Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spulenwiderstand zu hoch Relais


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von Timo N. (tnn85)


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Hab hier ein DPST Relais G7L-2A-P-CB-AC200/240 
https://www.mouser.de/datasheet/2/307/en_g7l-595183.pdf

Es hat 200-240VAC Spulenspannung.
Ein Arbeitskontakt hat die Lötstelle auf der Platine aufgeschmolzen und 
zu einem Defekt des Geräts geführt. Jetzt wollte ich es testen, ob es 
prinzipiell noch funktioniert.

Erst hab ich den Optotriac von der Ansteuerung aus seinem DIP-Sockel 
gezogen (so dass kein anderer Pfad verfügbar/kein weiter Widerstand 
parallel) und dann den Spulenwiderstand gemessen. Er war so bei 10MOhm.
Kurzer Blick ins Datenblatt: Er sollte bei 21kOhm sein.  Faktor 500 zu 
hoch.
Ok. Dachte defekt und löte es komplett raus.
Dann hab ich gedacht vielleicht war es ein Messfehler oder so und 
schließ die Spule ans Netz an. Es klackt, als würde es schalten.
Hm.

Nochmal Spulenwiderstand gemessen. Nun ist er bei ca. 1,5 MOhm. Aber 
damit immer noch um den Faktor 100 zu hoch.

Was kann der Grund sein?

von Wolfgang (Gast)


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Timo N. schrieb:
> Nochmal Spulenwiderstand gemessen. Nun ist er bei ca. 1,5 MOhm. Aber
> damit immer noch um den Faktor 100 zu hoch.
>
> Was kann der Grund sein?

Es wird wohl seinen Grund haben, dass im Datenblatt für die 
230VAC-Variante unter "Coil resistance" kein Wert angegeben ist.
Hast du möglicherweise versucht, den Spulenwiderstand mit Gleichspannung 
zu messen?

von H. H. (Gast)


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Sinnvoll wäre es, den Strom bei Nennspannung der Spule zu messen.

von Falk B. (falk)


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Timo N. schrieb:

> Ein Arbeitskontakt hat die Lötstelle auf der Platine aufgeschmolzen

Wie das? Wenn der SOOO heiß wird, daß die Lötstelle schmilzt, ist das 
Gehäuse längst abgebrannt!

> Erst hab ich den Optotriac von der Ansteuerung aus seinem DIP-Sockel
> gezogen (so dass kein anderer Pfad verfügbar/kein weiter Widerstand
> parallel) und dann den Spulenwiderstand gemessen. Er war so bei 10MOhm.
> Kurzer Blick ins Datenblatt: Er sollte bei 21kOhm sein.  Faktor 500 zu
> hoch.

Eben.

> Ok. Dachte defekt und löte es komplett raus.
> Dann hab ich gedacht vielleicht war es ein Messfehler oder so

Ganz sicher.

> und
> schließ die Spule ans Netz an. Es klackt, als würde es schalten.
> Hm.
>
> Nochmal Spulenwiderstand gemessen. Nun ist er bei ca. 1,5 MOhm. Aber
> damit immer noch um den Faktor 100 zu hoch.

Du misst Fahrkarten. Vermutlich oxidierte Anschlüsse.

von H. H. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Timo N. schrieb:
>
>> Ein Arbeitskontakt hat die Lötstelle auf der Platine aufgeschmolzen
>
> Wie das? Wenn der SOOO heiß wird, daß die Lötstelle schmilzt, ist das
> Gehäuse längst abgebrannt!

Zahllose defekte Heizungsrelais in Hausgeräten widersprechen dir.

von Timo N. (tnn85)


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Wolfgang schrieb:
> Es wird wohl seinen Grund haben, dass im Datenblatt für die
> 230VAC-Variante unter "Coil resistance" kein Wert angegeben ist.

Ok. Scheint zwei Datenblätter zu geben.
Hab das hier runtergeladen:
https://docs.rs-online.com/bd0c/0900766b80dbdc2b.pdf
Da steht 21000Ohm drin.

H. H. schrieb:
> Sinnvoll wäre es, den Strom bei Nennspannung der Spule zu messen.

10,2 mA. Passt auch zu den 21kOhm

Falk B. schrieb:
> Wie das? Wenn der SOOO heiß wird, daß die Lötstelle schmilzt, ist das
> Gehäuse längst abgebrannt!

Siehe Bild

Scheint dann mit dem Messverfahren der Multimeter zu tun zu haben wegen 
der Induktivität der Spule?
Mit dem Multimeter, mit dem ich die 10 MOhm gemessen habe, messe ich 
immer noch 10Moh. Mit dem LCR-Meter 1,5 Mohm

von H. H. (Gast)


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Timo N. schrieb:
>> Sinnvoll wäre es, den Strom bei Nennspannung der Spule zu messen.
>
> 10,2 mA. Passt auch zu den 21kOhm

Bei einer stark induktiven Last? Da hat wohl ein Amateur das Datenblatt 
geschrieben...

von H. H. (Gast)


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Timo N. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Wie das? Wenn der SOOO heiß wird, daß die Lötstelle schmilzt, ist das
>> Gehäuse längst abgebrannt!
>
> Siehe Bild

Dem Relais würde ich nicht mehr trauen, da ist wohl der 
Kontaktwiderstand jenseits von gut und böse.

von Timo N. (tnn85)


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H. H. schrieb:
> Dem Relais würde ich nicht mehr trauen, da ist wohl der
> Kontaktwiderstand jenseits von gut und böse.

Bin mit den Messpitzen (ziemlich neues Keysight U1272A, also was Gutes) 
ziemlich in die Flachsteckkontakte reingebohrt, um die Oxidschicht zu 
durchbrechen. 10MOhm

Zweites Uni-T 61E: 9 Mohm

LCR-Meter Deree DE-5000: DCR 180 kOhm

Auch wenn ich dann an dem Relais wackel oder die Krokoklemmen vom 
LCR-Meter umsetze. Es ändert nichts. Was ist da los?

von Timo N. (tnn85)


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H. H. schrieb:
> Kontaktwiderstand

Du meinst schon die Flachsteckkontakte der Spule für die PCB-Montage.
Die Arbeitskontakte (im Relais), um die geht es ja nicht.

von MaWin (Gast)


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Timo N. schrieb:
> Was kann der Grund sein?

Das Wechselstromrelais enthält einen Gleichrichter und dein Messgerät 
verwendet zur Widerstandsmessung keine ausreichende Spannung um über die 
Schwellspannung der Dioden zu kommen.

von Falk B. (falk)


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Timo N. schrieb:
> Scheint dann mit dem Messverfahren der Multimeter zu tun zu haben wegen
> der Induktivität der Spule?

Nö.

> Mit dem Multimeter, mit dem ich die 10 MOhm gemessen habe, messe ich
> immer noch 10Moh. Mit dem LCR-Meter 1,5 Mohm

Dann ist was kaputt oder es gibt eine Mikrounterbrechung.

von Falk B. (falk)


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Timo N. schrieb:
> Auch wenn ich dann an dem Relais wackel oder die Krokoklemmen vom
> LCR-Meter umsetze. Es ändert nichts. Was ist da los?

Da das Relais so oder so hinüber ist, kann man das Gehäuse vorsichtig 
öffnen. Dann siehst du mehr. Dann kann man auch innen an den 
Spulenkontakten messen.

von Falk B. (falk)


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H. H. schrieb:
>>> Ein Arbeitskontakt hat die Lötstelle auf der Platine aufgeschmolzen
>>
>> Wie das? Wenn der SOOO heiß wird, daß die Lötstelle schmilzt, ist das
>> Gehäuse längst abgebrannt!
>
> Zahllose defekte Heizungsrelais in Hausgeräten widersprechen dir.

Ok, da hab ich das wohl falsch verstanden. Ich dachte, die Verlustwärme 
des Relaiskontakts hätte das getan. Real ist das aber nicht passiert, 
viel mehr hat eine kalte Lötstelle die Platine an Relaisanschluß 
VERKOHLT! Da ist aber nix geschmolzen! Also eine unsachliche 
Beschreibung des Fehlers! Also eigentlich nicht eine Fehlinterpretation 
meinerseits.

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Dann ist was kaputt oder es gibt eine Mikrounterbrechung.

Kommentar MaWin 03.05.2022 20:20 nicht gelesen?
Datenblatt Seite 12 angeschaut?

(Der Erregerzweig ist nicht kaputt)

von Wolfgang (Gast)


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Timo N. schrieb:
> Ok. Scheint zwei Datenblätter zu geben.

Scheint so, ich hatte in das von dir ganz oben verlinkte bei Mouser 
geguckt.

Ob es an der Nichtlinearität des Gleichrichters liegt, ließe sich 
rausfinden, indem du es z.B. an 24V betreibst. Dann sollte etwa 1mA 
fließen.

von H. H. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> H. H. schrieb:
>>>> Ein Arbeitskontakt hat die Lötstelle auf der Platine aufgeschmolzen
>>>
>>> Wie das? Wenn der SOOO heiß wird, daß die Lötstelle schmilzt, ist das
>>> Gehäuse längst abgebrannt!
>>
>> Zahllose defekte Heizungsrelais in Hausgeräten widersprechen dir.
>
> Ok, da hab ich das wohl falsch verstanden. Ich dachte, die Verlustwärme
> des Relaiskontakts hätte das getan.

Genau das wird passiert sein.


> Real ist das aber nicht passiert,
> viel mehr hat eine kalte Lötstelle die Platine an Relaisanschluß
> VERKOHLT! Da ist aber nix geschmolzen! Also eine unsachliche
> Beschreibung des Fehlers! Also eigentlich nicht eine Fehlinterpretation
> meinerseits.

Der Pin wurde so heiß, dass das Zinn schmolz, was dann den optisch 
erkennbaren Schaden verursachte.

Das muss man dem Relais selbst aber gar nicht ansehen können.

von Timo N. (tnn85)


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Falk B. schrieb:
> Also eine unsachliche
> Beschreibung des Fehlers! Also eigentlich nicht eine Fehlinterpretation
> meinerseits.

Ich hab die Lötstelle mit dem Glasfaserstift schon gereinigt. Es hatte 
sich ein kleiner Löttropfen leicht seitlich gebildet, den ich entfernt 
habe. Also doch ja: Es hat die Lötstelle aufgeschmolzen.

Falk B. schrieb:
> Dann ist was kaputt oder es gibt eine Mikrounterbrechung.

Wäre auch meine Vermutung, aber ich habe durch Bewegung/Schütteln beim 
Messen versucht andere Werte zu bekommen...nichts. Der Wert bleibt 
konstant.

Wolfgang schrieb:
> Scheint so, ich hatte in das von dir ganz oben verlinkte bei Mouser
> geguckt.

Ja ich weiß, ist mir auch erst später aufgefallen.

MaWin schrieb:
> Das Wechselstromrelais enthält einen Gleichrichter und dein Messgerät
> verwendet zur Widerstandsmessung keine ausreichende Spannung um über die
> Schwellspannung der Dioden zu kommen.

Da muss was dran sein.
Mit Gleichspannung aus dem Labornetzteil auf 1mA eingeregelt messe ich 
22V über die Spulenkontakte. Passt wieder zu den 22kOhm.

Nur: Wenn ich Diodenmessung mache, messe ich 3V in beide Richtungen. Wie 
passt das zu einem Brückengleichrichter?


Zerstören möchte ich es ungern, wenn der Verdacht besteht, dass es gar 
nicht defekt ist.  Es kostet 20€.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Timo N. schrieb:
> Nur: Wenn ich Diodenmessung mache, messe ich 3V in beide Richtungen. Wie
> passt das zu einem Brückengleichrichter?

Miss den Prüfstrom: 2*Ud + Ip*Rsp.

von Timo N. (tnn85)


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H. H. schrieb:
> Timo N. schrieb:
>> Nur: Wenn ich Diodenmessung mache, messe ich 3V in beide Richtungen. Wie
>> passt das zu einem Brückengleichrichter?
>
> Miss den Prüfstrom: 2*Ud + Ip*Rsp.

Recht hast du: Prüfstrom ist 0,1mA.

Ud = [3,06V - (0,1mA * 21kOhm)]/2 = 0,48V würde für den kleinen Strom 
passen

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