Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hameg HM705 Analog Oszilloskop Y-Achse hängt nach Messung für eine gewisse Zeit?


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von Ricardo M. (ricardodidneineleven)



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Moin zusammen!

Ich habe mir gestern ein HM705 von Hameg für nen Fuffi gekauft, nachdem 
es hier und da im Forum ja doch gelobt wird.
Ob der Deal jetzt gut oder schlecht war, darüber lässt sich 
wahrscheinlich streiten. Vor allem, da beide Tastköpfe mittlerweile 
zerbröselt sind und das Ding die folgende Anomalie aufweist:

Wenn ich etwas messe, bleibt die Y-Ablenkung für ein paar Sekunden zu 
hoch und sinkt erst ganz langsam wieder auf den Null-Punkt ab. Als würde 
ein Kondensator entladen werden.
Selbst mit der Schalterstellung auf GND, oder wenn ich den Tastkopf 
abziehe, verändert sich daran nichts. (siehe Bilder. Jeweils 10 und 40 
Sekunden nach der Messung mit Stellung auf GND)

Und noch eine Verständnisfrage, da Analogoszis für mich Neuland sind:

Für das Referenzsignal zum Tastkopfabgleich Wird die Schaltstellung 
5mv/div im Bedienhandbuch vorgeschlagen und soll dann 4cm hoch sein. Das 
Signal wird jedoch mit 0.2V Vss angegeben? Müsste das dann nicht eher 
bei 0.5V/div 4cm hoch sein?
Denn bei 5mv/div seh ich nur die Nulllinie. Erst bei 50mv/div lässt sich 
ein Signal erkennen, welches knapp 4,3 div hoch ist?(Siehe Bilder)

Fragen über Fragen.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Ricardo M. schrieb:
> Vor allem, da beide Tastköpfe mittlerweile
> zerbröselt sind

Die gute Nachricht: Es passen fast alle moderne 10:1 Tastköpfe an das 
Gerät, und diese TK gibt es für kleines Geld .-)


>
> Wenn ich etwas messe, bleibt die Y-Ablenkung für ein paar Sekunden zu
> hoch und sinkt erst ganz langsam wieder auf den Null-Punkt ab. Als würde
> ein Kondensator entladen werden.

Das Gerät ist ja nun einige Jahrzehnte als.
Du müßtest da von Grund auf vorgehen:
- Netzteil mit allen Spannungen und Ripple prüfen.
- Kontakte der Eingangswahlschalter reinigne (Tuner 600 ist meine 
Empfehleung, Neo-Ballistol ist auch sehr gut.)
- insbesondere die schalter  DC/GND/AC sind oft oxidiert.
- und last but not least kann dir ein FET am Eingang  kann halblebig 
sein.

von Jochen F. (jamesy)


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Ricardo M. schrieb:

>
> Für das Referenzsignal zum Tastkopfabgleich Wird die Schaltstellung
> 5mv/div im Bedienhandbuch vorgeschlagen und soll dann 4cm hoch sein. Das
> Signal wird jedoch mit 0.2V Vss angegeben? Müsste das dann nicht eher
> bei 0.5V/div 4cm hoch sein?
> Denn bei 5mv/div seh ich nur die Nulllinie. Erst bei 50mv/div lässt sich
> ein Signal erkennen, welches knapp 4,3 div hoch ist?(Siehe Bilder)
>
Das Signal dient zum Abgleich eines 10:1-Tastkopfes. Hier ist 
offensichtlich ein 1:1-Tastkopf verwendet worden. Der hat gar keine 
Abgleichmöglichkeit.
Das hat mit Analogoszi auch erst mal nix zu tun - ein Tastkopf wird auch 
digital benötigt und exakt nach demselben Schema abgeglichen.

von Ricardo M. (ricardodidneineleven)


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Andrew T. schrieb:
> Ricardo M. schrieb:
>> Vor allem, da beide Tastköpfe mittlerweile
>> zerbröselt sind
>
> Die gute Nachricht: Es passen fast alle moderne 10:1 Tastköpfe an das
> Gerät, und diese TK gibt es für kleines Geld .-)

Ja hab bereits welche in der elektronischen Bucht entdeckt, denke bei 
dem Oszilliert sollten es ja die zwei Stück für 16€ tun. Auch wenn ich 
eventuell noch Zuhause einen von LeCroy habe :)

> Das Gerät ist ja nun einige Jahrzehnte als.
> Du müßtest da von Grund auf vorgehen:
> - Netzteil mit allen Spannungen und Ripple prüfen.
> - Kontakte der Eingangswahlschalter reinigne (Tuner 600 ist meine
> Empfehleung, Neo-Ballistol ist auch sehr gut.)
> - insbesondere die schalter  DC/GND/AC sind oft oxidiert.
> - und last but not least kann dir ein FET am Eingang  kann halblebig
> sein.

Ist Neo-Ballistol unbedingt notwendig oder tut es da auch das normales 
Ballistol? Das hätte ich sogar noch.

Die restlichen Punkte werde ich dann abarbeiten sobald ich wieder an 
meine Werkbank komme und dann natürlich auch berichten!

>Jochen F. schrieb:
> Das Signal dient zum Abgleich eines 10:1-Tastkopfes. Hier ist
> offensichtlich ein 1:1-Tastkopf verwendet worden. Der hat gar keine
> Abgleichmöglichkeit.
> Das hat mit Analogoszi auch erst mal nix zu tun - ein Tastkopf wird
> auch digital benötigt und exakt nach demselben Schema abgeglichen.

Danke, das wusste ich nicht!
Bleibt nur noch die Frage, warum das Oszi so ungenau ist, was die 
angezeigte Spannung angeht. Aber das hängt ja eventuell mit der anderen 
Problematik zusammen :)

Es tritt übrigens nicht nur nach der Messung auf, habe ich gerade 
festgestellt. Beim anlegen der Spannung steigt das Signal auch ganz 
langsam bis zu seiner "Endposition" an.

: Bearbeitet durch User
von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Ich meine mich zu erinnern, dass ich genau das vor vielen, vielen Jahren 
bei einem alten HM512 auch beobachtet habe. Ich habe das damals 
analysiert und gefunden, dass Treibertransistoren vor der Endstufe sich 
je nach Strahllage unterschiedlich erwärmten, und dass die dadurch 
verursachten gegensätzlichen Verschiebungen der B-E Spannungen zum 
leichten "Weglaufen" des Strahls geführt haben.

Meine Maßnahme damals: Mit einem großen Elko und einem Widerstand im 
Signalweg eine gegenläufige Verschiebung zu verursachen. Hat geklappt.

Eigentlich wäre das aber ein Konstruktionsfehler, der bei jedem dieser 
Modelle auftreten müsste.

Es wird vielleicht auch bei Verschiebung der Y-Strahllage bei dir 
auftreten(?).

von Ricardo M. (ricardodidneineleven)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Ich meine mich zu erinnern, dass ich genau das vor vielen, vielen
> Jahren
> bei einem alten HM512 auch beobachtet habe. Ich habe das damals
> analysiert und gefunden, dass Treibertransistoren vor der Endstufe sich
> je nach Strahllage unterschiedlich erwärmten, und dass die dadurch
> verursachten gegensätzlichen Verschiebungen der B-E Spannungen zum
> leichten "Weglaufen" des Strahls geführt haben.
>
> Meine Maßnahme damals: Mit einem großen Elko und einem Widerstand im
> Signalweg eine gegenläufige Verschiebung zu verursachen. Hat geklappt.
>
> Eigentlich wäre das aber ein Konstruktionsfehler, der bei jedem dieser
> Modelle auftreten müsste.
>
> Es wird vielleicht auch bei Verschiebung der Y-Strahllage bei dir
> auftreten(?).

Danke dir für den Denkanstoß. Ist der Strahl bei dir denn permanent 
weggelaufen? Oder hat er auch irgendwann seine Endposition gefunden?

Ich lass das Ding jetzt mal Warmlaufen und schau ob sich was verändert.

von Anja (Gast)


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Hmm,

bevor ich da tatsächlich die Schaltung verändere würde ich erst mal die 
beiden Balance-Regler an der Frontplatte nach Anleitung abgleichen.

Gruß Anja

von Der Zahn der Zeit (🦷⏳) (Gast)


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Er hat irgendwann seine Endposition gefunden. Andernfalls hätte ich das 
nicht mit einer einfachen RC-Kombination kompensieren können. Ich 
schätze, dass das wenige % der Auslenkung waren, aber es ist lange, 
lange her. Ich weiß auch nicht, in welche Richtung das ging, aber es 
müsste eigentlich zur "erstmomentigen" Auslenkung hinzu gekommen sein. 
Also DC und ganz tiefe Frequenzen wurden höher "verstärkt" als die 
anderen.

Anja schrieb:
> Balance-Regler an der Frontplatte
Es kann aber keine zeitliche Drift der Y-Position damit verhindert oder 
davon verursacht werden.

von Andrew T. (marsufant)


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Der Zahn der Zeit (🦷⏳) schrieb:
> Anja schrieb:
>> Balance-Regler an der Frontplatte
> Es kann aber keine zeitliche Drift der Y-Position damit verhindert oder
> davon verursacht werden.

Wenn die Schleifer der Balance Potis im Laufe der Jahre Kontaktproblem 
habe (Oxid an der Metallschleiferlasche), ist der Effekt ähnlich dem der 
vom TE beschrieben ist.

Somit ist Anjas Vorschlag, da mal durch Bewegen den Oxid weg zu 
bekommen: Ein ganz guter Vorschlag.

Für ein einwandfreies Poti ist das natürlich nix, da greift Deine 
aussage voll.

Wir dürfen halt nie vergessen: Das Oszi ist ziemlich alt, und bisher hat 
der TE keine Rückmeldung gegeben über das was er gemessen hat nach 
unseren Vorschlägen .-)

von Ralph B. (rberres)


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Irgendjemand hatte mal in den 70ger Jahren auf die Arbeitswiderstände im 
Kollektorkreis der Y-Endstufe getippt. Diese erwärmen sich ja doch schon 
um einige 10 Grad.

Eventuell ändert sich der Widerstandswert mit der Temperatur. Das würde 
solch einen Effekt auch erklären.

Übrigens hate ich in den 70ger Jahren auch mal den HM705. Der hatte das 
gleiche Problem.

Bei Wechselspannung mit auf beiden Y-Hälften gleich starke 
Signalverteilung war das Problem nicht aufgetreten.

Ansonsten hat sich das Gerät durch einen sehr scharfen und hellen Strahl 
auf der Bildröhre ausgezeichnet.

Ralph Berres

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