Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Einschaltstrom DC Motor an H-Brücke


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von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Hallo zusammen,

ich habe da ein kleines Problem. Das große Problem ist, dass die 
betroffenen Komponenten alle schon im Serieneinsatz sind - Profis wissen 
was das heißt.

Also:
Eine 12V-H-Brücke (TI-Chip DRV8702 und Mosfets - Imax=4A / Begrenzt) 
treibt einen DC-Motor mit parallelem 330nF Kondensator (EMV - Tests 
abgeschlossen!). Das ganze ist über einen Kabelbaum (0,5...0,75m) 
verbunden - auch Serienprodukt! Bisher lief alles - seltsamerweise.

Aufgrund Bauteilkriese laut Zulieferer zwar Layoutänderung, jedoch nicht 
im Bereich der H-Brücke.
Nun plötzlich startet der Motor nicht mehr zuverlässig, da der 
Einschaltstrompeak (Länge 2µs über 6A - Überschwinger) über den 330nF-C 
zu hoch ist und der TI-Chip abschaltet bis nach 25µs ein Restart mit 
selbem Ergebnis wieder abbricht. Irgendwann, so nach einigen Sekunden 
packt er's dann und läuft.

Einfachste Lösung die aktuell Klappt ist ein kleiner Vorwiderstand mit 
2...3Ohm (12V / Ilim = 3R). Zwischenstecker kostet allerdings so 2...3 
EUer, muss an Montage und Service verteilt werden und macht halt Ärger. 
Auf der Serienplatine rumlöten ist auch nix - schon gar nicht für 
Aussendienstler.
Software hat keinerlei Möglichkeit auf das Verhalten der H-Brücke 
Einfluss zu nehmen - selbst wenn sie es wollten - schaltungsbedingt!.

Aufgabenstellung von Chef an Ing:
Lös das Problem aber mach nix, das was kostet.

Hat irgend jemand eine Idee, wie man für einige cent sowas in den Griff 
bekommen könnte.
Gibt'S irgend ein exotisches Bauteil oder sowas? Die einfache technische 
Lösung ist für den Ing klar, aber der Gesamtaufwand ist extrem.

von H. H. (Gast)


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Siegfried H. schrieb:
> Aufgabenstellung von Chef an Ing:
> Lös das Problem aber mach nix, das was kostet.

Chef feuern!

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Problem:
Bei einigen tausend Geräte die im Feld laufen diese Zeitbombe 
entschärfen sowie aktuelle Produktion sichern. Da bringt ein neuer Chef 
auch nix.

von Udo S. (urschmitt)


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Siegfried H. schrieb:
> Aufgrund Bauteilkriese laut Zulieferer zwar Layoutänderung, jedoch nicht
> im Bereich der H-Brücke.
> Nun plötzlich startet der Motor nicht mehr zuverlässig, da der
> Einschaltstrompeak (Länge 2µs über 6A - Überschwinger) über den 330nF-C
> zu hoch ist

Wie soll man das verstehen? Gibts die Probleme nur bei den neuen 
Platinen mit Layoutveränderung oder auch beim Bestand beim Kunden.
Wenn es nur bei den neuen ist ist der Verursacher doch eigentlich klar.

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Laut Datenblatt des TI DRV8702 ist es glasklar und die gemessenen Werte 
zeigen dies auch, aber hat sich bisher nicht bzw. nicht so klar 
dargestellt. Es tritt plötzlich an allen Ecken und Enden bei neuen und 
alten Motor-Platinen auf.
D.h. in der Vergangenheit wurde das System mit extrem heißer Nadel 
gestrickt (nicht von mir!!) und nun wird's instabil.
Hatte schon den Gedanken mit Widerstandsdraht anstatt Festwiderstand 
wegen der höheren Robustheit im Kabelbaum (Bruch des Widerstandes). Es 
ist so ein Effekt, der nicht richtig zu greifen ist vor allen Dingen in 
Bezug auf die laufende Serie.
Ich weiß zwar die mögliche Lösung, aber die wird so aus Kostengründen 
nicht akzeptiert. Die wenigsten Einkäufer sind halt "Realos".

von m.n. (Gast)


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Siegfried H. schrieb:
> Software hat keinerlei Möglichkeit auf das Verhalten der H-Brücke
> Einfluss zu nehmen - selbst wenn sie es wollten - schaltungsbedingt!.

Gib es eine Möglichkeit, den Treiber mit hoher PWM-Frequenz anzusteuern?
Maximal sind 100 kHz zulässig, aber wenn die Treiber für kurze Zeit (<= 
1ms) nicht optimal durchschalten, werden sie das verkraften und die 
Einschaltphase entspannen.

von Björn W. (bwieck)


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Schriftlich geben lassen das es nichts kosten darf und dann den 
Kondensator wegknipsen.

von Raimund R. (corvuscorax)


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Laut DB des DRV8703-Q1 gibt es zwei Timing-Werte, die nicht so recht zu 
Deinen "Reset"- bzw. "Abschalt"-Zeiten passen:
- Die 'Overcurrent deglitch time', t(OCP), ist mit 4µs angegeben, d.h. 
ein Überstrom muss erst einmal 4µs (und nicht nur 2µs wie Du berichtest) 
anliegen, bevor er überhaupt als solches detektiert wird. Den Wert von 
R(sense) hast Du ja leider nicht angegeben.
- Die 'Overcurrent retry time', t(RETRY), beträgt satte 3ms(!) bevor der 
Chip erst wieder anfängt was zu machen (Du sprichst von lediglich 25µs).

Sollten also Deine Angaben stimmen, so würde ich sagen, kann das Problem 
nicht am Brückentreiber zu suchen sein, sondern genau dort, wo auf der 
neuen Platine das Layout bzw. Bauteile geändert wurden.

von Udo S. (urschmitt)


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Der 330nF Kondensator hätte sich bei 6A Strom innerhalb von cs. 0,7µs 
auf 12V aufgeladen.
Wie groß ist denn die Induktivität so eines DC Motors? Ist die so klein 
dass er innerhalb 2µs auf 6A Strom bei 12V kommt?

Aus dem Bauch heraus würde ich sagen statt eines Widerstandes eine 
kleine Zusatzinduktivität vor Motor und Kondensator.

von H. H. (Gast)


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Udo S. schrieb:
> statt eines Widerstandes eine
> kleine Zusatzinduktivität

Noch viel teurer!

von Stephan (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Der 330nF Kondensator hätte sich bei 6A Strom innerhalb von cs. 0,7µs
> auf 12V aufgeladen.

Stimmt. Die 2µs sind bei 6A deutlich zu lang.

> Wie groß ist denn die Induktivität so eines DC Motors? Ist die so klein
> dass er innerhalb 2µs auf 6A Strom bei 12V kommt?

Kann ich mir kaum vorstellen ... die Ursache muss woanders liegen

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Nach ca, 500ns ist die Vref des TI erreicht und der Rest ist Laufzeit 
innerhalb des Chips bis MOSFET zur Abschaltung - ca. 2...2,5µs. Der C 
schließt den Motor ja quasi kurz, also kaum Imot.
Die Rechnung mit den 0,7µs dürfte soweit stimmen. Das ist vermutlich 
auch das Gesamtproblem zu vorher, dass es um einige 100 ns geht, welche 
zwischen start und stop entscheiden.
Hab eben mit Klappferriten rumgespielt - könnte zielführend sein, aber 
die absolute Lösung scheint es auch nicht zu sein.
Ein Effekt ist auf jeden Fall erkennbar.
Auch über Lage des Kabelbaums wurde schon diskutiert, aber keine 
konkreten Anhaltspunkte gefunden. Verdacht ist auch, dass der Kabelbaum 
so liegt, dass sich eine dämpfende Induktivität oder (transformierte) 
Last bildet, welche die Nadelpulse absaugt und der Motor an Drehzahl / 
Moment gewinnen kann und dann läuft die Sache ja auch rund.
Der Vorwiderstand hat sich ja bestätigt, aber Kosten und "der Einkauf" 
sind's Problem. Das leicht reduzierte Drehmoment (mit Rv) scheint kein 
Problem zu sein.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Siegfried H. schrieb:
> Bauteilkriese
So ähnlich wie Wiederstand...

> laut Zulieferer zwar Layoutänderung, jedoch nicht im Bereich der H-Brücke.
> Nun plötzlich startet der Motor nicht mehr zuverlässig, da der
> Einschaltstrompeak (Länge 2µs über 6A - Überschwinger) über den 330nF-C
> zu hoch ist
Dieser Einschaltstrom hat aber nichts mit der Layoutänderung zu tun, 
denn der Treiber und der Kondensator wurde nicht geändert. Also ist dein 
Problem nicht die Änderung, sondern das schlechte Design an sich. Geh 
doch mal her und reduziere den Kondensatorwert (der ist sowieso 
verdächtig groß...).

> laut Zulieferer zwar Layoutänderung, jedoch nicht im Bereich der H-Brücke.
Sondern wo?
Wenn das Design grenzwertig und das Layout im Bereich der H-Brücke 
vorher schon suboptimal war, dann kann winzige Änderung die Strommessung 
am Shunt hinreichend verschlechtern.

Siegfried H. schrieb:
> Ich weiß zwar die mögliche Lösung, aber die wird so aus Kostengründen
> nicht akzeptiert. Die wenigsten Einkäufer sind halt "Realos".
Lass die das doch mit dem Kundendienst auskaspern...

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Hallo Björn und Raimund, hatte Eure Beiträge übersehen, sorry.
C wegknipsen is nich, da vergossen - kann nur der Zulieferer und der 
will nen Auftrag für die Serie.
Platine ist ja auch von einem anderen Zulieferer und da in der Serie das 
Design zu ändern - prost Neujahr.
Wir nutzen den DRV8702 - nix digiport - Grund(be)schaltung quasi.
Es ist die "toff PWM off-time (DRV8702D-Q1) 25 μs" Datenblatt S. 11
In diesem Takt versucht das Teil auch wieder einzuschalten, bricht aber 
immer wieder ab.
Shunt ist 10mR über 2 x 1k und 1nF symmetrisch an SP & SN.
Die Zeitkonstante läuft quasi identisch mit der Anstiegszeit des Stroms. 
Rechnerische Zeitkonstante zwar größer aber dadurch kein Effekt. 
Zeitkonstante müsste min. um Faktor 2...3 vergrößert werden, aber somit 
Bestückungsänderung in der Serie. Das wurde getestet und läuft soweit.
Übrigens bzgl Vds-Monitor: Das Teil scheint einige bugs zu haben, TI 
verkauft's aber trotzdem.

Vielen Dank für die Unterstützung.
Elementare Frage ist, warum es immer funktioniert hat, obwohl es 
eigentlich nicht hätte sein dürfen. Welchen Fehler haben wir eingebaut 
oder eliminiert, damit es jetzt nach Lehrbuch bzw. Datenblatt NICHT 
läuft.
Es reicht für heute. Mache nun Feierabend. Danke an Alle!

von Raimund R. (corvuscorax)


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> Es ist die "toff PWM off-time (DRV8702D-Q1) 25 μs" Datenblatt S. 11
> In diesem Takt versucht das Teil auch wieder einzuschalten, bricht aber
> immer wieder ab.
Das ist so nicht richtig! Die Zeit 'toff' ist die konstante(!) OFF-Time 
der PWM für die Stromregelung der Motorwicklung (beim DRV8702 ist sie 
konstant 25µs während man sie beim 8703 mittels 'TOFF'-Bits programmiert 
werden kann: 25/50/100/200µs). In "Figure 7-7. Current Sense Amplifier 
and Current Chopping Operation" ist diese Zeit als "Brake and Slow 
Decay" bezeichnet und währund dieser Zeit sind stets die beiden unteren 
MOSFETs leitend (siehe "Figure 7-3. Bridge Control"). Wenn also die PWM 
noch vorhanden ist und die MOSFETs angesteuerte werden ist hier 
eigentlich alles funktionell.

> Shunt ist 10mR über 2 x 1k und 1nF symmetrisch an SP & SN.
Ein Überstrom wird erst ab einer Spannung von >1V über die SP/SN-Pins 
detektiert (siehe Absatz nach "Figure 7-6. Current Sense Amplifier 
Output"), d.h. bei einem Shunt von 10mOhm wären das 100A(!).
Also selbst ohne das RC-Filter und mit Zuleitungen von 0,5...0,75m plus 
Induktivität des Motors bezweifele ich ganz stark, dass der Chip jemals 
in die Strombegrenzung geht - jedenfalls nicht in der Theorie und bei 
sauberem Aufbau bzgl. der Sense-Leitungen zum Shunt, sauberes Abblocken 
der Versorgungsspannungen und anderen üblichen Verdächtigen.
Weiterhin würde ich peinlichst genau überprüfen auf welchen Wert I(CHOP) 
eingestellt ist bzw. sein soll (Eq. 11 im Kapitel 8.2.2.4) oder sich im 
Fehlerfall ergibt. D.h. unbedingt auf stabile und korrekte 
'VREF'-Spannung überprüfen.

> Die Zeitkonstante läuft quasi identisch mit der Anstiegszeit des Stroms.
> Rechnerische Zeitkonstante zwar größer aber dadurch kein Effekt.
> Zeitkonstante müsste min. um Faktor 2...3 vergrößert werden, aber somit
> Bestückungsänderung in der Serie. Das wurde getestet und läuft soweit.
> Übrigens bzgl Vds-Monitor: Das Teil scheint einige bugs zu haben, TI
> verkauft's aber trotzdem.
Sowas hatten wir bei uns auch mal gehabt. Konnten dem Hersteller eines 
Interface-Controllers den Fehler aber nachweisen ... und schwupps war 
auf einmal, nur ein paar Monate später, eine Maskenrevision durchgeführt 
worden und der Fehler war weg. :-)

> Vielen Dank für die Unterstützung.
> Elementare Frage ist, warum es immer funktioniert hat, obwohl es
> eigentlich nicht hätte sein dürfen. Welchen Fehler haben wir eingebaut
> oder eliminiert, damit es jetzt nach Lehrbuch bzw. Datenblatt NICHT
> läuft.
> Es reicht für heute. Mache nun Feierabend. Danke an Alle!
Ohne genaue Messungen, z.B. am Pin 'SO' (und Vergelich mit "Figure 7-7") 
und/oder 'VREF', etc. mit einem Oszi, wird man hier wohl nicht wirklich 
weiter kommen.

von Michael B. (laberkopp)


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Siegfried H. schrieb:
> Hat irgend jemand eine Idee, wie man für einige cent sowas in den Griff
> bekommen könnte.

Drosseln (Startwert 47uH UKW-Drossel 3A) in zumindest eine Leitung von 
der H-Brücke zum Motor, am Besten in beide.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Raimund R. schrieb:
> bei sauberem Aufbau bzgl. der Sense-Leitungen zum Shunt
Ich möchte das nochmal ganz deutlich hervorheben. Denn ich kenne solches 
Verhalten von Schaltreglern, die wegen der Einkopplung vom Switchnode 
meinen, sie hätten Überstrom gesehen...

von Stephan (Gast)


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Raimund R. schrieb:
>> Shunt ist 10mR über 2 x 1k und 1nF symmetrisch an SP & SN.
> Ein Überstrom wird erst ab einer Spannung von >1V über die SP/SN-Pins
> detektiert (siehe Absatz nach "Figure 7-6. Current Sense Amplifier
> Output"), d.h. bei einem Shunt von 10mOhm wären das 100A(!).

Stimmt...
Irgendwie passt da vieles nicht zusammen.

Aber angenommen der Shunt hätte 250mR und die Brücke tatsächlich auf 
4A-Abschaltung designed.
Wenn der Filter auch wirksam ist (also z.B. C nicht über dem Shunt, seis 
auch nur mit 1k+1nF), sieht der Sense-Eingang nur gut den halben Strom 
im beschrieben Zeitfenster von ca. 0,5µs.
Strom (6A) und Timing würden grob zu 0,5R+1.2µH vor dem 330nF passen. 
Ich gehe mal von 13.8V aus. Bei 3µH erreicht der Strom grade mal noch 
die 4A.
Nach dem Sense-Filter müsste der beobachtete Peak aber durchgängig unter 
4A liegen. Nur im Bereich von 0.2µH bis 0.8µH gehts minimal drüber 
(wieder angenommen nur 1k vom Filter ist praktisch wirksam).

Und anders rum. Wenn da ein TP aus 2k+1nF ist, dann sind nach dem TP 
max. 2,5A sichtbar. Zwischen 0 und unendlicher Zuleitungsinduktivität.

Nachdem sich an der Schaltung an sich nichts geändert hat kann die 
Ursache trotzdem noch an vielem liegen
- Filter der Strommessung (parasitäre Induktivität am C?)
- vielleicht härtere Versorgung / bessere C
- straffer gebundener Kabelbaum (weniger Induktivität)
- andere Leiteranordnung im Kabelbaum (weniger Induktivität)
- Einkopplungen durch geändertes Layout
- Ground Shift durch geändertes Layout

Die Schaltung an sich nochmal zu prüfen wäre sicher sinnvoll.
An sich sollte der Filter am Sense-Eingang aber den Peak durch die 330nF 
in allen denkbaren Fällen unter der "gewünschten" 4A-Sense-Schwelle 
halten.
Ob die Abschaltung mit Filter für die FETs schnell genug ist muss dann 
halt mit der minimal möglichen Leitungsinduktivität abgeglichen werden.

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


Angehängte Dateien:

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Vielen Dank noch, dass Ihr Euch die Köpfe zermartert. Is schwierig, wenn 
man das Gesamtsystem im Detail nicht kennt, kann es aber hier leider 
nicht komplett offen legen.

Hab da mal noch 2 Oszigramme von der Spannung am Shunt angehängt - bin 
ich schuldig bei der Unterstützung. Da sieht man auch in welchem 
zeitlichen Abstand der Neustart versucht wird -> 25µs.
Wird der 1nF-C an SP/SN z.B. einfach auf 10nF angehoben, läuft's. Also 
schließ ich draus, dass es was mit Überstrom zu tun hat. Knapp 30mV an 
10mR bestätigen das auch bei Vref=0,75V. Die Laufzeiten bzw. 
MOSFET-Schaltzeiten passen gut rein, also plausibel. Das mit dem Break, 
könnt uns aber ganz gehörig in die Suppe spucken - Zwangsentladung des C 
am Motor -> Vielleicht hat's auch deshalb mit längerer Leitung 
(Krokolaborkäbelchen) bzw. 1R Serienwiderstand schon geklappt -> 
geringere Entladung des C am Motor obwohl Motorstrom durch 1R nicht voll 
begrenzt (<4A) werden kann. Werde da mal nachhacken und Messungen 
veranstalten.
Noch ne Info: Software macht PWM mit 100%, also keine L-H-/H-L-Flanken 
an den Eingängen. MODE-Pin nicht angeschlossen :-(
Schönen Feierabend.

von m.n. (Gast)


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Siegfried H. schrieb:
> Noch ne Info: Software macht PWM mit 100%, also keine L-H-/H-L-Flanken
> an den Eingängen. MODE-Pin nicht angeschlossen :-(

Keine Ahnung, welchen Controller Du verwendest und wieviel Zeit beim 
Einschalten vertüddelt werden darf. Wäre es nicht möglich 
"Trabantenimpulse" zu erzeugen? Anzahl und Breite müßten empirisch 
ermittelt werden.

Ansonsten die 10 nF "einpflegen". Irgendwo muß man einen Kompromiss 
machen.

von Raimund R. (corvuscorax)


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Noch einmal, wenn's auch schwer zu verstehen ist:

- Wenn 25µs lang nichts passiert, d.h. keine Strom messbar ist ist alles 
OK, denn dies ist die tOFF der Chopping-PWM des Treibers. Dabei sind die 
unteren beiden MOSFETs 'ON' und bremsen den Motor ab und über den Shunt 
fließt kein Strom (Ishunt = 0A)! Das passt exakt mit den Oszi-Bild 
überein. Nur für die kurzen ca. 3µs werden die entsprechenden MOSFETs 
der Brückenzweige für Rechts- oder Linkslauf eingeschaltet. Sieht fast 
perfekt aus.
- Da I(CHOP) = (VVREF - VIO * AV) / (AV * R(SENSE)) ist, kann man jetzt 
deine Angaben mal einpflegen:
I(CHOP) = (0,75V - 0,005V * 19,8V/V) / (19,8V/V * 0,01R) = 3,288A

Macht an einem 10mOhm-Widerstand einen Spannungsabfall von 32,88mV.
Laut Oszi sind am Shunt aber ca. +56mV bzw. -34mV messbar. Dem kann man 
nun trauen oder nicht. Besser wäre es gewesen den gepufferten und um den 
Faktor 19,8 verstärkten Spannungswert vom R(SENSE) direkt am 'SO'-Pin 
des DRV8702 zu messen.
Wie auch immer. Von der ON-Zeit der MOSFETs zur (konstanten 25µs langen) 
OFF-Zeit wird gewechselt, wenn ein Strom von ca. 3,3A erreicht wird. 
Laut zweitem Oszi-Bild scheint das nach etwa 200ns der Fall zu sein.

Jetzt kann (fast) jeder selbst ausrechnen, welche Induktivität der 
DRV8702 als Last 'sehen' müsste. ;-)

Übrigens - es steht auch in Manual, das ohne Current-Chopping der 
R(SENSE) weggelassen werden kann und die Sources der Low-Side-FETs 
direkt an GND gehen sollten (Chapter 8.2.2.4).

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Danke Raimund, hab eben nachgemessen.
Geht in Break-Mode das Teil. So ist auch zu erklären, warum ein kleiner 
Widerstand in der Leitung zum Anfahren hilft, da nämlich dadurch die 
Selbstentladung des Motor-Cs reduziert wird und sich die Spannung am 
Motor so vermutlich "aufschaukeln" kann bis Ilim unterschritten wird. 
Bisher hat das vermutlich der Kabelbaum oder ein Steckverbinder 
übernommen. Das kommt davon, wenn man verschiedene Zulieferer hat und 
keinen, der die Zusammenarbeit der Teile koordiniert, geschweige denn 
überwacht. Jetzt müssen die Softwerker zeigen, was sie können - wenn 
aufgeblähte Libs nicht helfen, gibt's ja noch Assembler für den "kurzen 
Dienstweg".
Vielen Dank noch.

von Falk B. (falk)


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Siegfried H. schrieb:
> kann bis Ilim unterschritten wird.
> Bisher hat das vermutlich der Kabelbaum oder ein Steckverbinder
> übernommen. Das kommt davon, wenn man verschiedene Zulieferer hat und
> keinen, der die Zusammenarbeit der Teile koordiniert, geschweige denn
> überwacht.

Nö. Das kommt von einem schlechten Design, das auf parasitäre Effekte 
angewiesen ist. Erst recht, wenn man nicht weiß, daß es darauf 
angewiesen ist.

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Stimm ich zu: Minus x Minus = Plus und plötzlich wird ein Minus zum 
Plus....
Vermutlich haben wir aber noch aus "Erfahrung" einen Fehler eingebaut, 
den dieser TI-Chip ned mag. Diesen Fehler findet man fast in jeglicher 
Applikation anderer DC/BLDC-Treiber, darf aber hier laut Datenblatt 
nicht sein.
Dazu ein Motor, der im Einschaltmoment einen gnadenlosen Kurzschluss 
macht.
Wenn man nicht alles selbst entwickelt.... Wünsche ein schönes 
Wochenende.

von Raimund R. (corvuscorax)


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Siegfried H. schrieb:
> Stimm ich zu: Minus x Minus = Plus und plötzlich wird ein Minus zum
> Plus....
> Vermutlich haben wir aber noch aus "Erfahrung" einen Fehler eingebaut,
> den dieser TI-Chip ned mag. Diesen Fehler findet man fast in jeglicher
> Applikation anderer DC/BLDC-Treiber, darf aber hier laut Datenblatt
> nicht sein.
> Dazu ein Motor, der im Einschaltmoment einen gnadenlosen Kurzschluss
> macht.
Irgendwas in der Art wird es wohl sein, denn wenn von Siegfried die 
Messwerte richtig sein sollten und der DRV8702 tatsächlich diese Werte 
'sieht', dann dürfte die Induktivität des Motors nur ca. 0,73µH betragen 
(L = UL / (di/dt), mit UL=12V, di=3,3A und dt=200ns). Ich bezweifele 
doch stark, das der angeschlossene Motor lediglich etwa 727nH haben soll 
- wie klein wäre der wohl ...
Da noch keiner die Physik überlisten konnte, ist hier weiterhin etwas 
oberfaul. Der DRV8702 macht - meiner Meinung nach - jedenfalls genau 
sein Ding, passend zu den Oszibildern: Er ist ganz normal im 
Chopper-Mode (halt nur überwiegend am 'Bremsen' anstatt 'Gas' zu geben) 
und 'sieht' halt eine klitzekleine Motor-Induktivität, die er 
entsprechend seinen Parametern auch korrekt ansteuert.
Er detektiert auch keinen Kurzschluss (nirgends fließen 100A, d.h 1V 
über Pin VP nach Pin VN, die der DRV8702 detektieren könnte).
Was ich mir vorstellen könnte, sind allerdings Dinge, die direkt was mit 
dem DC-Motor zu tun haben könnten. Vermutlich ist es ein DC-Motor mit 
Kohlebürsten (aber auch dass wissen wir nicht), die möglicherweise von 
schlechter Qualität sein könnten und ein mehr oder weniger leitfähige 
Belag über die Kontakte machen und damit alle Rotorwicklungen parallel 
schalten und dadurch auch eine kleine Induktivität vorgaukeln.
Ich würde mir zumindest auch mal die Motoren vornehmen und ggf. die 
Kontakte vom Kohlenstaub befreien/reinigen.

> Wenn man nicht alles selbst entwickelt.... Wünsche ein schönes
> Wochenende.

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Hallo Raimund - news news news

Habe das Filter entfernt und alle Motoren die vorher nicht liefen, 
laufen jetzt auf Anhieb. Das Filter darf gar nicht sein laut Datenblatt, 
da dieser auf digitaler Ebene bereits implementiert ist - Blankzeit etc.
Die Motoren sind wirklich extrem "kostengünstig". Liegen diese länger 
rum, so misst man das 2...3 fache des Widerstandes aus dem Datenblatt 
oder teilweise auch weniger - Schleiferstaub?! Lässt man diese nur kurz 
anlaufen, ist der Wert innerhalb der Toleranzen - bring das aber mal den 
Bürokraten bei. Dazu sind die Teile inklusive dem Getriebe komplett 
vergossen. Die Kapazität dürfte allerdings das größte Problem beim 
Anlauf sein, ist aber Fakt und nicht zu umgehen. Da haben sich meine 
Vorgänger irgendwie selbst ins Knie geschossen bzw. nun mir.
Ich bin nun auf der Suche, warum die mittlerweile um die 3 Jahre 
(eventuell sogar 10 Jahre) funktionierende Lösung nun nicht mehr will. 
Es ist irgend ein anderes Detail, was mir in die Suppe spuckt.

von Falk B. (falk)


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Siegfried H. schrieb:
> Die Motoren sind wirklich extrem "kostengünstig". Liegen diese länger
> rum, so misst man das 2...3 fache des Widerstandes aus dem Datenblatt
> oder teilweise auch weniger - Schleiferstaub?!

Oxidierter Kommutator.

von Siegfried H. (Firma: IB Hoch) (hoch)


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Jepp, bringt aber die Leute - selbst technisch ambitionierte - 
durcheinander, die sich das nicht vorstellen können und gleich Meetings, 
Panik und sonstige Zeitverschwendungen etc.

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