ich, daß SMD-Tantals recht hohe Leckströme haben, z.B.
> 6µA bei 100µF

Leider sind die Polymer-Elkos da auch nicht besser. Und sie sind auch 
für Überraschungen gut:
 - sie sind nicht als Siebelkos in Trafonetzteilen zu gebrauchen. Bei 
100Hz vertragen z.B. die Kemet A759 gerade mal 5% (fünf Prozent) vom 
erlaubten Rippelstrom aus der Werbung. Der ist nur ab 100kHz erlaubt.
 - es gibt auch Hybrid-Polymer, die vereinigen die Nachteile von Polymer 
und normalen nassen Elkos.

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