"Das einzige Manko des Bausatzes ist in meinen Augen der unterdimensionierte Widerstand R12. Auch mir ist R12 im Lastbetrieb abgeraucht. Deshalb meine Empfehlung: beim Kauf gleich einen 5 Watt 270 Ohm Widerstand mitbestellen und anstelle von R12 einbauen"
Nun ist meine Frage: Ist es realistisch, obwohl ich R12 bereits einmal
getauscht habe und er direkt wieder abgeraucht ist - was vorher nicht
der Fall war, nochmal R12 durch einen mit mehr Watt (5W) zu ersetzen?
Oder sind bei der Überlastung evtl. noch andere Bauteile kaputt
gegangen, falls ja, welche am ehesten?
Ich würd mal sagen, mit C3 ist was faul. Oder Pot1, Pot3, Pot4 und Pot5
stehen auf Anschlag. Oder das Schaltbild stimmt nicht, oder die
Schaltung ist Müll.
just my 2ct
Ich denke der LM723 hat sich in Verbindung mit den Leistungstransistore
verabschiedet.
Messen der Leistungstransistoren. Messen auf Durchgang von +Ub-Eingang
zum R12.
Also die Potis sind alle noch intakt: POT3 = 10K, POT1 = 500R, POT2 =
500R.
Um die Transistoren (T1/2 = BD 249C Bipolartransistor, NPN, 100V, 25A,
125W, SOT-93) messen zu können muss ich die noch auslöten, beim IC hilft
wahrscheinlich nur tauschen.
Christian M. schrieb:> Nun ist meine Frage: Ist es realistisch, obwohl ich R12 bereits einmal> getauscht habe und er direkt wieder abgeraucht ist - was vorher nicht> der Fall war, nochmal R12 durch einen mit mehr Watt (5W) zu ersetzen?
Nein. Im Normalbetrieb liegen da nicht mehr als 1V an, also nur paar mW.
Wenn der durchbrennt, dann ist was anderes kaputt. Höchstwahrscheinlich
initial einer/beide BD249 haben Kurzschluß, und wenn dabei die Poties
ziemlich auf 0Ohm-Anschlag waren, dann bekommt der R12 volle Spannung
ab, was vom Trafo eben geliefert werden kann. Und wenn am R12 mehr als
8,5V angekommen sind, dann stehen die auch am Inv-Eingang des LM723 an,
was dem dann auch gleich das Leben aushaucht.
Also T1, T2, IC1, R12 gleichzeitig tauschen, vielleicht auch T3. Die
Poties könnten natürlich auch einen gewissen Brandschaden am
Schleiferpunkt abbekommen haben, aber die lassen sich ja vorm Austausch
auch einfach messen ...
Christian M. schrieb:> ich habe ein selbstgebautes Labornetzteil durch Überlast außer Gefecht> gesetzt.
Na ja, die bekannte Schwachstelle an dem Gerät ist der maximal erlaubte
Strom je nach Spannung (siehe Bedienungsanleitung), da darf man nicht zu
hoch drehen, wenn die Ausgangsspannung niedrig ist.
Und es gibt dagegen keinen Schutz, es nützt nicht mal was bei hoher
Spannung nicht mehr als den erlaubten Strom einzustellen, denn wird der
Strom erreicht, regelt das Teil die Spannung runter, und man ist im
verbotenen Bereich. Kein Thermosensor schaltet ab wenn der zu kleine
Kühlkörper zu heiss wird.
Und das alles, weil man sich die Trafoumschaltung per Relais gespart
hat, es sollte ja alles möglichst billig sein.
Aber selbst wenn man alles richtig macht, kann R2 platzen: denn bei
bestimmten Betriebszuständen schwingt das Netzteil, dabei wird alles zu
heiss.
Kurz gesagt: die Schaltung ist Müll, untauglich für ein kommerzielles
Labornetzteil.
Willst du einen Bimetallthermoschalter für 75 GradC an den
vergrössterten Kühlkörper schrauben, rüstest du ein Relais nach um bei
niedriger Ausgangsspannung zumindest die Trafospannung zu halbieren,
bleibt immer noch das unbefriedigende Regelverhalten. Aus 4u7 am Ausgang
könnte man schon mal 47uF machen, C3, C4, C6, C7 entfernen, C1
verdoppeln, tja, und C2 ist der relevante, auch hier kann der doppelte
Wert nötig sein, je nach dem wie man R5 anpasst eventuell auf 110 Ohm.
Oder gleich eine bessere Schaltung, die auch den Strom genauer regelt.
Jens G. schrieb:> Christian M. schrieb:>> Nun ist meine Frage: Ist es realistisch, obwohl ich R12 bereits einmal>> getauscht habe und er direkt wieder abgeraucht ist - was vorher nicht>> der Fall war, nochmal R12 durch einen mit mehr Watt (5W) zu ersetzen?
Es ist realistisch, die Schaltung, genauer dem LM zu messen. Der wird
nen schluss haben.
Dazu musst Du keine Bauteile unnütz auslöten, um geschossenne Bauteile
zu finden. In anderen Konstellationen mag das unabdingbar sein, aber
nicht hier.
Christian M. schrieb:> ich habe ein selbstgebautes Labornetzteil...> Das hier ist der Bausatz:
Das ist doch die bekannte Dilettanten-Schaltung, die den 723 außerhalb
des erlaubten Eingangsspannungsbereichs betreibt, und die deswegen gar
nicht richtig funktionieren kann.
Genau diese Schaltung und das R12-Problem ist hier:
Beitrag "LM723 Regelbares Netzteil von 0-30V/0-3A"
schon mal besprochen worden und auch eine funktionierende Alternative
hab ich dort gezeigt.
ArnoR schrieb:> Das ist doch die bekannte Dilettanten-Schaltung, die den 723 außerhalb> des erlaubten Eingangsspannungsbereichs betreibt, und die deswegen gar> nicht richtig funktionieren kann.
ACK!
Ich hab T1, T2 und T3 ausgelötet und getestet.
T1 und T2 sind beides NPN Transistoren (BD 249C).
T3 ist ein PNP Transistor (BD 140 STM).
T2 ist durchgebrannt, der hat von C>B 0.8V und E>B 0.77V Flussspannung,
wo er eigentlich sperren müsste. T1 hingegen ist noch intakt, weil er
von C/E>B sperrt und von B>C/E mit 0.55V durchlässt. T3 müsste auch noch
intakt sein, der lässt bei 0.72V von C/E>B durch, da PNP.
Christian M. schrieb:> T3 müsste auch noch> intakt sein, der lässt bei 0.72V von C/E>B durch, da PNP.
Alle Leistungstransistoren und den (vermutlich ) mit zerschossenen LM
tauschen.
ArnoR schrieb:> Das ist doch die bekannte Dilettanten-Schaltung, die den 723 außerhalb> des erlaubten Eingangsspannungsbereichs betreibt, und die deswegen gar> nicht richtig funktionieren kann.
Nicht wirklich.
Das magische Datenblatt von Ti sagt:
* Input Voltage 40V Max
* Output Voltage Adjustable from 2V to 37V
Und auch andere Schaltungen mit dem LM723 ähneln dieser.
WC-Freak schrieb:> ArnoR schrieb:>> Das ist doch die bekannte Dilettanten-Schaltung, die den 723 außerhalb>> des erlaubten Eingangsspannungsbereichs betreibt, und die deswegen gar>> nicht richtig funktionieren kann.>> Nicht wirklich.
Doch, genau das!
> Das magische Datenblatt von Ti sagt:> * Input Voltage 40V Max> * Output Voltage Adjustable from 2V to 37V
Datenblatt lesen lernen!
> Und auch andere Schaltungen mit dem LM723 ähneln dieser.
Ähneln? Ah, sie verwenden auch einen 723...
Naja, allerdings zugegeben, ist die angegebene Eingangsspannung mit 32V
AC arg an der Kante. Dies ergibt dann 43,71V DC an Pin 12. Im orig.
Datasheet ist dort ein Widerstand mit Z-Diode, die dann auf 32 V
begrenzt.
WC-Freak schrieb:> Naja, allerdings zugegeben, ist die angegebene Eingangsspannung mit 32V> AC arg an der Kante.
Um die geht es dabei gar nicht, sondern um die Eingangsspannung des
Fehlerverstärkers!
Diese Schaltung wird noch gerne verwendet in Verbindung mit einem
uebriggebliebenen Steckernetzteil von Notebooks mit meist 17 bis 19V
direkt eingespeist. Da ist man weit genug weg vom Spannungsmaximum des
IC.
Ich habe nun mal bei mir nachgeschaut. wir haben damals, in der Lehre
ebenfalls ein Netzteil gebaut. Auch eben mit dem LM723. Auch den Trafo
haben wir selbst dimensioniert, und dsnn gewickelt in der
Motorenwerkstatt.
Dieses Netzteil habe ich bis heute im Einsatz. Mit all seinen damaligen
Bauteilen. Einzig ein 2N3055 ging glaub ich mal kaputt. Gleichen
ersetzt. Seit Jahren keine Probleme.
Original Schaltplan ist auch da. Aber schwer zu lesen, da alt und
ausgebleicht. Einzig, die Strombegrenzung wurde hier nicht reingebaut.
Er liefert seine 3 Amp, egal was passiert.
Christian M. schrieb:> ich habe ein selbstgebautes Labornetzteil durch Überlast außer Gefecht> gesetzt.
Wetten, du hast einen Akku geladen und das NT abgeschaltet.
michael_ schrieb:> Wetten, du hast einen Akku geladen und das NT abgeschaltet.
Nein, ich hab mit dem NT einen Auto-Audioverstärker für Boxen betrieben,
bis zur etwas "basslastigen" Musik - ab dort wurde das Hörerlebnis zu
einem Geruchserlebnis ¯\_(ツ)_/¯
Christian M. schrieb:> zur etwas "basslastigen" Musik - ab dort
Auch ein Klassiker um etwas Elektronik ins Jenseits zu befoerdern.
Zur Entlastung koenntest Du eine Gluehlampe vorschalten. Das verteilt
dann die Verlustleistung. Oder Du verwendest etwas mit Schaltwandler.
Dieter schrieb:> Christian M. schrieb:>> zur etwas "basslastigen" Musik - ab dort>> Auch ein Klassiker um etwas Elektronik ins Jenseits zu befoerdern.
Blödsinn, das betrifft nur Plundertronik.
Mein Labornetzgerät liefert 5 Ampere bei bis zu 42 Volt und raucht nicht
ab, wenn bei kleiner Spannung der volle Strom gezogen wird. Könnte daran
liegen, dass ich beim Aufbau nachgedacht und getestet habe.
PC-Freak schrieb:> Ich habe nun mal bei mir nachgeschaut. wir haben damals, in der Lehre> ebenfalls ein Netzteil gebaut. Auch eben mit dem LM723.
BTW:
Hi,
nicht nur Müll, das Teil. Hat sogar Einzug gehalten in damals
hochpreisige Geräte:
Zum Beispiel die Kapazitätsdiodenspannungsstabilisierung im Receiver
geht über einen LM723.
Und läuft klaglos.
Dazu, wo jetzt konkrete Schaltungsdesignkorrekturen vorgenommen werden
müssen
für den vom TO angegebenen Anwendungszweck, haben andere schon was
gesagt.
PC-Freak schrieb:> Einzig, die Strombegrenzung wurde hier nicht reingebaut.
ciao
gustav
Ergebnis der Reparaturaktion zur einleitenden Fragestellung:
- Getauscht wurden T1, T2, T3, IC1 und R12 - T2 war auf jeden Fall
kaputt, der Rest wurde zur Sicherheit getauscht.
- R12 wurde durch einen Drahtwiderstand, axial, 5 W, 270 Ohm, 10%
ersetzt.
Jetzt funktioniert das Netzteil wieder wie zuvor. Ich werde versuchen es
nicht mehr zu überlasten 😅
Christian M. schrieb:> ¯\_(ツ)_/¯
tsu geile ASCII kunst, kopiert!
Nur die lustigen Backen sind dicker wie Zahnweh bei Vollmond.
ツ ist mein Favorit obwohl ich den ironischen schneller tippe ;)
mit dem da stimmt etwas nicht:
㋡
auf der Holzkegelbahn mit DLachschaden.
hier gibts eine von sehr vielen Seiten ;)
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MaWin schrieb:> Kurz gesagt: die Schaltung ist Müll, untauglich für ein kommerzielles> Labornetzteil.
Naja als Labornetzteil vielleicht nicht, sie werden aber auch nicht als
Labornetzteil beworben, wir haben hier noch 6 von ursprünglich 10
Produktionsautomaten stehen (Sondermaschinenbau) und im Schaltschrank
befinden sich jeweils 2 solcher Netzteile, die laufen schon seit 20
Jahren ohne Probleme. Hier ist bisher kein einziges ausgefallen, auch
nicht bei den schon verschrotteten Automaten, dafür sind einige tolle
„Industriekomponenten“ (teilweise mehrfach) schon ausgefallen (Industrie
PCs, Siemens Simatic S5, Motorsteuerungen von Yaskawa, Linearantriebe,
Inspektionskameras und viele Pneumatikkomponenten)