Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Anzahl Spulenwindungen ausrechnen


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von Daniel R. (dan066)


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Hallo,
in einem Video über die Restauration einer Spule, wird die auf dem Bild 
gezeigte Berechnung der Anzahl von Spulenwindungen eingeblendet. Ich 
kenne mich mit der Materie nicht aus, würde die Rechnung aber gerne 
nachvollziehen und übertragen können.

Kann jemand die einzelnen Rechenschritte erklären?

von H. H. (Gast)


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Das ist eine schlechte Faustformel, die berücksichtigt nur den 
Eisenquerschnitt.

von Daniel R. (dan066)


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Und worauf beruht diese Formel? Ich würde sie gerne verstehen.
Insbesondere auch, welche man stattdessen verwenden sollte :)

von Dieter H. (kyblord)


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Daniel R. schrieb:
> Und worauf beruht diese Formel? Ich würde sie gerne verstehen.
> Insbesondere auch, welche man stattdessen verwenden sollte :)

Vermutlich auf dem Durchflutungsgesetz.

von Nonstop Nonsens (Gast)


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Passt doch schon von den Dimensionen nicht.
Wie kann das Produkt aus zwei dimensionslosen Zahlen plötzlich eine 
Länge ergeben?

von Erich (Gast)


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Nonstop Nonsens schrieb:
> Passt doch schon von den Dimensionen nicht.

Die jeweiligen Dimensionen sind leider nicht konsequent hingeschrieben 
(fehlend), bzw. falsch.
In der dritten Zeile werden z.B.  1,5 cm  *  1,3 cm multipliziert, das 
Ergebnis muß dann natürlich lauten  1,95 cm².

von Noch ein Kommentar (Gast)


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Du hast entgegengesetzte Ziele, die sich nicht alle gleichzeitig optimal 
realisieren lassen. Für die theoretischen Grundlagen der Optimierung 
braucht man wohl Mathematik- und Physik-Studium. So nehmen wir 
Faustformeln, bei denen jedem Mathematiker die Haare zu Berge stehen.

Der Wiki Artikel hier beschreibt locker und verständlich die 
Faustformeln.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Transformatoren_und_Spulen

von Staatlich geprüfter Schiffschaukelbremser (Gast)


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Noch ein Kommentar schrieb:
> Für die theoretischen Grundlagen der Optimierung braucht man wohl
> Mathematik- und Physik-Studium.

Früher haben wir das, ohne Studium, in der Berufsschule gelehrt 
bekommen.
Für die heutige Daddel- und "tanz mir deinenn Namen-Generation" gehts 
wohl nur noch mit Studium...

von Elektrofan (Gast)


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> Früher haben wir das, ohne Studium, in der Berufsschule gelehrt
> bekommen.

Wieviel "früher"?       ;-)

von Elektrofan (Gast)


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"Früher" gab es auch mal zugeschnittene Grössengleichungen.
Aber so speziell "zugeschnitten", wie im Bild oben,
das funktioniert natürlich nicht ...

von Günter Lenz (Gast)


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von Daniel R. schrieb:
>Und worauf beruht diese Formel? Ich würde sie gerne verstehen.
>Insbesondere auch, welche man stattdessen verwenden sollte :)

Es geht darum, daß der Eisenkern nicht in die magnetische
Sättigung getrieben wird. Dazu muß die primäre Induktivität
einen mindestwert haben, damit der Leerlaufstrom nicht zu
groß wird. Je mehr Windungen und Eisenquerschnitt um so
größer ist die Induktivität.

Am besten man holt sich die Daten aus Tabellen.

http://www.jogis-roehrenbude.de/Transformator.htm

von H. H. (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Am besten man holt sich die Daten aus Tabellen.
>
> http://www.jogis-roehrenbude.de/Transformator.htm

Die sind halt selbst für Billigstblech recht konservativ.

von Staatlich geprüfter Schiffschaukelbremser (Gast)


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Elektrofan schrieb:
> Wieviel "früher"?       ;-)

Gut 35 Jahre!
Damals halt. Gerlach hies unser Lehrer. ;-)

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Günter Lenz schrieb:

> Es geht darum, daß der Eisenkern nicht in die magnetische
> Sättigung getrieben wird.

Deshalb nimmt der vom TO zitierte Ansatz eine Flussdichte an. Wenn ich 
richtig gerechnet habe sind das 0,9T.

Der Rechenweg verläuft vermutlich wie folgt:

Ein sinusförmiger Verlauf der Flussdichte im Eisenkern wird angenommen:
Unter der Annahme einer gleichmäßigen Verteilung des magn. Flusses im 
Kern kann der zeitl. Verlauf des magn. Flusses ermittelt werden:
Nun wird das Induktionsgesetz "strapaziert", um die in der Wicklung mit 
n Windungen induzierte Spannung u(t) zu ermitteln:
Da hier nur die Scheitelwerte interessieren, gilt:
aufgelöst nach der Windungszahl n ergibt sich:
Wer mag, darf nun gerne noch eine Einheitenprobe durchführen.

Nun also folgende Werte einsetzen:
.

Grüßle
Volker

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Volker B. schrieb:
> Der Rechenweg verläuft vermutlich wie folgt:

Transformatorenhauptgleichung.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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H. H. schrieb:

> Transformatorenhauptgleichung.

Seit meiner Physik LK-Abiturprüfung im verg. Jahrhundert, lerne ich 
keine "Formelmonster" mehr auswendig, sondern nur die einfachen 
Zusammenhänge.

Erstaunlicherweise kann man auf ähnliche Weise auch elektrische 
Maschinen analytisch berechnen, siehe
https://www.dr-bosch.com/downloads/Ilmenau2017.pdf

Grüßle
Volker

von H. H. (Gast)


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Volker B. schrieb:
> H. H. schrieb:
>
>> Transformatorenhauptgleichung.
>
> Seit meiner Physik LK-Abiturprüfung im verg. Jahrhundert, lerne ich
> keine "Formelmonster" mehr auswendig, sondern nur die einfachen
> Zusammenhänge.

Klar, ansonsten eben kurz nachlesen.


> Erstaunlicherweise kann man auf ähnliche Weise auch elektrische
> Maschinen analytisch berechnen, siehe
> https://www.dr-bosch.com/downloads/Ilmenau2017.pdf

Die Naturgesetze sind auf dieser Ebene noch recht einfach.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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H. H. schrieb:

> Die Naturgesetze sind auf dieser Ebene noch recht einfach.

Ja, so man kann die Unipolarmaschine auch über einen relativistischen 
Ansatz berechnen. Der ist, wenn ich mich richtig entsinne, im 
Bödefeld/Sequenz wunderschön dargestellt :-)

Grüßle
Volker.

von Daniel R. (dan066)


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Vielen Danke für die ganzen Hinweise. Ich glaube dadurch am Ende, mit 
mehr Verständnis für die Materie, auf eine bessere Art die 
Windungsanzahl auszurechnen zu kommen.
Was ich immer noch nicht einschätzen kann ist, für welche Zwecke die 
vereinfachte Faustformel-Rechnung aus dem Video "gut genug" ist bzw. wie 
signifikant der Unterschied zwischen einer Spule mit ungefähr-passender 
und ganz genau berechneter Windungszahl ist.

Die in dem Video (Bild) gezeigte Spule wird in einem Schwingankermotor 
verwendet, das heißt mit direktem Netzstrom bringt sie den Anker zum 
Schwingen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Abweichung der grob 
berechneten Windungszahl von einer perfekt bestimmten Windungszahl 
(vielleicht 5%) in so einem primitiven System kaum Auswirkungen hat, 
oder? Ab einer bestimmten Abweichung würde der Motor bestimmt entweder 
an Kraft verlieren oder der Draht durchbrennen; hm schwer einzuschätzen 
:)

von c-hater (Gast)


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Staatlich geprüfter Schiffschaukelbremser schrieb:
> Gerlach hies unser Lehrer

kurz: der Lach

von LaTeX (Gast)


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Volker B. schrieb:
> Der Rechenweg verläuft vermutlich wie folgt:

Kleiner Tipp: Für das Multiplikationszeichen verwende \cdot.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Daniel R. schrieb:

> Was ich immer noch nicht einschätzen kann ist, für welche Zwecke die
> vereinfachte Faustformel-Rechnung aus dem Video "gut genug" ist

Da sehe ich zwei Gründe:
1. Die Historie: Elektrische Maschinen werden seit über 100 Jahren 
berechnet, zumindest gibt es seit dem 19 Jhdt. entsprechende 
Fachliteratur. Damals war ein Taschenrechner noch unbekannt. Die 
Genauigkeit des Rechenschiebers erlaubte auch nicht die Berechnung auf 
10 Nachkommastellen und Wurzeln wurden mittels "Logarithmentafel" 
gezogen. Aus dieser Zeit stammen diese unsäglichen Gleichungen mit 
zugeschnittenen Größen. Später fasste man dann lediglich Faktoren 
zusammen. So ergibt beispielsweise Pi * Wurzel-2 den netten Faktor 4,44 
oder Pi/Wurzel-2 den Wert 2,22.

2. Mit solchen Chaosformeln um sich zu werfen, hört sich für mich nach 
dem bekannten Spontispuch "wenn Du nicht überzeugen kannst, versuche 
wenigstens zu verwirren" an. Da wird eine Art "Geheimwissenschaft" 
daraus gemacht, um zu verschleiern, dass der Autor die wirklich 
einfachen Zusammenhänge nicht ansatzweise begriffen hat.

> bzw. wie
> signifikant der Unterschied zwischen einer Spule mit ungefähr-passender
> und ganz genau berechneter Windungszahl ist.

Wie so oft im Leben: Es kommt darauf an! Für einen 
High-End-Röhren-Übertrager würde ich mit der Auslegung weit von der 
Sättigung des Eisen weit wegbleiben.

Für die Traktionsmaschine eines hochgezüchteten Formel-E-Fahrzeugs würde 
ich abschätzen, ob die erhöhten Eisenverluste evtl. zu Gunsten einer 
geringen Fahrzeugmasse tolerierbar sind und dann ggf. das sündhaft teure 
Kobalt-legierte Trafoblech noch weiter in die Sättigung treiben.

Wie so oft im wahren Leben (tm) gibt's (glücklichweise) keine, für alles 
und jeden gültigen Regeln. Da hilft nur das fundierte Verständnis der 
Materie oder das nötige Kleingeld, um den freundlichen externen Berater 
zu bezahlen :-)

> Die in dem Video (Bild) gezeigte Spule wird in einem Schwingankermotor
> verwendet,

Ah, das erklärt die lächerlich geringe Flussdichte -- sorry, aber ich 
gucke mir schon lange keine "Maker-Videos" an. Dazu ist mir meine 
Lebenszeit zu schade.

Grüßle
Volker

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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LaTeX schrieb:

> Kleiner Tipp: Für das Multiplikationszeichen verwende \cdot.

Danke, das ist mir sehrwohl bekannt.
Kleiner Tipp von mir: Guck' mal in ein professionell gesetztes Lehrbuch 
:-)

Grüßle
Volker

von LaTeX (Gast)


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Volker B. schrieb:
> Kleiner Tipp von mir: Guck' mal in ein professionell gesetztes Lehrbuch

Hab ich. Viele Jahre. Auch wenn es ohne Multiplikationszeichen 
mathematisch korrekt ist, leidet die Lesbarkeit. Es macht eigentlich 
auch wenig Sinn, irgendwelche Tabulatoren einzufügen, nur damit nicht 
alles zusammen klebt, aber kein \cdot zu werden.

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