Hallo zusammen, ich experimentiere an einem Colpitts-Oszillator (Common Collector) mit "großer" Luftspule als eine Art induktiver Sensor. Die Schwingfrequenz der Simulation und die gemessene liegen bei ca. 190kHz. In der Simulation funktioniert alles nach Plan. Bei meinem Aufbau hingegen ist das Ausgangssignal sehr klein. Die nachgemessenen Arbeitspunkte sind identisch mit denen in der Simulation. Die genaue Induktivität der Spule habe ich nicht nachgemessen, sie sollte aber annähernd im Bereich 17uH sein. Als Spannungsversorgung verwende ich ein Labornetzteil. Hat jemand hier eine Idee wo das Problem liegen könnte?
:
Bearbeitet durch User
Steffen B. schrieb: > Hat jemand hier eine Idee wo das Problem liegen könnte? 1. Unter 1mA Kollektorstrom ist für den BC337 sehr wenig, da geht die Stromverstärkung schon arg herunter. Ein BC547 wäre deutlich besser. 2. Der Basisspannungsteiler kommt mir arg niederohmig vor. 3. Die drei Kondensatoren sind hoffentlich kein X7R?! Das geht arg auf die Güte und die Temperaturstabilität. Wickelkondensatoren (oder Keramk-Vielschicht C0G) wären passend. 4. Die Dimensionierung C1 = C2 ist nicht optimal; ich habe aber vergessen, welcher größer und welcher kleiner sein sollte. HTH
Steffen B. schrieb: > Hat jemand hier eine Idee wo das Problem liegen könnte? Im miserablen Verhältnis von L und C. Die Scheinwiderstände bei Resonanz bewegen sich im Bereich weniger Ohm. 200 kHz ist "Langwelle" im Rundfunkbereich. Da benutzt(e) man einen Drehko von 500 pF, vielleicht nochmal so viel parallel, alles in allem einige wenige nF – und eine entsprechend größere Spule.
Jörg W. schrieb: > Steffen B. schrieb: >> Hat jemand hier eine Idee wo das Problem liegen könnte? > > Im miserablen Verhältnis von L und C. > > Die Scheinwiderstände bei Resonanz bewegen sich im Bereich > weniger Ohm. Ahh! Du hast Recht. Der Transistor muss also niederohmiger werden, nicht hochohmiger. Also: R3 runter (470 Ohm...220 Ohm), Basisspannungsteiler anpassen. Ach so: M.E. sollte C3 auch deutlich kleiner sein als C1 und C2. Kleineres C entspricht größerem Scheinwiderstand, und die meiste Schwingkreisspannung sollte über C3 abfallen und nicht parallel zum Transistor. Also mal C3=68nF, C1=C2=220nF probieren.
Hallo, Ich würde R2 und R1 als Poti 220 k zum Ausprobieren einsetzen, am besten mit Widerstand 10k in Reihe, dann C1 und C2 unbedingt als Folienkondensator MKT, FKP oder sogar Styroflex falls verfügbar verwenden. Dies sind die Schwingkreiskondendatoren, die im Prinzip eine "Anzapfung" haben für die Mitkopplung. Die von Dir eingesetzten Keramikkondensatoren glänzen durch ihre hohe Dämpfung. Zudem ist ein BC547 wohl besser geeignet. Das Verhältnis aus C1 und C2 bestimmt das Maß an Mitkopplung zusammen mit dem Emitterwiderstand. Einen der Kondensatoren kann man zu Optimierungszwecken variieren. Dann sollte da wenigstens 500 mV Amplitude heraus kommen. Und an der Betriebsspannung sehe ich keinen Abblockkondensator. Mfg
:
Bearbeitet durch User
Zusätzlich zu dem oben Gesagten: Den Basisspannungsteiler würde ich eher umgekehrt dimensionieren: R2 = 150k, R1 = 47k. Dann einen Kollektorwiderstand von 4k7. Den Emitterwiderstand viel kleiner, etwa 470 und als Poti um den optimalen AP zu finden.
Das Signal ist auch ziemlich verrauscht. Und mehr als Faktor 10 gegenüber der Simulation ist auch nicht erklärbar.
C1 + C2 sind viel zu gross und L1 viel zu klein. So ist das LC-Verhaeltnis sehr schlecht, kein Wunder das der kaum schwingt. Wie Joerg schon sagte im unteren nF Bereich sollten die liegen und die Spule mit wesentlich mehr Windungen. C3 ist egal, der dient eh nur der DC-Trennung.
Mohandes H. schrieb: > Und mehr als Faktor 10 > gegenüber der Simulation ist auch nicht erklärbar. Neben dem oben schon erwähnten miserablen L/C-Verhältnis (XL<22 Ohm) hat die Spule in der Simulation eine unendliche Güte. In der Realität dürfte die bestenfalls so um 100 liegen (Rverl ~ 0.2 Ohm).
Vielen Dank für die ganzen Tipps! Das Problem lag hauptsächlich, wie ihr bereits erwähnt hattet, an dem LC-Verhältnis. Ich habe zusätzlich die Kerkos durch Folie ersetzt (mangels Auswahl an verschiedenen Folienkondensatoren liegt die Schwingfrequenz jetzt bei 400kHz...). Einzig die Anmerkungen zum Kollektorstrom und R3 habe ich noch nicht so ganz nachvollziehen können: Die Stromverstärkung nimmt laut meiner Erinnerung und dem Datenblatt mit steigendem Kollektorstrom ab und nicht andersrum? R3 dient der Arbeitspunkteinstellung und im Kleinsignal-Bereich dominiert C2 das Verhalten. Warum sollte R3 dann verringert werden - damit verschenke ich doch auch Outputswing?
Interessante Diskussion! Ich bin nämlich auch schon ein paar mal "auf die Nase gefallen", wenn ich eine simulierte Schaltung aufgebaut habe und dann Simulation und Messung verglichen habe. Mich würden zwei Punkte speziell interessieren: 1) Die originale LC-Dimensionierung des TO mag suboptimal sein, aber warum ist das nicht bereits aus der Simulation ersichtlich? Wegen der als (nahezu) ideal angenommenen Spule? (LTSpice setzt den ESR auf 1 mOhm, wenn nichts angegeben wird.) Wegen eines zu einfachen Modells zur Simulation des Transistors? ...? 2) Wozu dient der Kollektor-Widerstand (R4)? Für mich würde der Sinn ergeben zusammen mit einem Entkopplungskondensator, aber alleine ...? Gruss Analog-Bastler
Steffen B. schrieb: > Einzig die Anmerkungen zum Kollektorstrom und R3 habe > ich noch nicht so ganz nachvollziehen können: > Die Stromverstärkung nimmt laut meiner Erinnerung und > dem Datenblatt mit steigendem Kollektorstrom ab und > nicht andersrum? Welcher Hersteller? Die BC337-Datenblätter von OnSemi und Fairchild stimmen darin überein, dass die Verstärkung bis I_c = 100mA allmählich anwächst und oberhalb 100mA recht rapide abfällt. Einzig NXP/Philips behauptet, dass die Stromverstärkung zwischen I_c = 100µA und I_c = 100mA praktisch konstant ist, aber das scheint mir nicht so recht glaubwürdig. In allen drei Datenblättern wird hfe bei I_c = 100mA angegeben; man kann unterstellen, dass das ungefähr das Optimum ist. Das passt auch zu einem Transistor mit Ic_max = 800mA. Viele Bipolartransistoren haben ein (recht breites) Verstärkungsmaximum bei einem bestimmten optimalen Kollektorstrom; unterhalb und oberhalb wird der Transistor schlechter. > R3 dient der Arbeitspunkteinstellung Jein: Die Emitterspannung ist ca. 0.7V niedriger als die Basisspannung -- und die wird vom Basisteiler diktiert (-- zumindest weitgehend). R3 bestimmt lediglich den Kollektor- Strom , der bei dieser Spannung fließt. > Warum sollte R3 dann verringert werden - damit > verschenke ich doch auch Outputswing? Wieso sollte? Das ist ein Spannungsfolger; der Emitter macht genau das, was die Basis vorgibt. Die Frage ist nur, wieviel STROM durch den Transistor fließt, und ein Transistor, der 800mA schalten kann, arbeitet in der Regel bei 1mA Kollektorstrom nicht optimal.
Wenn ich das richtig verstehe, läßt sich auch ein stark bedämpfter Schwingkreis mit kleinem XC und XL verwenden, wenn die Mitkopplung auch niedrige Impedanz hat und die Kreisverstärkung >1 ist. Was ich meine beispielhaft im Bild. Oder ist das ein holzweg?
>Warum sollte R3 dann verringert werden - damit verschenke ich doch auch >Outputswing? Nimmst Du wie zu Anfang den Emitter als Ausgang? Der "swing" von 3,5 Volt ist doch schon ganz gut oder? mfG
Analog-Bastler schrieb: > 1) Die originale LC-Dimensionierung des TO mag > suboptimal sein, aber warum ist das nicht bereits > aus der Simulation ersichtlich? Hehe! Gute Frage -- nächste Frage :) > Wegen der als (nahezu) ideal angenommenen Spule? Ich mag es selbst kaum glauben, aber: Ja, wahrscheinlich. Die verhältnismäßig lange Einschwingzeit spricht auch dafür. > Wegen eines zu einfachen Modells zur Simulation des > Transistors? ...? Glaube ich nicht. Bei unter 1MHz Schwingfrequenz spielen weder fT noch diverse parasitäre Kapazitäten eine so große Rolle. Wegen des abseitigen L/C-Verhältnisses ist aber der Transistor stark fehlangepasst an den Schwingkreis, d.h. der Verstärkungsüberschuss ist gering. Wenn die Kreisgüte hoch ist, baut sich im Laufe der Zeit trotzdem eine große Amplitude auf -- ist die Kreisgüte aber mau, kann das nicht passieren, weil die Verluste zu hoch sind. > 2) Wozu dient der Kollektor-Widerstand (R4)? Der ist m.E. nutzlos :)
Helge schrieb: > Wenn ich das richtig verstehe, läßt sich auch ein stark > bedämpfter Schwingkreis mit kleinem XC und XL verwenden, Moment, stopp: "Niedriges L/C-Verhältnis" bedeutet nicht zwingend auch "niedrige Kreisgüte". Eine Kreisgüte von geschätzt 100 ist schonmal nicht katastrophal. > wenn die Mitkopplung auch niedrige Impedanz hat und die > Kreisverstärkung >1 ist. Naja, genau das war ja meine ursprüngliche Idee: Wenn der Schwingkreis sehr niederohmig ist, muss auch der Ausgangswiderstand der Transistorstufe gering sein, damit die Fehlanpassung nicht zu schlimm wird und genug Energie rückkoppelt. Deine Simulation zeigt ja, dass das wohl funktioniert. > Was ich meine beispielhaft im Bild. Oder ist das ein > holzweg? M.E. nicht (obwohl es sicher bessere Methoden gibt).
Es soll ja um erkennung von Objekten gehen. Da kommt der gedanke starke Dämpfung her.
von Egon D. schrieb: >4. Die Dimensionierung C1 = C2 ist nicht optimal; ich habe > aber vergessen, welcher größer und welcher kleiner sein > sollte. Ich mache C1, 5 bis 6 mal größer als C2, hat sich bei mir bewährt. C1 bestimm die Rückkopplung, je größer C1 um so kleiner ist die Rückkopplung. Und C2, 5 bis 10 mal größer als C3 machen. Je größer C2 ist, um so besser wird die Schwingkreisgüte. Aber wenn er zu groß ist setzen die Schwingungen irgendwann aus. Wenn am Emitter die HF-Spannung so etwa 1/5 bis 1/3 der Betriebsspannung ist, ist die Dimensionierung optimal. Wenn man eine schöne saubere Sinusform haben möchte, dann am besten induktiv auskoppeln. Eine Windung um die Spule reicht meistens aus. Vortelhaft ist, noch eine Pufferstufe nachzuschalten, dann wird die Frequenz Rückwirkungsfrei von der Last.
Und noch was, die Kollektor-Emitterspannung, also den Arbeitspunkt stelle ich (erstmal ohne Schwingkreis) auf etwa 1/4 bis 1/3 der Betriebsspannung ein. R3 mit 4,7 kOhm ist ziemlich groß, damit bekommt mann nicht besonders viel Leistung in den Schwingkreis hinein.
Ich habe mal eine Testschaltung praktisch aufgebaut und getestet. Mit folgender Dimensionierung: C1 = 470nF C2 = 100nF C3 = 10nF R1 = 15 kOhm R2 = 10 kOhm R3 = 220 Ohm Q1 = SD335 Ringluftspule = 50 Windungen 7,3 cm Durchmesser Drahtdurchmesser 0,5mm Betriebsspannung = 9V HF-Spannung am Emitter gemessen = 2V HF-Spannung an der Spule gemessen = 10V Frequenz gemessen = 89,9 kHz
Egon D. schrieb: >> 2) Wozu dient der Kollektor-Widerstand (R4)? > > Der ist m.E. nutzlos :) R4 hilft harmonische zu unterdrücken. Ohne R4 hat das Ausgangssignal eine kleine Delle in der Spitze. Wie das konkret funktioniert habe ich noch nicht ganz verstanden. Egon D. schrieb: > In allen drei Datenblättern wird hfe bei I_c = 100mA > angegeben; man kann unterstellen, dass das ungefähr das > Optimum ist. Das passt auch zu einem Transistor mit > Ic_max = 800mA. > > Viele Bipolartransistoren haben ein (recht breites) > Verstärkungsmaximum bei einem bestimmten optimalen > Kollektorstrom; unterhalb und oberhalb wird der > Transistor schlechter. Ich habe das NXP Datenblatt herangezogen (S.6): https://www.mouser.de/datasheet/2/302/nxp_bc817_bc817w_bc337-1188861.pdf Der Tietze Schenk gibt dir aber recht, dass
ein Maximum für einen bestimmten Kollektorstrom hat (siehe Anhang). Christian S. schrieb: > Nimmst Du wie zu Anfang den Emitter als Ausgang? > Der "swing" von 3,5 Volt ist doch schon ganz gut oder? Ja, der Emitter ist wieder der Ausgang. Der aktuelle Swing ist für mich mehr als ausreichend. Günter Lenz schrieb: > Ich mache C1, 5 bis 6 mal größer als C2,... Danke für die Info's - das macht die Dimensionierung beim nächsten mal deutlich einfacher!
Steffen B. schrieb: > Ohne R4 hat das Ausgangssignal eine kleine Delle in der Spitze. Wie diese 'Beule' bei ca 90% auf der ansteigenden Flanke entsteht (und bei der fallenden fehlt) würde mich auch interessieren.
Steffen B. schrieb: >> Transistor schlechter. > > Ich habe das NXP Datenblatt herangezogen (S.6): Und wäre es dann auch einer von denen? > https://www.mouser.de/datasheet/2/302/nxp_bc817_bc817w_bc337-1188861.pdf > > Der Tietze Schenk gibt dir aber recht, dass
ein > Maximum für einen bestimmten Kollektorstrom hat (siehe Anhang). >
Mohandes H. schrieb: > Wie diese 'Beule' bei ca 90% auf der ansteigenden Flanke entsteht (und > bei der fallenden fehlt) würde mich auch interessieren. Ich habe hier: https://axotron.se/blog/2015/01/ folgende Aussage dazu gefunden: "The addition of R4 helps to make the output more sinusoidal as it provides negative feedback at high frequencies via the miller capacitance between the collector and base of Q1"
:
Bearbeitet durch User
Zunächt einmal: die Schwingamplitude ist durch die Begrenzerwirkung der Bauelemente bestimmt, wenn die Schaltung erstmal schwingfähig ist. In der obigen Schaltung ist es entweder Ube, das die Spannung an C1 begrenzt. Ein Ändern des Verhältnisses C1/C2 müsste also die Amplitude erhöhen. Die andre Begrenzung ist der Kollektorstrom des Transistors. Wenn der Ts nur 10 mW liefern kann, entsteht bei starken Kreisverlusten auch nur die den 10mW entstehende Spannung. Zweite Maßnahme wäre also, den Strom im Transistor zu erhöhen. Mit Re von 4,7k und 5V Betriebsspannunug dürfte der Kollektorstrom kaum 1mA erreichen.
:
Bearbeitet durch User
Beitrag #6841896 wurde vom Autor gelöscht.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.