Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bipolartransistor als AC-Switch?


You were forwarded to this site from EmbDev.net. Back to EmbDev.net
von Frager (Gast)


Lesenswert?

Mal ne Frage,

kann ich einen Bipolartransistor zum Schalten von Wechselspannungen 
missbrauchen? Wenn ich U_BE und U_BC leitend mache, dann kann ich 
theoretisch an U_CE positive oder negative Spannung anlegen. Weiß nur 
nich ob im Inversbetrieb ich den Transistor in Sättigung kriege?

: Verschoben durch Moderator
von Frager (Gast)


Lesenswert?

ok. U_CE sat ist so um die 0.2V. Das heißt es gibt lediglich einen 
inversen aktiven Bereich. Man kann es also nicht.

von Axel S. (a-za-z0-9)


Lesenswert?

Frager schrieb:
> kann ich einen Bipolartransistor zum Schalten von Wechselspannungen
> missbrauchen?

Ja. Nein. Vielleicht.

Such dir was aus.

Es kommt wie immer darauf an, was man unter "Schalten" und "AC" 
verstehen will. 230V~ schalten wird eher nichts. Ein NF-Signal hinter 
einem Widerling nach GND kurzschließen (z.B. zur 
Einschaltknacks-Unterdrückung) hingegen schon.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


Lesenswert?

Man kann vor dem Transistor einen Gleichrichter schalten und den Ausgang 
des Gleichrichters mit dem Transistor einfach kurzschließen. Der so 
geschaltete Verbraucher bleibt natürlich auf der Wechselspannungsseite.

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Frager schrieb:
> kann ich einen Bipolartransistor zum Schalten von Wechselspannungen
> missbrauchen? Wenn ich U_BE und U_BC leitend mache, dann kann ich
> theoretisch an U_CE positive oder negative Spannung anlegen. Weiß nur
> nich ob im Inversbetrieb ich den Transistor in Sättigung kriege?

Es gibt schon Transistoren, die extra für solche Fälle gezüchtet wurden. 
Z.B. 2N2432. Da gibt es im Datenblatt auch Angaben zum Inversbetrieb.

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Michael M. schrieb:
> Man kann vor dem Transistor einen Gleichrichter schalten und den Ausgang
> des Gleichrichters mit dem Transistor einfach kurzschließen. Der so
> geschaltete Verbraucher bleibt natürlich auf der Wechselspannungsseite.

Richtig.
Steht so auch schon in den ITT Schaltbeispielen 1977/78 für 220 (230) V 
AC.

Aa der TE aber nicht sagt ob er NF oder 230V oder sonstiges (== was 
konkret) schaltet und welche Leistung:
Axel S. hat es schon auf den Punkt gebracht: Es kommt darauf an, was...

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Frager schrieb:
> kann ich einen Bipolartransistor zum Schalten von Wechselspannungen
> missbrauchen

Bei geringen Wechselspannungen schon, üblicher Einsatzzweck MUTE in 
Audioschaltungen, dafür gibt es extra MUTE-Transistoren wie

https://www.electroschematics.com/muting-transistor-attenuator-circuits-2sc2878/

von mogula (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Bei geringen Wechselspannungen schon,

Bei geringen Wechselspannungen (V_peak << V_EB(max)) und Strömen
könnte man noch die Gleichrichtwirkung von PN Übergängen nutzen.

Für AC an der Last dann aber zwei Transistoren (je für pos.+neg.
Halbwelle) nötig, prinzipiell sowohl NPN+NPN (oder PNP+PNP) als
auch NPN+PNP denkbar. (Richtig verschaltet und angesteuert.)

Habe ich persönlich aber noch nie irgendwo angewendet gesehen.

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> https://www.electroschematics.com/muting-transistor-attenuator-circuits-2sc2878/
Interessant, kannte ich nicht. Leider ist aus dem Datenblatt nicht zu 
erkennen, warum der als Muting-Transistor besser als alle anderen 
geeignet ist.

Ich habe mal bei Kleinleistungs-Standardtransistoren (BCxxx) 
festgestellt, dass es auch bei Vertauschung von C und E eine geringe 
Stromverstärkung gibt. Dieses Phänomen ist vielleicht bei 
Muting-Transistor stärker ausgeprägt.

Aber man sollte sich bewusst sein, wo die Grenzen liegen. Dass es z. B. 
nur für kleinste Ströme und Spannungen und mit einem verbleibenden 
Offset geht.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Der Offset genannt im DB scheint wohl gleich der Sättigungsspannung zu 
sein.

Funktioniert das auch in SPICE?

Mal was Neues für mich.

Ist sowas besser als ein JFET in Kompressoren?

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Abdul K. schrieb:
> Ist sowas besser als ein JFET in Kompressoren?

Nein. Der Fet ist leichter zu handhaben im Verstärker.
Aber (bei Massenstückzahlen) ist der BJT günstiger.

Wie gesagt, gilt nicht für Leistungsanwendung (s.o. 230V vs. 
NF-Abgrenzun)

von Karl B. (gustav)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

ArnoR schrieb:
> Es gibt schon Transistoren, die extra für solche Fälle gezüchtet wurden.
> Z.B. 2N2432.

Hi,
beim "Braun" hat man auf Feld-, Wald- und Wiesentransistoren vertraut.

ciao
gustav

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Karl B. schrieb:
> Hi,
> beim "Braun" hat man auf Feld-, Wald- und Wiesentransistoren vertraut.

Geil, und beide Basisanschlüsse direkt verbunden.

Laien.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> und beide Basisanschlüsse direkt verbunden.

Bei einem Emitterfolger kann man das schon so machen, aber ich glaube 
sowieso, dass C und E bei den beiden BC548 vertauscht sind.

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Michael M. schrieb:
> aber ich glaube
> sowieso, dass C und E bei den beiden BC548 vertauscht sind.

Nein, im Inversbetrieb ist die Uecsat kleiner als im Normalbetrieb, 
daher ist die Signaldämpfung in der Schaltung besser.

von Karl B. (gustav)


Lesenswert?

Michael M. schrieb:
> sowieso, dass C und E bei den beiden BC548 vertauscht sind.

Hi,
habe noch andere Schaltpläne gesehen, da ist das genau so.
Also, zum Beispiel eine ominöse Aufnahmeautomatik beim Tonbandgerät.
Der Clou, das Stellglied Transistor arbeitet "invers".
Oder, anders absolut falsch-richtig, laienhaft ausgedrückt, die 
B/E-Strecke wird "gesteuert" und zieht den E/C-Widerstand "mit" runter.
Ein linearer "Regler" im strengen Sinne ist das aber nicht.
Grundig hatte bei einigen Geräten statt Transistoren auch 
"Spezialdioden" da drin.
Da hier nur nach Bipolartransistoren vom TO gefragt wurde, erübrigt sich 
der Hinweis auf die mit FETs arbeitenden Level-Controller.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Karl B. schrieb:
> Oder, anders absolut falsch-richtig, laienhaft ausgedrückt, die
> B/E-Strecke wird "gesteuert"

Ja, falsch.
Die Basis-Kollektor-Strecke wird (an-) gesteuert.

von Karl B. (gustav)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Karl B. schrieb:
> Grundig hatte bei einigen Geräten statt Transistoren auch
> "Spezialdioden" da drin.

Yep,
noch ein Bildchen.
Also auf dem differentiellen Widerstand wird da drauf rumgeritten.
Mit Dioden gehts, aber weil die wohl top sekret waren, haben andere es 
mit Transistoren gemacht.

ciao
gustav

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Abdul K. schrieb:
> Der Offset genannt im DB scheint wohl gleich der Sättigungsspannung zu
> sein.

Das scheint mir eine Spannung zu sein, die im Transistor durch die 
Ansteuerung der Basis-Kollektor-Strecke am Emitter "generiert" wird, da 
die Angabe bei Ie=0 erfolgt. Deswegen kann das wohl keine 
Sättigungsspannung sein.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Oh. So genau hatte ich nicht hingeguckt.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.