Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Tipps für Experimentier Aufbauten?


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von Bernd (Gast)


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Hallo,

ist zwar jetzt nur auf den Aufbau bezogen und nicht nur eine direkte 
technische Frage, aber hätte jemand Tipps für mich wie man Experimentier 
Aufbauten handhabt, da diese ja, bevor sie verlötet werden, alle immer 
in einem eher fragilen Zustand sind?

So oft wie etwas schon nicht funktioniert hat, weil eben ein Kabel zu 
locker war am Breadboard, ein Bauteil kaputt wurde wegen falschen 
Kontakt, oder man plötzlich mehrere Verbindungen gleichzeitig aus dem 
breadboard gerissen hat, weil man mit der Zange irgendwo ankam.

Als Tipps die mir geholfen haben waren,
gleich mal alle Füßchen eines Chips mit Tixo abkleben (Falls man aus 
Versehen direkt mit 5V Kabel ankommt),
oder  + und - verschieden lang abschneiden, dass sie keinen Kurzschluss 
verursachen.

Mich würde vor allem interessieren, ob ihr eine Möglichkeit kennt Kabel 
und deren zugehörige Steckplätze schnell zu beschriften, damit sie beim 
Versehentlichen entfernen schnell wieder zugeordnet werden können.

In der Firma verwenden wir dafür in der Netzwerktechnik Kabelbinder mit 
Fähnchen, aber die sind zu dick für Breadboard Kabel.

von Andre G. (andgst01)


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Bernd schrieb:
> Füßchen eines Chips mit Tixo abkleben

NEIN!
Du hast dann immer Klebereste an den "Füßen" und das führt zu schlechten 
Kontakten.
Und die Klebereste bleiben dann auch an den Federn des Breadboards 
hängen.

von Nautilus (Gast)


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Auf gute Qualität des Breadboard achten,

Ordnung halten,

Änderungen nur bei abgeschalteter Spannung vornehmen

Bei größeren Projekten das gute alte Holzbrett mit Lötösen verwenden, 
für Schaltkreise nimmt man kleine Leiterplatten, die die  IC-Sockel mit 
Lötösen verbinden. Allerdings muss der Lötkolben für jede Änderung 
angeheizt werden.

von Walter Tarpan (Gast) (Gast)


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Bernd schrieb:
> Mich würde vor allem interessieren, ob ihr eine Möglichkeit kennt Kabel
> und deren zugehörige Steckplätze schnell zu beschriften, damit sie beim
> Versehentlichen entfernen schnell wieder zugeordnet werden können.

Bunte Kabel nutzen, Fotos machen.

von Einer (Gast)


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Bernd schrieb:
> aber hätte jemand Tipps für mich wie man Experimentier
> Aufbauten handhabt,

Ach, Steckbrett klingt in der Theorie toll. Aber in der Praxis sucht man 
mehr Fehler wegen dem Steckbrett, als dass man sich mit der Schaltung 
beschäftigt.

Alternativen sind z.B. doppelseitiges Lochraster. Da einfach alles von 
oben drauf löten und "so tun", als ob das ein Steckbrett wäre. Also mit 
isolierten Drähten arbeiten aber eben anlöten. Nicht versuchen solche 
"Zinnbahnen" zu ziehen. Das kostet nur Zeit, Nerven und ist unnötig 
kompliziert.

Eine weiter Alternative für empfindliche Schaltungen sind einseitige, 
kupferkaschierte Platinen auf der man isolierte Lötpunkte in Form von 
Platinchen mit 0,5mm Stärke drauf klebt. Man hat überall eine solide 
Massefläche und kann damit wirklich auch kritische Sachen bauen, z.b. 
viele Bits bei AD-Wandlern oder HF-Kram.

Für SMD eben Adapterplatinchen verwenden usw.

Das sieht zwar alles recht wild aus, aber es funktioniert halt 
zuverlässig. Keine Wackelkontakte und keine hohen Übergangswiderstände. 
Wichtig dabei, nicht zu eng bauen. Wenn es später klein und kompakt 
werden soll, muss man eh eine Platine machen.

von Werner H. (werner45)


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Viele bunte Kabeladern kann man gewinnen, wenn man ein altes 
Druckerkabel (Parallelschnittstelle) abmantelt. Dünn, schön flexibel und 
lötbar.

von Andre (Gast)


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Einer schrieb:
> löten

Sehe ich auch so. Erscheint erstmal verschwenderisch, aber es lohnt 
sich.
Inzwischen gibt es Lochraster mit Leiterbahnen wie im Steckbrett, da 
muss man sich nicht umgewöhnen.

von Ein Kommentar (Gast)


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Heutzutage haben wir doch eh nur mehr 3 chinesische Module auf dem 
Breadboard stecken. Und wenn die Kabel zwischen Display und MC immer 
wieder Wackelkontakte haben, kaufen wir halt eine MC Platine mit 
Display.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Bernd schrieb:
> Mich würde vor allem interessieren, ob ihr eine Möglichkeit kennt Kabel
> und deren zugehörige Steckplätze schnell zu beschriften, damit sie beim
> Versehentlichen entfernen schnell wieder zugeordnet werden können.

Kabelfarben wurden ja schon genannt. Ansonsten mag ich den Gedanken, auf 
ICs Aufkleber mit der Pinbelegung zu kleben, das macht auch vieles schon 
einmal einfacher.


Ich bin tatsächlich mittlerweile von "fliegenden Aufbauten" fast 
gänzlich weg. Höchstens schnell mal was digitales zusammenstecken, um zu 
schauen, ob es grundsätzlich funktionert. Der Aufbau ist aber meist 
klein (Controller -> max. 2 Peripherie-Bausteine) und überdauert nur ein 
paar Stunden.

Ich bin dazu übergegangen, gleich eine Platine zu entwerfen und bei JLC 
zu bestellen. Auch hierbei kann man beim Layout viele Testpunkte, 
zusötzliche Anschlüsse, viele Lötbrücken/0R vorsehen, damit man flexibel 
noch einmal etwas ändern oder nachmessen kann. Dann gibt es eine 2. 
Iteration, die dann hoffentlich dem finalen Projekt (+ vielleicht 1 oder 
2 Drahtbrücken) entspricht.

FÜr mich hat das den Vorteil, dass ich durch den Schaltplan gleich 
meinen Aufbau dokumentiert habe und ich auch mechanische Aspekte 
(Gehäuse) in der ersten Iteration mit testen kann. Ein Nachteil ist 
definitiv die Lieferzeit, die man sich aber mit Bauteile bestellen und 
anderen Dingen vertreiben kann. Und eine Platine zu löten ist ein 
bisschen endgültiger. Aber ICs und teure/selten Bauteile sind 
entsprechend gesockelt.

Und mir ist bewusst, dass das Breadboard immer noch seinen Sinn hat und 
dass meine Methode weder das Steckbrett ersetzt noch eine Option für 
jeden ist.

von Purzel H. (hacky)


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Mach kann sich einiges an Arbeit ersparen, wenn man den Schaltplan 
entsprechend macht. Meine Bauteile entsprechen den Footprints.
Es gibt Leute, die zeichnen bei den Bauteilen die Eingaenge links, die 
Ausgaenge rechts die Speisungen unten und oben. Wenn man die Bauteile 
hingegen wie die Footprints zeichnet, weiss man gleich wo was ist.

von Stefan F. (Gast)


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Mir ist aufgefallen, dass Steckbretter erheblich weniger Wackelkontakte 
an verzinnten Litzen haben, als an den üblichen Dupont Kablen.

Leider sind verzinnte Litzen in der Handhabung aber fummeliger und man 
muss die Enden öfter mal erneuern.

Letztendlich benutze ich doch lieber Dupont Kabel - bin ein fauler Kerl.

Aber für Protoypen, die irgendwo sinnvoll eingesetzt werden, kommt für 
mich nur Löten in Frage. Meistens auf Lochraster-Platinen, mit 
Kupfer-Lack-Draht für alle Verbindungen die nur gering belastet werden.

Ich konserviere meine Platinen vor der Auslieferung immer mit "Pastik 
Spray 70" von Kontakt Chemie.

von Andrew T. (marsufant)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ich konserviere meine Platinen vor der Auslieferung immer mit "Pastik
> Spray 70" von Kontakt Chemie.

Plastik 70 bitte.
 -

Aber die PCB bitte vorher GRÜNDLICHST mit Isopropanol reinigen!

von Chris (Gast)


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Ich habe festgestellt, dass fertig konfektionierte Kabel fürs Breadboard 
manchmal wirklich eine unterirdische Qualität haben! Ist wirklich 
ärgerlich nach solchen Fehlern zu suchen! Ich nehme inzwischen lieber 
normalen starren Schaltdraht mit 0,6mm Durchmesser. Mit mehreren Farben 
und passend abgewinkelt sieht das sogar ordentlich aus und man zieht nix 
"versehentlich" raus.

Wird die Schaltung komplizierter, probiere ich nur Teile auf dem 
Breadboard und baue dann komplett auf Streifen-Lochraster mit 
Drahtbrücken auf der Oberseite. Das ist genauso zuverlässig und haltbar 
wie eine geätzte Platine, nur nicht so kompakt und hat schlechte 
HF-Eigenschaften.

von Maxe (Gast)


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Bernd schrieb:
> Tipps für mich wie man Experimentier
> Aufbauten handhabt, da diese ja, bevor sie verlötet werden, alle immer
> in einem eher fragilen Zustand sind?

Hat nur indirekt damit zu tun, aber ich bin dazu übergegangen, nach dem 
Verlöten von Mikrocontrollern die Kontakte erstmal mit dem 
Durchgangsprüfer durchzupiepsen und auf Anschluss und Isolation zum 
Nachbarpin zu testen. Wenn ich auf dem Steckbrett in eine Situation 
komm, wo ein Hardwareproblem vorliegen könnte, tue ich auch zuerst das.
Also öfter mal nachmessen, bevor man an die "richtige" Fehlersuche geht.

Ich denke aber, wenn man die Frage schon stellt, ist man schon sensibel 
genug für das Problem.

von Stefan F. (Gast)


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Andrew T. schrieb:
> Plastik 70

Ja, nicht Pastik.

von Peter D. (peda)


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Ich bin mit Breadboards noch nie klargekommen. Ich löte immer alles auf 
Rasterplatinen.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Für alles was HF-gerecht sein soll: Grundplatte 1,6mm FR4 mit Cu als 
durchgehende Massefläche. Aus dünnem FR4-Cu-Material (0,5mm) Lötinseln 
aufkleben und die dann als Lötstützpunkte. Sieht nicht schön aus, läßt 
sich aber HF-gerecht aufbauen. ICs kopfüber platzieren. Manhattan-Style.

Streifen-Lochrasterplatine bis Europakartenformat für Prototypen, die 
dann auch gerne als 'finale Provisorien' Bestand haben. Läßt sich auch 
gut in Gehäuse montieren.

Breadboard um mal schnell etwas zu testen und messen. Da nerven aber die 
häufigen Wackelkontakte und die hohen Übergangswiderstände.

Und dann benutze ich gelegentlich auch Lötleisten. Z.B  bei 
Röhrenverstärkern wobei man die Kontakte der Röhrenfassung auch als 
Lötstützpunkte verwendet. Hat bei Radios o.ä. bin Anfang der 60er gut 
funktioniert. Gestattet flexiblen Aufbau, und man kommt überall an die 
Kontakte (für Messungen).

Wackelkontakte nerven sowieso, deswegen so stabil wie möglich aufbauen, 
aber so, daß noch Änderungen möglich sind.

: Bearbeitet durch User
von Alois (Gast)


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Einer, Mohandes H. und andere (?) hatte die Methode ja schon 
beschrieben. Aber ein Bild sagt oft mehr als tausend Wort - drum hänge 
ich einen Aufbau von Altmeister Jim Williams mal mit an.

Jim hatte sich gerne die beschriebenen "Lötinseln" (Stückchen FR4) 
gespart und ist statt dessen in die 3. Dimension ausgewichen. 
Kapazitätsärmer gehts fast nimmer.

(Bild entnommen aus 
https://computerhistory.org/blog/an-analog-life-remembering-jim-williams/ 
- gleich im 1. Foto erkennt man noch weitere 'Exponate')

von Andre G. (andgst01)


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Alois schrieb:
> und ist statt dessen in die 3. Dimension ausgewichen.

Fliegende Verdrahtung eben ...

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