Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Symasym hohe Ausgangsspannung


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von Ron L. (ron_l)


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Auf dem rechten Kanal meines Symasym-Verstärkers habe ich seit kurzem 
die volle Versorgungsspannung am Ausgang OUT gegenüber Masse GND von -36 
Volt.

In einem Forum habe ich mal gelesen, dass in so einem Fall die 
Endtransistoren und womöglich auch die dazugehörigen Treibertransistoren 
defekt sein könnten. Ist die Spannung am Ausgang positiv gegenüber 
Masse, dann soll der NPN (MJL 3281A) defekt sein. Ist die Spannung am 
Ausgang negativ gegenüber Masse, dann soll der PNP (MJL 1302A) deffekt 
sein. Die entsprechenden Treibertransistoren NPN (MJE 15030) oder PNP 
(MJE 15031) sind unter Umständen ebenfalls defekt.

Die Frage ist, was sind die Sollspannungen an diesen Transistoren 
(Kollektor, Basis, Emitter), um festzustellen, welche davon wirklich 
defekt sind? Wie prüft man das, ohne die Transistoren vorher auszulöten?

Platinen und Teile exakt wie unter: 
https://www.audiopcb.de/boards/symasym-classic/

von MaWin (Gast)


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Ron L. schrieb:
> welche davon wirklich defekt sind? Wie prüft man das, ohne die
> Transistoren vorher auszulöten?

UBE sollte in Betrieb um 0.7V liegen, UCE niemals bei 0V.

Es könnte auch eine Leitungsunterbrechung Ursache für den Fehler sein.

Da du 2 Kanäle hast, und 1 noch funktioniert, kannst du 
Vergleichsmessungen machen.

Aber im Endeffekt kommst du um ausloten nicht herum  du musst ja defekte 
Teile auch tauschen.

Und zwar ALLE Defekte, sonst nimmt es die Neuteile gleich wieder mit.

Sollte man nicht Verstärkergrundlagen verstehen, wenn man so einen 
Verstärker aufbaut ? Man muss ja auch messen ob er nicht schwingt, ob 
der Ruhestrom zu gringem Klirrfaktor fuhrt, ob die Verdrahtung nicht zum 
Brummen führt.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ron L. schrieb:
> um festzustellen, welche davon wirklich
> defekt sind? Wie prüft man das, ohne die Transistoren vorher auszulöten?

Ich wuerde sagen: Garnicht. Bei defekten Endstufen wuerd' ich niemals 
nur die Transistoren, die eindeutig hinueber sind, austauschen, sondern 
einfach alle.
Das macht insgesamt weniger Arbeit.
Klingt komisch, ist aber so.

Gruss
WK

von Ron L. (ron_l)


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Nun habe ich den defekten linken Kanal neu gelötet und wie ich meine 
besonders sorgfältig vorgegangen. Am Anfang war alles gut. Der Kanal 
lieferte ein sauberes Signal. Nach ca. 30 Minuten bekam ich allerdings 
den gleichen Fehler. Wieder eine negative Spannung am Ausgang von -32,8 
Volt.

Ich habe die Spannungen an den Power-Transistoren verglichen:

Kanal Links funktionsfähig
Spannung zwischen OUT und GND = 0V

BD139 (NPN)
VCE = 2,3 V
VBC = 1,7 V
VBE = 0,6 V

MJE 15030 (NPN)
VBC = 34,4 V
VCE = 35 V
VBE = 0,6 V

MJE 15031 (PNP)
VBC = 34,5 V
VCE = 35,1 V
VBE = 0,6 V

MJL 3281 (NPN)
VBC = 35,0 V
VCE = 35,6 V
VBE = 0,6 V

MJL 1302 (PNP)
VBC = 34,9 V
VCE = 35,5 V
VBE = 0,6 V




Kanal Rechts defekt
Spannung zwischen OUT und GND = -32,8 V

BD139 (NPN)
VCE = 1,58 V
VBC = 1,17 V
VBE = 0,41 V

MJE 15030 (NPN)
VBC = 67,9 V
VCE = 68,5 V
VBE = 0,6 V

MJE 15031 (PNP)
VBC = 3,3 V
VCE = 2,7 V
VBE = 0,02 V

MJL 3281 (NPN)
VBC = 68,4 V
VCE = 68,7 V
VBE = 0,38 V

MJL 1302 (PNP)
VBC = 3,3 V
VCE = 3,3 V
VBE = 0,02 V

Zudem ist aufgefallen, dass die Transistoren Q1, Q2, T4, T2 und der 
MJE15030 auf dem defekten Kanal in wenigen Minuten ziemlich heiß werden.

Ich habe die Transistoren T2 und MJE15031 ausgelötet und mit einem 
Komponententester geprüft. Sie werden immer noch als funktionsfähige 
Transistoren erkannt.

Da ich auf zwei Platinen den gleichen Fehler habe, während die eine 
Platine gut läuft, vermute ich dass der Fehler auf den Platinen selbst 
zu suchen ist. Vielleicht habe ich einfach eine schlechte Serie 
erwischt.

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Na ja, bei Transistoren mit UBE anders als ca. 0.6V ist schon mal was 
falsch.
Vielleicht ist ein 2N5401 durchgebrannt.

von Ron L. (ron_l)


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Als Nächstes werde ich alle neun Kleinsignaltransistoren  (2N5551, 
2N5401, BC550) auf der defekten Platine ersetzen, weil ich da den 
Ursprung des Problems vermute. Mal schauen, ob es etwas bringt.

Seltsam ist jedoch, dass trotz der Tatsache, dass sich die Transistoren 
ohne Signal und Last recht schnell aufheizen, der Stromfluß an den 
beiden Sicherungen F1 und F2 nur ca. 80mV beträgt.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ron L. schrieb:
> der Stromfluß an den beiden Sicherungen F1 und F2 nur ca. 80mV beträgt.
???
Ströme werden in A angegeben. Wie hast du diese 80mV gemessen?

Ron L. schrieb:
> Ist die Spannung am Ausgang positiv gegenüber Masse, dann soll der NPN
> (MJL 3281A) defekt sein. Ist die Spannung am Ausgang negativ gegenüber
> Masse, dann soll der PNP (MJL 1302A) deffekt sein.
Oder sie werden so angesteuert, dass sie entsprechend durchschalten.

Also: mindestens 2 Pins ablöten und den Transistor durchmessen.
Dazu muss ein Messgerät mit Diodentest her, damit müssen dann wie üblich 
die Dioden BE und CE messbar sein. Wenn die da sind und funktionieren, 
dann schließt man das Messgerät richtig gepolt (beim NPN den Minuspol an 
E, beim PNP den Pluspol an E) an C und E an und misst im Idealfall "kein 
Durchgang". Danach verbindet die noch offene B über einen 1k-Widerstand 
(oder einen feuchten Finger) mit C. Dann sollte der Transistor zu leiten 
beginnen.

> Die entsprechenden Treibertransistoren NPN (MJE 15030) oder PNP
> (MJE 15031) sind unter Umständen ebenfalls defekt.
Nach der selben Methode durchmessen...

BTW: eine erste Messung würde ich am ausgeschalteten Gerät nur mit dem 
Durchgangsprüfer machen. Wenn da eine Siliziumschmelze war, dann hat der 
durchlegierte Transistor gern mal Durchgang zwischen irgendwelchen Pins. 
Und das kann man ja mit dem funktionierenden Kanal vergleichen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Ron L. schrieb:
> Zudem ist aufgefallen, dass die Transistoren Q1, Q2, T4, T2 und der
> MJE15030 auf dem defekten Kanal in wenigen Minuten ziemlich heiß werden.

Hast Du den Ruhestrom lt. Anleitung eingestellt und nach 2h überprüft?
Ist T1 auch gut mit dem Kühlkörper thermisch gekoppelt (Wärmeleitpaste).

Die Schaltung hat keinerlei Schutz gegen zu geringen Lastwiderstand oder 
Kurzschluß.

von Ron L. (ron_l)


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Die ganze Platine ist auf einem Kühlkörper montiert und die fünf 
Transistoren sind entsprechend festgeschraubt. Sie sind auch von dem 
Kühlkörper durch eine Silikonfolie isoliert. Es gibt keinen Durchgang 
zwischem den Kollektoren und dem Kühlkörper. An den anderen Pins gibt es 
auch keine Verbindung zum Kühlkörper.

Beim ersten Einschalten folgte ich der Prozedur aus der Aufbauanleitung. 
Zuerst wurden die Sicherungen gegen 10 Ohm Widerstände ersetzt. Danach 
die richtigen Sicherungen eingesetzt und der Ruhestrom zwischen MP1 und 
MP2 auf 24 mV eingestellt.

Der Eingang wurde kurzgeschlossen und am Ausgang gab es eine Spannung 
von ca. 0,04 Volt. Danach habe ich den Ausgang wieder geöffnet und an 
ein Oszilloskop angeschlossen. Ohne Signal gab es aber je 5 bis 10 
Sekunden eine Störung. Die Spannung am Ausgang ist um ca. 150 mV nach 
oben oder unten geschossen. Das konnte ich gut mit einem Single Trigger 
sichtbar machen, den ich auf -100 mV bis +100 mV eingestellt habe.

Danach habe ich ein Sinussignal 500 Hz, Ampl. 1 V, Offset 0V, Phase 0° 
an den Eingang angeschlossen. Dieses Signal wurde am Ausgang um den 
Faktor 20 verstärkt. Dei Störungen waren aber auch an der Sinuskurve 
sichtbar. Je 5 bis 10 Sekunden ein kurzer Ausschlag.

Nach ca. 30 Minuten Laufzeit gab es plötzlich ein lautes Brummen aus dem 
rechnen Lautsprecher. Das war der Zeitpunkt als die Spannung am Ausgang 
auf -32 Volt sprang. Das war es dann mit dem Kanal. Der Lautsprecher 
ging dabei glücklicherweise nicht kaputt.

: Bearbeitet durch User
von Ron L. (ron_l)


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Lothar M. schrieb:
> Ströme werden in A angegeben. Wie hast du diese 80mV gemessen?

Ich habe natürlich 80mA gemessen, allerdings 80mV geschrieben :-)

von MaWin (Gast)


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Ron L. schrieb:
> Der Lautsprecher ging dabei glücklicherweise nicht kaputt.

Du solltest als erstes also eine Lautsprecherschutzschaltung mit Relais 
aufbauen.

uPC1237, TA7317

https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.30

von Rainer V. (a_zip)


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Auch wenn hier quasi der optimale Fall ansteht, 1 defekter und 1 
funktionierender Kanal, so muß man doch immer ein gehöriges Wissen über 
Transistoren usw. haben.

Ron L. schrieb:
> Vielleicht habe ich einfach eine schlechte Serie
> erwischt.

Also wenn man die beiden Meßwertereihen vergleicht, so fällt doch auf, 
dass auf der defekten Seite die Transistoren durch sind. Trotzdem kann 
ich nicht nachvollziehen, wo die 68V herkommen. Da sollten doch auch ca. 
34V anliegen. Was also hat der TO wie womit genau gemessen?
MJE 15030 (NPN)
VBC = 67,9 V
VCE = 68,5 V
VBE = 0,6 V

MJL 3281 (NPN)
VBC = 68,4 V
VCE = 68,7 V
VBE = 0,38 V

Gruß Rainer

von Ron L. (ron_l)


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Rainer V. schrieb:
> Trotzdem kann
> ich nicht nachvollziehen, wo die 68V herkommen. Da sollten doch auch ca.
> 34V anliegen.

Ja, das frage ich mich auch. Als der Kanal noch funktionierte waren die 
Spannungen an den Transistoren auf dem rechten Kanal identisch mit den 
Spannungen auf dem linken Kanal. Jetzt nicht mehr.

von Roland F. (rhf)


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Hallo,
Ron L. schrieb:
> Als Nächstes werde ich alle neun Kleinsignaltransistoren  (2N5551,
> 2N5401, BC550) auf der defekten Platine ersetzen...

Kann man machen, aber vorher würde ich die Bauteile der defekte Platine 
mit den Bauteilen der funktionierenden Platine vergleichen. Vielleicht 
hast du auf der defekten Platine einen Bestückungsfehler, z.B. irgendwo 
einen falschen Widerstandswert verbaut, 2 Transistoren vertauscht oder 
so was in der Art.
Nicht immer sofort austauschen, erst mal gucken.

rhf.

von Rainer V. (a_zip)


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Ron L. schrieb:
> Jetzt nicht mehr.

Das wäre ja auch ein Wunder!! Aber im Ernst, du kannst auf der defekten 
Seite an diesen Transistoren erst mal keine 68V messen oder hast du 
irgendwo im Leistungsteil eine durchgeschmorte Masseleitung? Und du 
könntest auch erst mal die Leistungstransistoren ganz auslöten und 
sehen, was denn an den Treibern ankommt. Dann aber bitte keine 4Ohm Last 
dranlassen, sonder vielleicht 100Ohm und die Stufe moderat ansteuern. 
Das kannst du ja über die funktionierende Seite kontrollieren. Im 
Übrigen wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn du einen Oszillographen 
"auftreiben" könntest!
Gruß Rainer

von Ron L. (ron_l)


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Rainer V. schrieb:
> Im
> Übrigen wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn du einen Oszillographen
> "auftreiben" könntest!

Das was ich habe ist ein Oszilloskop, Rigol DS1074Z Plus.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Kennst Du bestimmt, auf seiner Website
http://www.lf-pro.net/mbittner/Sym5_Webpage/symasym5_3.html
ist auch ein Schaltplan 'Symasym5 biasing: (for debugging)' wo alle 
relevanten Spannungen und Ströme eingetragen sind.

von Ron L. (ron_l)


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Mohandes H. schrieb:
> http://www.lf-pro.net/mbittner/Sym5_Webpage/symasym5_3.html
> ist auch ein Schaltplan 'Symasym5 biasing: (for debugging)' wo alle
> relevanten Spannungen und Ströme eingetragen sind.

Ich sehe an dem Bild nur die Werte der jeweiligen Teile und die Ströme. 
Um die zu prüfen müsste ich die Leitungen auftrennen, um einen 
Multimeter dazwischen zu schalten. Spannungen sehe ich da noch keine, 
außer +-36V und 0V.

: Bearbeitet durch User
von Rainer V. (a_zip)


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Na ja, wenn du weißt, dass an x Ohm y mA fließen, dann weißt du doch, 
welche Spannung da sein sollte. Kommt ja erst mal nicht auf die 3 
Nachkommastellen an! Da mußt du halt etwas Mühe reinstecken und mit dem 
Oskar kannst du gute Vergleichsmessungen machen. Aber erst mal müssen 
die Arbeitspunkte einigermassen stimmen.
Gruß Rainer

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Ich würde die Treiber und die Endtransistoren erstmal weglassen und den 
Grund für die gemessenen Störungen zu finden. Hinter der VAS muß das 
Signal gut sehbar sein.

von MaWin (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, wo die 68V herkommen.

+/-34V. Er misst nicht gegenüber Masse, sondern zwischen den 
Transistoranschlüssen.

von uwe (Gast)


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MaWin schrieb:
> +/-34V. Er misst nicht gegenüber Masse, sondern zwischen den
> Transistoranschlüssen.

Aber dann doch bitte bei beiden Kanälen gleich messen

von MaWin (Gast)


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uwe schrieb:
> Aber dann doch bitte bei beiden Kanälen gleich messen

Tut er doch.

Es kommt halt nicht dasselbe raus

von Helge (Gast)


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Es gibt mehrere Fehlermöglichkeiten. So Ticks, Knacken könnte heißen, 
daß ein Widerstand schlecht ist. R26 zum Beispiel. Könnte aber auch 
heißen, daß bei den Leistungstransistoren Fakes dabei sind mit viel zu 
kleinen oder falschen Halbleiterchips drin.

von Rainer V. (a_zip)


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MaWin schrieb:
> Es kommt halt nicht dasselbe raus

Genau...entweder oder...

Michael X. schrieb:
> Hinter der VAS muß das
> Signal gut sehbar sein.

...und da es jetzt einen Oskar gibt, sollte der Fehler eigentlich rasch 
gefunden werden. Übrigens nicht vergessen...den Ausgang mit 500Ohm oder 
1K belasten, damit sich die Arbeitspunkte nicht verschieben. Als 
Audioquelle reicht irgendeine CD oder was du sonst auch immer über den 
Verstärker jagst :-)
Gruß Rainer

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

die Schaltung mit den drei Differenzverstärkern dürfte nicht besonders 
nachbausicher sein und deshalb das Ergebnis stark von den verwendeten 
Exemplaren abhängig sein. Siehe postulat:

"    Matching is simple, no complementary matching is required. 
Following pairs need matching: Q1<->Q2, Q3<->Q9, Q4<->Q12
    With good matching DC-offset is easily below 3mv. Matching 
outputdevices is optional, i didn't.




mfG

von Rainer V. (a_zip)


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Aber solange wir nicht wissen, ob der Fehler von den Diff-Verstärkern 
kommt, ist das "Matching" doch erst mal egal. Und dieses Matching wird 
natürlich für "beste" Audioeigenschaften empfohlen, kann man aber wegen 
der direkten Vergleichsmöglichkeit doch erst mal lassen. Bin eh sicher, 
dass man da keinen Unterschied hören wird!
Gruß Rainer

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Irgendwann baue ich das Ding mal auf, nur um zu untersuchen, wie es sich 
verhält, und wenn es nur eine temporäre Versuchsschaltung werden wird...

mfG

von Ron L. (ron_l)


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Auf der Suche nach dem Fehler habe ich mir erst mal die Stromversorgung 
vorgenommen. Ein Ringkerntrafo RTE200 mit 2 x 24 Vac, 200VA, auf der 
Sekundärseite seriell angeschlossen, speist 1 x 48 Vac in die Schaltung 
ein. Der Multimeter zeigt an den äußeren Kabeln rot und orange 51 Vac 
RMS. Das Oszilloskop zeigt 51 x Wurzel(2) = 72 Vpp. Die Sinuskurve ist 
unauffällig. Der Trafo scheint also OK zu sein.

Anschließend habe ich die Platine ausgebaut und mir die neun 
Kleinsignaltransistoren Q1, Q2, Q3, Q9, Q7, Q8, T2, T3, T4 vorgenommen. 
Mit einem Multimeter und der Diodentestfunktion habe ich die 
Verbindungen zwischen B > E, B > C, und umgekehrt zwischen E > B und C > 
B durchgemessen. Die Erwartung war, dass es einen Spannungsabfall von 
ca. 0,7 V in die Durchlassrichtung und eine Sperrung in die andere 
Richtung gibt.

Bei dieser Prüfung sind drei Transistoren aufgefallen, Q3, Q8 und T4.

Q3 (2N5551 NPN)
(E) (-) 0,64V (B)(+) 0,00V (C)(-)
(E) (+) OL (B)(-) 0,00V (C)(+)

Ein Blick auf den Schaltplan erklärt die Situation. Die Basis und 
Kollektor des Q3 sind kurzgeschlossen. Insofern sind die 0,00V zwischen 
Basis und Kollektor in beide Richtungen plausibel.


Q8 (BC550 NPN)
(C) (-) 0,64V (B)(+) 0,42V (E)(-)
(C) (+) 0,72V (B)(-) 0,42V (E)(+)

Ein Blick auf den Schaltplan erklärt auch diese Situation. Die Basis und 
der Emitter des Q8 sind über den Widerstand R11 (220 Ohm) miteinander 
verbunden. Darüber hinaus ist die Basis des Q8 mit dem Emitter des Q7 
und der Kollektor des Q8 mit der Basis des Q7 verbunden. Ein Nachbau 
dieser Teilschaltung mit den gleichen Komponenten auf einem Breadboard 
zeigte auch identische Werte. Die Messwerte sind also nachvollziehbar.


T4 (2N5401 PNP)
(E) (+) 0,66V (B)(-) 0,65V (C)(+)
(E) (-) 0,66V (B)(+) 0,65V (C)(-)

Bei diesem T4 kann ich nach dem Schaltplan nicht nachvollziehen, warum 
die Werte so sein sollten.  Der T4 ist wahrscheinlich defekt.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ron L. schrieb:
> speist 1 x 48 Vac in die Schaltung
> ein.

Nur ungluecklich formuliert oder "Mittelanzapfung" tatsaechlich nicht 
angeschlossen?

Gruss
WK

von Ron L. (ron_l)


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Dergute W. schrieb:
> Nur ungluecklich formuliert oder "Mittelanzapfung" tatsaechlich nicht
> angeschlossen?

Doch, der Trafo war immer richtig angeschlossen. Der Block RTE200/2x24 
hat vier Kabeln auf der Sekundärseite.

Sec1
  Rot
  Schwarz
Sec2
  Grau
  Orange

Auf der Platine sind vier Klemmen. Schwarz und Grau gehen zusammen auf 
GND. Rot und Orange auf die äußeren Klemmen.

Trafo: https://www.block.eu/de_DE/produktvariante/rte-2002x24/

: Bearbeitet durch User
von Onkel Hotte (Gast)


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Ron L. schrieb:
> Auf der Platine sind vier Klemmen. Schwarz und Grau gehen zusammen auf
> GND. Rot und Orange auf die äußeren Klemmen.

Dann ist das hier...

Ron L. schrieb:
> speist 1 x 48 Vac in die Schaltung ein

..entweder Unsinn oder es mangelt an Verständnis. Letzteres würde auch 
deine teils seltsamen Messungen erklären:

Ron L. schrieb:
> MJE 15030 (NPN)
> VBC = 67,9 V
> VCE = 68,5 V
> MJL 3281 (NPN)
> VBC = 68,4 V
> VCE = 68,7 V

von Rainer V. (a_zip)


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Onkel Hotte schrieb:
> ..entweder Unsinn oder es mangelt an Verständnis. Letzteres würde auch
> deine teils seltsamen Messungen erklären:

Auch wenn der Trafo bestimmt nicht das Problem ist...mess mal die 
Gleichspannung an den zwei Sicherungen gegen GND und schau zur Vorsicht 
mit dem Oskar nach, ob es da eine nennenswerte Wechselspannung zu sehen 
gibt. 1 zu 10-Tastkopf und Eingang auf AC stellen. Da sollte ein 
Rauschen unter 50mV sein...
Gruß Rainer

von Ron L. (ron_l)



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Die Spannung zwischen F1 und GND beträgt +36V DC.
Die Spannung zwischen F2 und GND beträgt -36V DC.

Das Vpp ist jedoch auf beiden Seiten unterschiedlich.
Vpp zwischen F1 und GND = 50mV.
Vpp zwischen F2 und GND = 160 mV.

von Ron L. (ron_l)



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Ich habe nochmal nachgemessen. Diesmal habe ich beide GND-Klemmen an den 
Tastköpfen an GND der Platine angeschlossen. Das Vpp ist jetzt etwas 
höher, aber auch ausgeglichener zwischen F1 - GND - F2.

von Rainer V. (a_zip)


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Ist also erst mal unverdächtig....hast du das auch bei der 
funktionierenden Platine gemacht? Nur so zum Vergleich. Und gleiche 
Bedingungen natürlich. Eingang offen...Ausgang offen... z.B.
Gruß Rainer

von Ron L. (ron_l)



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Nun habe ich wieder etwas Zeit gehabt mich mit dieser Schaltung zu 
beschäftigen. Zuerst habe ich die Treibertransistoren MJE15030, MJE15031 
und die Endtransistoren MJL3281A und MJL1302A ausgelötet, um zu schauen, 
was für ein Signal von der VAS an der Basis der Treibertransistoren 
ankommt.

DS1Z_QuickPrint39.png zeigt das Ergebnis ohne Eingangssignal.

DS1Z_QuickPrint40.png zeigt das Ergebnis mit einem Sinus-Signal am 
Eingang, Frequenz 1kHz, Amplitute 1V.

An der Basis der Treibertransistoren kommen in beiden Fällen 35,2V bis 
36,0V, bzw. 36.8V und 38.4V an. Das Sinus-Signal (Magenta) am Eingang 
verändert nichts dabei. Ich hätte erwartet, dass sich die beiden Linien 
(Gelb und Blau) in Sinus-Signale mit einer leichten Verstärkung 
umwandeln.

Alle Kleinsignaltransistoren wurden ausgelötet und geprüft. Sowohl die 
Prüfung mit der Diodenprüffunktion am Multimeter als auch der Check mit 
dem Komponententester haben bei den Transistoren keine Auffälligkeiten 
gezeigt.

Nichtsdestotrotz habe ich alle Kleinsignal-Transistoren Q1, Q2,  Q3, 
Q7,  Q8,  Q9, T2, T3, T4 ausgetauscht. Der BD139 wurde auch ausgelötet 
und geprüft. Die Treiber- und Endtransistoren wurden ebenfalls geprüft. 
Keine Messauffälligkeiten bei den einzelnen Transistoren.

Danach habe ich alles wieder zusammengelötet und den Ausgang noch mal 
geprüft.

Beim Offenen Ausgang gibt es immer noch eine Spannung von -36V. Ein 
Sinus-Signal am Eingang, Frequenz 1kHz, Amplitute 1V führt zu einem 
lustigen Bild am Ausgang, wie man an dem Bild DS1Z_QuickPrint45.png 
sehen kann. Herangezoomt sieht das Signal am Ausgang wie auf dem Bild 
DS1Z_QuickPrint46.png aus.

Kann sich jemand einem Reim darauf machen?

von Elliot (Gast)


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Ron L. schrieb:
> Kann sich jemand einem Reim darauf machen?

Das Bild zeigt die Überlagerung deines 1kHz-Sinus mit einem 3MHz-Signal, 
die Schaltung schwingt also.

von Ron L. (ron_l)


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Wenn die Transistoren im ausgebauten Zustand normale Werte anzeigen, 
dann werde ich wohl die Kondensatoren nacheinander austauschen müssen. 
Außer Transistoren, ELKOs, Glimmer- und Folienkondensatoren gibt es nur 
noch Widerstände in dieser Schaltung. Die Widerstände habe ich auch 
schon alle durchgemessen und die Werte stimmen.

: Bearbeitet durch User
von Onkel Hotte (Gast)


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Junge, das Dingens schwingt wie Hölle und du tauscht einfach blind & 
sinnlos Teile. Bitte hör auf, an Verstärkern zu basteln.

von Ron L. (ron_l)


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Onkel Hotte schrieb:
> Junge, das Dingens schwingt wie Hölle und du tauscht einfach blind
> &
> sinnlos Teile. Bitte hör auf, an Verstärkern zu basteln.

So schlimm ist es auch wieder nicht. Ich habe zwei Kanäle aufgebaut. Der 
eine Kanal funktioniert bis heute korrekt. Der andere nicht. Insofern 
habe ich zu 50% schon mal was richtig gemacht. Eine vorgefertigte 
Platine zu löten ist wie malen nach Zahlen.

Außerdem, wenn der zweite Kanal nicht zu reparieren ist, dann habe ich 
schon ein Ersatzmodul, auf Basis des TDA7293. Dieses Modul funktionierte 
im Testbetrieb einwandfrei. Das ist das tolle an den ICs. Wenn ein Modul 
nicht funktioniert, dann wird es einfach komplett ausgetauscht. Eine 
Reparaturwerkstatt macht meistens auch nichts anderes. Häufig bekommt 
man vom Händler ein komplett neues Gerät, wenn der Fehler in der 
Garantiezeit passiert. Insofern, alles easy :-)

: Bearbeitet durch User
von Rainer V. (a_zip)


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Ok, das Ding schwingt nicht schlecht. Und nachdem du jetzt alles 
zurückgebaut hast, kannst du doch wieder vom Eingang her aufbauen. Stück 
für stück und denke auch an die Vergleichsmessungen mit dem 
funktionierenden Teil! Leichter gehts doch kaum noch :-)
Rainer

von Rainer V. (a_zip)


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Ron L. schrieb:
> Eingang, Frequenz 1kHz, Amplitute 1V

...und nimm ruhig erst mal die Hälfte. Bei 1V steuerst du den Verstärker 
schon heftig aus...
Rainer

von Ron L. (ron_l)


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Beim Googeln nach der Phrase "SymAsym oszilliert" habe ich einen 
interessaten Artikel in der Zeitschrift Klang+Ton, Ausgabe 01/2007 
gefunden. Da beschreibt der Erfinder dieser Schaltung, Michael Bittner 
auf Seite 73 wie der Verstärker eigentlich funktioniert.

Da gibt es u.a. auch folgenden Satz: "Die Kondensatoren C3, C4, C7 und 
C14 sind für  die  Stabilisierung  der  Gegenkopplung verantwortlich, 
ohne sie würde der Verstärker oszillieren." Außerdem beschreibt er, wie 
man das Signal vom Eingang über die Verstärkungsstufen bis zum Ausgang 
verfolgen kann.

Den Fehler auf dem einen SymAsym-Kanal nachzuvollziehen wird 
wahrscheinlich ein etwas längerer Spaß. Insofern werde ich wohl zuerst 
das Ersatzmodul auf Basis des TDA7293 montieren. Da gibt es nicht 
allzuviel zu tun. Trafo anschließen, Eingangs- und Ausgangskabel 
anschließen und fertig ist die Kiste. Nur keine Kürzschlüsse einbauen 
und auf die Temperatur der ICs auf dem Kühlkörper achten. Wenn das 
funktioniert, dann komme ich auf das Thema SymAsym wieder zurück. 
Vorerst vielen Dank für die vielen Hinweise hier im Forum!

BTW: SymAsym ist die Abkürzung für Symetrisch-Asymetrisch :-)

von Onkel Hotte (Gast)


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Ron L. schrieb:
> Erfinder dieser Schaltung

Erfinder? LOL. Das Dingen ist seit jahrzehnten übliche Standardkost. 
Nicht besonders schlecht, aber eben auch nicht besonders gut. Viel Hype 
um nichts.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ron L. schrieb:
> Insofern werde ich wohl zuerst
> das Ersatzmodul auf Basis des TDA7293 montieren.
Wird zwar vielen hier nicht gefallen, aber ich kanns nachvollziehen.

Ron L. schrieb:
> BTW: SymAsym ist die Abkürzung für Symetrisch-Asymetrisch :-)
Balun als Name war halt schon weg...

Gruss
WK

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