Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 3-Phasen Quecksilberdampf Gleichrichter einphasig?


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von Donald D. (donald_d)


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Guten Tag,

Ohne größeren Hintergrund habe ich mal folgende Frage(n):

Kann ich einen klassischen Drei-phasen-Quecksilberdampfgleichrichter
(230V 100A) als einfache (Gleichrichter-)Diode schalten? Oder birgt dies
mir unbekannte Gefahren?

Kann ich jeweils eine Anode für eine Villard-Schaltung
(Spannungsverdoppler) benutzen, um so quasi drei einzelne
Villard-Schaltungen parallel zu schalten? Diese am Ende wieder
zusammenführen und eventuell Sieben; Die "Arme" des Gleichrichters
dürfen (bei meinem Modell) jedoch nur 230V abbekommen oder?

Hoffe die Fragen sind verständlich

Grüße
Donald

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Davon abgesehen, dass die Dinger aufgrund ihres miesen Wirkungsgrades 
aus den Straßenbahngleichrichtern herausgeflogen sind (die produzieren 
unmassig Abwärme), geht das meiner Meinung nach nicht: die 
3-Phasen-Gleichrichter sind so konstruiert, dass das Plasma von einer 
Anode zur nächsten springt.

Was für einen Grund sollte es heutzutage noch geben, so einen Koloss zu 
betreiben? Siliziumgleichrichter dieser Leistungsklasse bekommt man doch 
mittlerweile, und die machen weniger Stress, Abwärme und UV.

https://www.ebay.de/itm/324767326568?hash=item4b9da42168:g:q8oAAOSwudhhJ~cZ
https://www.ebay.de/itm/163007447976?hash=item25f40043a8:g:9N8AAOSwuWha2M2P
https://www.ebay.de/itm/403617441653?hash=item5df9796775:g:PfwAAOSw-itiYmxa

von Donald D. (donald_d)


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Das ist mir sehr wohl bewusst, bis auf die Optik haben die Apparate nur 
Nachteile.

In einem Projekt soll jedoch einer verwendet werden, jedoch mit 
Funktion. Wobei sich diese je nach Möglichkeiten nur auf die 
Gleichrichtung beschränken.

von Donald Dunlap (Gast)


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Ist schon sehr nett

Da sucht man als Student jemanden zur Unterstützung um seine eigenen 
Theorien und Prinzipien zu stärken, und trotz entsprechender Erklärung 
wird man hier zur Alternativlösung weitergeleitet. Danke!

Wie vor kurzem erwähnt, es soll eher als ein 
A-N-S-C-H-A-U-U-N-G-S-O-B-J-E-K-T angesehen werden, nicht als effiziente 
Lösung. Sonst würden nach Ihrer Erklärung keinerlei Museen 
funktionieren.

Hochachtungsvoll
Donald

von Donald Dunlap (Gast)


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> die
> 3-Phasen-Gleichrichter sind so konstruiert, dass das Plasma von einer
> Anode zur nächsten springt.

Aspekt 1 wäre demzufolge nur mit Hilfsanoden zu realisieren

von Peter D. (peda)


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Der Quecksilberdampfgleichrichter hat doch bestimmt eine Beschriftung 
mit der exakten Bezeichnung und damit läßt sich bestimmt ein Datenblatt 
finden, in dem man die nötigen Angaben finden kann.

von Volker S. (sjv)


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In Jogis Röhrenbude, findet man einige Beispiele mit Hg-Gleichrichtern.

http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbriefe/Lars_Meyer-866-Showamp/Showamp.htm

von Peter R. (pnu)


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Einphasenbetrieb ist wohl nur mit Tricks möglich, da bei 
Einphasenbetrieb immer eine Sperrphase von > 10ms an der Hg-Kathode 
entsteht. In dieser Zeit wird wohl das Plasma erlöschen.

Brainstorming:

Für Demobetrieb wäre eine Lösung mit 1-auf-3  -Wechselrichter denkbar. 
Wenn man da mit Rechteckspannungen arbeitet, evtl. auch noch mit 
Induktivitäten, die die Flusszeiten verlängern, könnte man auch mit 
tieferer Drehfrequenz als 50 Hz ein Wandern des Lichtbogens auf der 
Kathode sichtbar machen.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Donald Dunlap schrieb:
> trotz entsprechender Erklärung

Nirgends stand im Eingangsposting eine "entsprechende Erklärung". Da 
stand "Ohne größeren Hintergrund". Ein solcher wäre allerdings einer 
sinnvollen Beantwortung deiner Frage sehr zuträglich gewesen.

Peter R. schrieb:
> Für Demobetrieb wäre eine Lösung mit 1-auf-3  -Wechselrichter denkbar.

Hielte ich auch für die einfachste Variante.

Ob allerdings ein Gleichrichter, der für einige 100 A konstruiert ist, 
mit nur wenigen Ampere noch sinnvoll arbeiten kann, könnte ein Problem 
sein. Die Spannung selbst ist sicher nicht so kritisch (außer zum 
Zünden), die Brennspannung des Plasmas liegt nur bei einigen Volt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Donald D. (donald_d)


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Peter R. schrieb:
> Für Demobetrieb wäre eine Lösung mit 1-auf-3  -Wechselrichter denkbar.
> Wenn man da mit Rechteckspannungen arbeitet, evtl. auch noch mit
> Induktivitäten, die die Flusszeiten verlängern, könnte man auch mit
> tieferer Drehfrequenz als 50 Hz ein Wandern des Lichtbogens auf der
> Kathode sichtbar machen.

Hört sich ziemlich gut an

Volker S. schrieb:
> In Jogis Röhrenbude, findet man einige Beispiele mit Hg-Gleichrichtern.
>
> http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbriefe/Lars_Meyer-866-Showamp/Showamp.htm

Verwenden anscheinend auch andere Bastler diese Leuchtenden 
Gleichrichter

Jörg W. schrieb:
> Ob allerdings ein Gleichrichter, der für einige 100 A konstruiert ist,
> mit nur wenigen Ampere noch sinnvoll arbeiten kann, könnte ein Problem
> sein.

Es gibt an dem Gleichrichter Hilfsanoden, die mit ein paar Ampere 
belastet werden, um den Lichtbogen aufrecht zu erhalten


Die Idee mit der Verlängerung der Flusszeiten hört sich logisch an, dies 
würde ich zuerst ausprobieren. Vorher noch Schwefelpulver besorgen, um 
eventuell austretendes Quecksilber aufzusammeln; bei falschen 
Belastungen soll angeblich der Kathodenanschluss abschmelzen...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Donald D. schrieb:
> bei falschen Belastungen soll angeblich der Kathodenanschluss
> abschmelzen

Naja, dafür müsstest du auch einiges an Leistung zur Verfügung haben.

Quecksilber und Schwefel kannte ich noch nicht. Quecksilber amalgamiert 
gut mit Zink(pulver) und Kupfer, letzteres sollte möglichst blank sein. 
Frisch abisolierte Litze funktioniert recht gut.

In einem Raum mit Publikum würde ich es allerdings nicht drauf ankommen 
lassen. ;-)

Die originalen Hg-Gleichrichter in den Straßenbahn-Unterwerken saßen 
übrigens in einer Hülle mit einer "Schweißerscheibe" vor dem Fenster, 
denn es entsteht massiv UV im Betrieb. Sowas kann man hier im 
Energiemuseum besichtigen.

von Tippgeber (Gast)


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Verwende 2 Arme in Mittelpunktschaltung, den dritten entweder zum 2. 
parallelschalten oder besser ganz offen lassen.
Dann hüpft der Strom zwischen den beiden hin und her.
Bei wenigen Ampere schmilzt da nix, eher auf Mechanik aufpassen, keine 
punktuellen Belastungen. Am besten in einen Holzkäfig einbauen und gut 
polstern. Ein Kuststoff-Wanne unten einbauen, für den Fall der Fälle.
Bei Metall besteht die Gefahr der Amalgambildung.
Es gibt viele Varianten, steuerbare, mit Hilfsanoden etc.
Youtube ist voll davon, dort kann man sich Vorbilder aussuchen.
Welches Modell hast Du? wie groß?  Viel Erfolg.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Tippgeber schrieb:
> Bei Metall besteht die Gefahr der Amalgambildung.

Wobei das nicht so tragisch ist, denn Amalgame sind recht stabile 
Legierungen. Das Zeug haben wir uns ja jahrelang in die Zähne schmieren 
lassen. ;-)

von Donald D. (donald_d)


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Aus Quecksilber und Schwefelpulver entsteht Quecksilbersulfid, das ist 
für den Menschen ungiftig. Und ist ja auch einfach zu besorgen.

von Harald W. (wilhelms)


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Jörg W. schrieb:

> Davon abgesehen, dass die Dinger aufgrund ihres miesen Wirkungsgrades
> aus den Straßenbahngleichrichtern herausgeflogen sind

Nunja, vor hundert Jahren kannte man nichts besseres.

> Die 3-Phasen-Gleichrichter sind so konstruiert,
> dass das Plasma von einer Anode zur nächsten springt.

So isses.

von oszi40 (Gast)


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Der CCC meinte: "Wir sind alle Simulanten". Dann lasse ihn doch im Video 
laufen oder bastle ein paar LEDs zur Beleuchtung dahinter, um ihn 
interessant zu machen. Das ist auf jeden Fall ungefährlicher.

von 0 @ 00 (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Der CCC meinte: "Wir sind alle Simulanten". Dann lasse ihn doch im Video
> laufen oder bastle ein paar LEDs zur Beleuchtung dahinter, um ihn
> interessant zu machen. Das ist auf jeden Fall ungefährlicher.

Der soll betrieben werden oder zuallermindest so aussehen (*), oder 
nicht?
(Wobei das nur im Betrieb möglich sein dürfte.)

Äh...

von Nadler (Gast)


Angehängte Dateien:

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Für Quecksilber-Historiker als Anschaungsobjekt.

auch in dem Video:

https://www.youtube.com/watch?v=MVdOOQxKQUY

Einen ähnlichen Blinker wie im Video - nie geöffnet - bekam ich von 
einem Eisenbahner. Vlt. kommt das Ding ins Museum...

von Nadler (Gast)


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Nachtrag zur Funktion der Bahnblinker:

Viel vergessenes Wissen zur porösen Keramik ist vmtl. verloren:

https://rauschert.com/wp-content/uploads/2017/12/Artikel_Poroese_Keramik_CFI2014.pdf

von Peter D. (peda)


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Richte die Spannung doch einfach vorher gleich, dann kann die Entladung 
nicht mehr abreißen.

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