Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Steckdose und Phase?


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von Dieter H. (kyblord)


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Hallo,

ich befasse mich gerade etwas näher mit Erdung und dem Schutzleiter.
Was würde denn passieren, wenn man einfach in die Steckdose reinfasst 
und Phase (L) berührt?

Ich meine:

1) Wenn man extrem gut isoliert steht, passiert nichts.
2) Wenn nicht ensteht ein Potentialunterschied/Spannung (wie groß hängt 
auch vom Bezugspotential ab. Also ist mein Bezug indirekt die Erde (z.B. 
ein geerdeter Heizkörper), schließt sich der Stromkreis. Es fällt auch 
eine Spannung am Heizkörper ab. Wenn die Spannung am Körper groß genug 
ist, fließt entsprechend ein Strom durch den Körper der zum Tod führt. 
(Näherungsweise kann man den Körper als Ohmschen Widerstand 
modellieren.)

Löst im 2) Fall eine Sicherung aus? Der FI kann ja nicht fliegen, weil 
über den Schutzleiter kein Fehlerstrom fließt. Also kann da nur die 16A 
Sicherung fliegen? Was vermutlich nicht passieren wird, denn durch den 
Körper fließen vermutlich ein paar mA. Das heißt man verkrampft und wird 
langsam gegrillt?


Bonusfrage: Was würde passieren wenn ich ein Bezugspotential hätte, das 
von der Erde galvanisch getrennt ist und ich es anfasse? Gibt es sowas 
überhaupt? Fließt dann auch ein Strom durch den Körper?

von Joachim B. (jar)


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Dieter H. schrieb:
> Löst im 2) Fall eine Sicherung aus? Der FI kann ja nicht fliegen, weil
> über den Schutzleiter kein Fehlerstrom fließt

du hast den FI neudeutsch RCD nicht verstanden, der stellt eine 
Differenz zwischen Phase und N fest und wenn der Strom über den Menschen 
zum Heizkörper fliesst statt regulär zurück über N (Neutral) dann soll 
er auslösen!

von Thomas R. (r3tr0)


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Der FI misst nicht den Fehlerstrom am PE/Schutzleiter.

Der FI(RCD) Misst den Strom der aus der Phase herausfließt und den Strom 
der in den Nullleiter hineinfließt.
Wenn hier ein Unterschied vorliegt (da du z.B. an L langst und Strom 
über die Erde fließt anstatt in den Nullleiter, so liegt eine Differenz 
vor), dann löst der RCD aus.

von Stefan F. (Gast)


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Dieter H. schrieb:
> Wenn man extrem gut isoliert steht, passiert nichts.

Doch. Denn deine Körperoberfläche bildet zusammen mit seiner Umgebung 
einen Kondensator. Der Strom, der zum Umladen dieses Konsensators fließt 
ist bereits schmerzhaft.

> Löst im 2) Fall eine Sicherung aus? Der FI kann ja nicht fliegen,
> weil über den Schutzleiter kein Fehlerstrom fließt.

Doch der löst aus, weil er anders funktioniert, als du denkst. Er 
vergleicht den Strom der rein und raus geht. Stimmt das nicht überein, 
dann schaltet er ab. Wenn dein Körper genug Strom woanders hin leitet 
als zurück in die Steckdose, dann löst er aus.

> Was würde passieren wenn ich ein Bezugspotential hätte, das
> von der Erde galvanisch getrennt ist und ich es anfasse?

Dann würdest du diese andere masse durch deinen Körper umladen. Die 
Oberfläche der anderen masse bildet zusammen mit der Oberfläche der Erde 
einen Kondensator.

> Fließt dann auch ein Strom durch den Körper?

Ja, und zwar so lange bis der FI auslöst. Denn es handelt sich um 
Wechselstrom. Bei Gleichstrom würde der Strom nur für einen kurzen 
Moment fließen, bis die Potentiale der beiden Massen ausgeglichen sind.

von rcd (Gast)


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schau dir mal das bild an

von Dieter H. (kyblord)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Dieter H. schrieb:
>> Wenn man extrem gut isoliert steht, passiert nichts.
>
> Doch. Denn deine Körperoberfläche bildet zusammen mit seiner Umgebung
> einen Kondensator. Der Strom, der zum Umladen dieses Konsensators fließt
> ist bereits schmerzhaft.

ah stimmt. Die Isolation ist praktisch das Dielektrikum des 
Kondensators, dass die "Platten" trennt.


>
>> Was würde passieren wenn ich ein Bezugspotential hätte, das
>> von der Erde galvanisch getrennt ist und ich es anfasse?
>
> Dann würdest du diese andere masse durch deinen Körper umladen. Die
> Oberfläche der anderen masse bildet zusammen mit der Oberfläche der Erde
> einen Kondensator.
>

Okay, aber angenommen es gäbe diesen Kondensator nicht (rein 
hypotetisch). Fließt dann noch Strom? Der Kreis ist ja dann nicht 
geschlossen?

von Stefan F. (Gast)


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Dieter H. schrieb:
> Okay, aber angenommen es gäbe diesen Kondensator nicht (rein
> hypotetisch). Fließt dann noch Strom? Der Kreis ist ja dann nicht
> geschlossen?

Du kannst ja mal in Gedanken eine Erbse (frei schwebend) auf -1000V 
aufladen und sie dann anfassen. Was passiert?

Auf der Oberfläche der Erbse befindet sich eine gewisse Anzahl 
Elektronen im Überschuss (weil du sie vorher geladen hast), die nun auf 
deinen Körper abfließen.

Wiederhole das nun mit einem Planeten anstelle der Erbse. Es werden mehr 
Elektronen sein, mit entsprechender Auswirkung.

Der Gedanke "es gäbe diesen Kondensator nicht" setzt eine Oberfläche von 
0 voraus. Dinge ohne Oberfläche kann man nicht berühren. Aber ja, ohne 
Oberfläche kein Kondensator, keine Verschiebung von Ladungen, kein 
Stromfluss.

von Dieter H. (kyblord)


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ah ja. jetzt bin ich um einiges schlauer^^ elektrotechnik ist doch was 
schönes :)

von Phasenschieber S. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Doch. Denn deine Körperoberfläche bildet zusammen mit seiner Umgebung
> einen Kondensator. Der Strom, der zum Umladen dieses Konsensators fließt
> ist bereits schmerzhaft.

Nö, isser nicht. So groß bist du als Kondensator nicht.

Mit gut isolierten Schuhen, oder du stehst auf einem Stuhl, oder Tisch, 
merkst du garnichts, darfst nur nichts anderes mehr anfassen.

von Stefan F. (Gast)


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Solche Sachen kann man mit einem selbst gebauten Elektroskop sichtbar 
machen.

von Einer (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Doch. Denn deine Körperoberfläche bildet zusammen mit seiner Umgebung
> einen Kondensator. Der Strom, der zum Umladen dieses Konsensators fließt
> ist bereits schmerzhaft.

Habe ich noch nie bemerkt.

von Stefan F. (Gast)


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Einer schrieb:
> Habe ich noch nie bemerkt.

Probiere es trotzdem bitte nicht aus.

von Joachim B. (jar)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Mit gut isolierten Schuhen

wenn sie so gut isolieren wie Luft in 50m bis 60m dann bist du so gut 
isoliert wie Vögel die auf der Hochspannungsleitung landen.

von Stefan F. (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> wenn sie so gut isolieren wie Luft in 50m bis 60m dann bist du so gut
> isoliert wie Vögel die auf der Hochspannungsleitung landen.

Ich frage mich immer, ob das denen nicht wenigstens ein bisschen in den 
Füßen kitzelt. Und ob sie das toll finden :-)

von Oliver S. (oliverso)


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Für die zählen nur die paar (d)m bis zu dem Draht mit der nächsten 
Phase, nicht der Abstand bis zum Boden. Reicht aber trotzdem.

Oliver

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Einer schrieb:
>
>> Habe ich noch nie bemerkt.
>
> Probiere es trotzdem bitte nicht aus.

Ich habe es mit neuen Pantoffeln mit Gummisohle auf Teppich ausprobiert. 
Man merkt nix. Die Kondensatorfläche ist zu klein. Gebrauchte Pantoffeln 
dürfen nicht verwendet werden, da sie sich schon mit salzhaltigem 
Schweiß vollgesogen haben! Die Kondensatorfläche wird größer, wenn man 
sich auf den Boden hinlegt und dabei in die Steckdose fasst (besser 
nicht nachmachen). Im Extremfall schaltet zum Glück der RCD ab.

😅

Der Kondensatoreffekt wird sichtbar, wenn man den gleichen Versuch mit 
den Gummipantoffeln und mit einem Zip-Schraubendreher durchführt:

Einmal mit beiden Füßen auf den Boden (Bild 1) und einmal auf 
Zehenspitzen und nur auf einem Bein stehend (Bild 2).

von Dieter H. (kyblord)


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ah funktioniert ein phasenprüfer nach dem prinzip kondensator?

von Joachim B. (jar)


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Dieter H. schrieb:
> ah funktioniert ein phasenprüfer nach dem prinzip kondensator?

ich denke dem ist es egal, Hauptsache der Mindeststrom der Glimmleuchte 
kann fliessen ob nun ohmsch oder kapazitiv ist der Glimmleuchte doch 
egal!

von Dieter H. (kyblord)


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Joachim B. schrieb:
> Dieter H. schrieb:
>> ah funktioniert ein phasenprüfer nach dem prinzip kondensator?
>
> ich denke dem ist es egal, Hauptsache der Mindeststrom der Glimmleuchte
> kann fliessen ob nun ohmsch oder kapazitiv ist der Glimmleuchte doch
> egal!

hmm ok. warum löst da jetzt eigentl nicht der FI aus?

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Dieter H. schrieb:
> warum löst da jetzt eigentl nicht der FI aus?

Beim Anfassen eines Phasenprüfers löst niemals der FI aus. Auch dann 
nicht, wenn ich mit nackten Füßen auf dem Fliesenboden stehe, weil der 
Strom einfach zu klein ist (etwa 1mA). Das ist deutlich unter der 
Auslöseschwelle von 30mA eines RCD.

von Peter D. (peda)


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Kleine Umladeströme kann man gut mit dem Handrücken fühlen (leichtes 
Vibrieren).
Z.B. wenn beim Renovieren die Kontakte der Schukodose übermalt wurden 
und so der PC nicht mehr geerdet ist. Man fühlt dann den Blindstrom 
durch die Entstörkondensatoren des Netzteils. Mit dem Multimeter kann 
man dabei bis zu 115V~ gegen Erde messen.

Als Kind hatte ich mal ein Allstromradio, wo der Lautstärkeknopf fehlte. 
Das hat auch immer leicht gekribbelt. Dann habe ich mal den Netzstecker 
umgedreht und das Kribbeln war weg.

von Ratedepp (Gast)


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Dieter H. schrieb:
> Was würde denn passieren, wenn man einfach in die Steckdose reinfasst
> und Phase (L) berührt?

Hab ich mit zwei Jahren erstmals erlebt. Strom beißt Finger. Katze aber 
beißt und kratzt noch schlimmer. Strom halb so wild.

Peter D. schrieb:
> mit dem Handrücken

Oder mit dem Fingerrücken, um z.B. die Phase an einem 230 ~ 
Lampenanschluß zu prüfen.

Draht aber nur einzeln berühren, sonst fliegst vom Stuhl.

Ob die Unfallversicherung da zahlt bleibt fraglich;)

von Der Da (Gast)


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Michael M. schrieb:
> Beim Anfassen eines Phasenprüfers löst niemals der FI aus.

Na ja. Wenn im Stromkreis schon soviel Fehlerstrom vorhanden ist, daß 
man "ganz knapp an der Auslöseschwelle" hängt, dann kann der 
Phasenprüfer schon reichen, daß der RCD auslöst.
Ist halt das berühmte Sandkorn, daß ein Schiff zum untergehen bringt.

von Ratedepp (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Als Kind hatte ich mal ein Allstromradio, wo der Lautstärkeknopf fehlte.

Mein Opa hatte sowas auch - Knopf war dran, aber die Madenschraube zu 
lang und sorgte bei Berührung für lustige Überraschungen.

Ein Vespennest im Briefkasten ist aber schlimmer.

von Ratedepp (Gast)


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Der Da schrieb:
> Ist halt das berühmte Sandkorn, daß ein Schiff zum untergehen bringt.

IMHO eher der da:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schiffsbohrwurm

Dass die Bohrwürmer auch vor den Schiffen der Flotte von Christoph 
Kolumbus nicht halt machten, kann man aus seinen Logbüchern entnehmen, 
wo er schildert, wie seine gesamte Schiffsflotte aus damals noch 
unbekannten Gründen mehr oder weniger unter den Füßen der Mannschaft 
auseinanderfiel.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Ihr seid doch alles Warmduscher, Schwiegermutterversteher und was weiß 
ich noch alles ;-)
In meiner Lehrzeit haben wir uns auf einen Tisch gesetzt, die 
Hochspannung eines Zeilentrafos am Uhrarmband befestigt, den Raum 
verdunkelt, den Fernseher eingeschaltet und uns photographiert, weil 
jedes einzelne Härchen blaue Funken sprühte, das sah irre aus. 🤣

von W.S. (Gast)


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Dieter H. schrieb:
> 1) Wenn man extrem gut isoliert steht, passiert nichts.

Probiere sowas lieber NICHT aus. Allenfalls indem du nen Phasenprüfstift 
dran hältst - aber NIEMALS den eigenen Finger!

W.S.

von Ratedepp (Gast)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Ihr seid doch alles Warmduscher, Schwiegermutterversteher und was weiß
> ich noch alles ;-)

Da sprach der Richtige der Phasen hin- und her schiebt - macht das 
wirklich solch einen Heidenspaß?

von Phasenschieber S. (Gast)


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Ratedepp schrieb:
> Da sprach der Richtige der Phasen hin- und her schiebt - macht das
> wirklich solch einen Heidenspaß?

Du hast dir intuitiv den richtigen Nick ausgesucht, Kompliment 🤣

von Colpitts Fan (Gast)


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Ratedepp schrieb:
> Phasenschieber S. schrieb:
>> Ihr seid doch alles Warmduscher, Schwiegermutterversteher und was weiß
>> ich noch alles ;-)
>
> Da sprach der Richtige der Phasen hin- und her schiebt - macht das
> wirklich solch einen Heidenspaß?

Was läßt Dich so sicher glauben, daß der Nick "Phasenschieber" einzig
so gemeint sein könne, daß er sich als solchen (der dies tut) sieht?

von Sebastian (Gast)


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Ratedepp schrieb:
> Hab ich mit zwei Jahren erstmals erlebt. Strom beißt Finger. Katze aber
> beißt und kratzt noch schlimmer. Strom halb so wild.

Nicht unterschätzen. Kratzer heilen, aber das Herz kann Dauerschäden 
davontragen. Wie man auch Gehirnerschütterungen lange unterschätzt hat.

LG, Sebastian

von Fehler (Gast)


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rcd schrieb:
> schau dir mal das bild an

Fällt der Rechenfehler noch unter Rundungsfehler?

von Ratedepp (Gast)


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Colpitts Fan schrieb:
> Was läßt Dich so sicher glauben, daß der Nick "Phasenschieber" einzig
> so gemeint sein könne, daß er sich als solchen (der dies tut) sieht?

Und was läßt Dich denn so sicher glauben, daß Deine Annahmen stimmen? 
Wie bereits schon geschehen kann er sich sehr wohl selbst bestens 
artikulieren und braucht keinen Hilfsanwalt.

von mIstA (Gast)


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Colpitts Fan schrieb:
> Was läßt Dich so sicher glauben, daß der Nick "Phasenschieber" einzig
> so gemeint sein könne, daß er sich als solchen (der dies tut) sieht?

Wahrscheinlich schließt er von sich auf andere. ;)

von Dennis (Gast)


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Wenn man das hier so liest hoffe ich, dass hier niemand mit Elektrik 
sein Geld verdient. Würde bei keinem von euch je wieder etwas machen 
lassen.

von mIstA (Gast)


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Fehler schrieb:
> rcd schrieb:
>> schau dir mal das bild an
>
> Fällt der Rechenfehler noch unter Rundungsfehler?

Das eine würde jedenfalls das andere ausschließen: falls es ein 
Rechenfehler war, dann bleibt es ein selbiger, sogar wenn seine 
Auswirkung so klein wäre, daß er in den Rundungsfehlern untergehen würde 
und er deshalb unbemerkt bliebe.

Aber möglicherweise ist es ja keines von beiden und die 2 mA wurden von 
der Batterie des Kunstherzens oder der Insulinpumpe der Versuchsperson 
beigesteuert. ;)

von Peter D. (peda)


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Ratedepp schrieb:
> Hab ich mit zwei Jahren erstmals erlebt. Strom beißt Finger.

Wir hatten damals keine Schukodosen (5mm Lochdurchmesser) in der 
Wohnung. In die normalen Steckdosen kam man mit den Fingern nicht rein. 
Die Abdeckung der Dose für den Kühlschrank mußte man etwas aufbohren. 
Schukodosen waren in der DDR nicht ohne Elektrikerausweis erhältlich.
Nur in den Neubauten wurden Schukodosen installiert und mit 2-adrigem 
Alukabel angeschlossen.

: Bearbeitet durch User
von Milo W. (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Ratedepp schrieb:
>> Hab ich mit zwei Jahren erstmals erlebt. Strom beißt Finger.
>
> Wir hatten damals keine Schukodosen (5mm Lochdurchmesser) in der
> Wohnung. In die normalen Steckdosen kam man mit den Fingern nicht rein.
> Die Abdeckung der Dose für den Kühlschrank mußte man etwas aufbohren.
> Schukodosen waren in der DDR nicht ohne Elektrikerausweis erhältlich.
> Nur in den Neubauten wurden Schukodosen installiert und mit 2-adrigem
> Alukabel angeschlossen.

DDR eben. Ein wunder, dass da nicht die halbe Bevölkerung durch 
zusammengeschusterte Elektrik verreckt ist.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Milo W. schrieb:
> DDR eben. Ein wunder, dass da nicht die halbe Bevölkerung durch
> zusammengeschusterte Elektrik verreckt ist.

Die halbe Bevölkerung?

Geh mal in andere Länder  Ich kenne das aus Indien, da hängen Drähte und 
Kabel völlig irre in der Luft. Das (scheinbar) völlige Chaos, aber es 
funktioniert. Abgesehen davon, daß mehrmals am Tag der Strom ausfällt - 
auch kein Problem, alle sind präpariert: Kerzen, Taschenlampen und 
Öllampen.

In den 80ern habe ich in Nordindien eine Telefonzentrale gesehen. Ein 
großer Raum, alles mit Relais. Vermutlich noch von den Engländern gebaut 
und mit viel Improvisationstalent und Liebe zu Technik am Leben 
erhalten.

Da fahren auch noch englische Vorkriegs-Lokomotiven herum. Gut gewartet, 
die Inder sind gute Mechaniker (und mathematische Talente).

von Peter D. (peda)


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Milo W. schrieb:
> DDR eben. Ein wunder, dass da nicht die halbe Bevölkerung durch
> zusammengeschusterte Elektrik verreckt ist.

Nö, das war kein Wunder. Die hatten eben nicht die heutige 
Vollkasko-Mentalität, sondern auch mal den Kopf benutzt. Man muß doch 
nicht überall anfassen.

Heutzutage würde man ein Allstromradio niemals mehr genehmigt kriegen.

von Karl B. (gustav)


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Joachim B. schrieb:
> du hast den FI neudeutsch RCD nicht verstanden,

Hi,
die Überlegung des TO ist garnicht mal so falsch.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fehlerspannungsschutzschalter
Ist nur aus der Mode gekommen.

Wie funktioniert ein IT-Netz?
https://de.wikipedia.org/wiki/IT-System_(Elektrotechnik)

ciao
gustav

von Elektrofan (Gast)


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> Heutzutage würde man ein Allstromradio niemals mehr genehmigt kriegen.

Ausser mit Bio-Siegel.     ;-)

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Peter D. schrieb:
> Heutzutage würde man ein Allstromradio niemals mehr genehmigt kriegen.

Die Philletta war ja so ein Allstromradio. Wie konnte die denn AC von DC 
unterscheiden? War da ein manueller Umschalter drin, oder ging die 
Umschaltung automatisch?

von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


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rcd schrieb:
> schau dir mal das bild an

Wo kommen da die 2mA her? ;-)

von Percy N. (vox_bovi)


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Peter D. schrieb:
> Heutzutage würde man ein Allstromradio niemals mehr genehmigt kriegen.

Von wem auch?

von Joachim B. (jar)


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Michael M. schrieb:
> Wie konnte die denn AC von DC
> unterscheiden?

http://www.marts-dampfradio.de/nostalgie/schaltung.htm

von Andrew T. (marsufant)


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Michael M. schrieb:
> War da ein manueller Umschalter drin, oder ging die
> Umschaltung automatisch?

Manuell durch Netz-Stecker umpolen:
"Beim Allstromempfänger wird die Anodenspannung direkt durch 
Einweggleichrichtung aus dem Netz gewonnen. "

von Milo W. (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Milo W. schrieb:
>> DDR eben. Ein wunder, dass da nicht die halbe Bevölkerung durch
>> zusammengeschusterte Elektrik verreckt ist.
>
> Nö, das war kein Wunder. Die hatten eben nicht die heutige
> Vollkasko-Mentalität, sondern auch mal den Kopf benutzt. Man muß doch
> nicht überall anfassen.
>
> Heutzutage würde man ein Allstromradio niemals mehr genehmigt kriegen.

Ist klar. Da steht ein gerät im Haus, das potentiell tödlich ist und 
jedem Gast soll man nun klar machen, wenn du das anfasst gehts dir 
schlecht. In der DDR haben vor allem Spinner und Dilletanten gelebt.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Andrew T. schrieb:
> Beim Allstromempfänger wird die Anodenspannung direkt durch
> Einweggleichrichtung aus dem Netz gewonnen. "

Ah, da war also kein Trafo drin, der für galvanische Trennung gesorgt 
hätte, sondern nur ein Gleichrichter mit Elko. Jetzt verstehe ich auch, 
warum ein Allstromgerät als gefährlich eingestuft wird.

von Udo S. (urschmitt)


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Michael M. schrieb:
> Ah, da war also kein Trafo drin, der für galvanische Trennung gesorgt
> hätte,

In vielen früheren Fernsehern bis mindestens Mitte der 70ger war das 
Chassis innen auf einem Pol der Netzspannung.
Wenn man das (ohne Trenntrafo weil man war jung und hatte kein Geld) 
reparieren wollte hat man erst mal gemessen ob jetzt N oder Phase auf 
dem Chassis war und ggf den Netzstecker gedreht.

Milo W. schrieb:
> In der DDR haben vor allem Spinner und Dilletanten gelebt.

Und das lieber Milo war im Westen.

von walter k (Gast)


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Milo W. schrieb:
> In der DDR haben vor allem Spinner und Dilletanten gelebt.

LoL

Weisst Du warum wir in 12 Jahren statt 13 Jahren mit dem Abi fertig 
waren? - Bei uns fehlte ein ganzes Jahr Unterricht für Schauspielerei 
und Schaumschlägerei!

von Joachim B. (jar)


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Michael M. schrieb:
> Ah, da war also kein Trafo drin, der für galvanische Trennung gesorgt
> hätte,

und an der/den Antennenbuchsen Hochvoltkondensatoren in pF worüber die 
50Hz  schwer rüberkommen, der Xc ist einfach zu groß. Kribbeln konnte es 
trotzdem!
Dazu noch auf JEDER Rückwand groß der Aufdruck nur vom Fachpersonal zu 
öffen, Lebensgefahr. Es gab innen keine Schutzisolierung, es gab jede 
Menge Teile ohne Berührungsschutz und ohne Netztrennung. Später für 
externe Lautsprecher wurden Audiotrafos eingebaut die die Hochvolt 
Audioamplitude aus der Röhre nicht nur netztrennte sondern auch gleich 
die Impedanz runtertransformiert zu bekannten niederohmigen 
Lautsprecherwerten.

von Percy N. (vox_bovi)


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Milo W. schrieb:
> In der DDR haben vor allem Spinner und Dilletanten gelebt.

Schlimm, wenn so eine Tante anfängt, dille zu werden.

von Stefan F. (Gast)


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Udo S. schrieb:
> In vielen früheren Fernsehern bis mindestens Mitte der 70ger war das
> Chassis innen auf einem Pol der Netzspannung.

Sowas kann man sich heute gar nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst 
erlebt hat. Ich war damals wohl noch zu klein um mich daran zu erinnern.

von Percy N. (vox_bovi)


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walter k schrieb:
> Weisst Du warum wir in 12 Jahren statt 13 Jahren mit dem Abi fertig
> waren?
Das war durch Kurzschuljahre bzw fünfsemestrige Oberstufe im Westen für 
manche Jahrgänge nucht anders.
> - Bei uns fehlte ein ganzes Jahr Unterricht für Schauspielerei
> und Schaumschlägerei!

Stattdessen gab es virtuelle Planerfüllung ...

von walter k (Gast)


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Percy N. schrieb:
>> - Bei uns fehlte ein ganzes Jahr Unterricht für Schauspielerei
>> und Schaumschlägerei!
>
> Stattdessen gab es virtuelle Planerfüllung ...

Naja -- so gross sind die Unterschiede zu damals ja nun auch nicht mehr.
Damals versammelten sich die Brigade vor Schichtbeginn vor der bunten 
Wandzeitung und lies sich vom Parteisekretär erläutern, warum der Plan 
übererfüllt werden sollte - und wogegen bzw. wofür gerade "gekämpft" 
wird - Heute versammeln sich die Kollegen vor Magnettafeln im Rahmen von 
Qualitätsmanagement oder KaiZen und lassen sich von Dampfplauderern 
erzählen, warum und wofür heute Leistungen > 100% zu erbringen seinen 
oder wer oder was demnächst zertifiziert oder auditiert wird;-)

von Elektrofan (Gast)


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>> In der DDR haben vor allem Spinner und Dilletanten gelebt.

> Schlimm, wenn so eine Tante anfängt, dille zu werden.

Und einer solchen dürfen wir uns schon länger,
"gefühlt" seit der letzten Währungsreform, erfreuen ...
DUW  ;-)

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